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Wirtschaft: „Sehr dramatische Entwicklung“

Herr Schulz, bei neu abgeschlossenen Mietverträgen steigen die Mieten in Friedrichshain deutlicher als im Durchschnitt. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Herr Schulz, bei neu abgeschlossenen Mietverträgen steigen die Mieten in Friedrichshain deutlicher als im Durchschnitt. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Ich halte das für eine sehr dramatische Entwicklung. Denn auf der einen Seite sind die Neuvertragsmieten von heute die Bestandsmieten von morgen. Auf der anderen Seite hat in unserem Bezirk ungefähr ein Drittel der Bevölkerung ein niedriges Einkommen. Deshalb ist die Gefahr der Verdrängung und der Segregation gestiegen.

Haben Sie als Bezirk überhaupt Möglichkeiten, etwas dagegen zu unternehmen?

Mietrecht ist Bundesrecht. Wir unterstützen aber politische Initiativen und haben erreicht, dass der Berliner Senat eine Bundesratsinitiative zur Begrenzung von Mieterhöhungen gestartet hat. Auf bezirklicher Ebene haben wir zum Beispiel mehrere Milieuschutzgebiete ausgewiesen, in denen Luxussanierungen untersagt sind.

Hat es denn nicht auch positive Seiten, wenn ein Stadtteil so attraktiv ist, dass er Leute mit höherem Einkommen anzieht?

Diese Sichtweise tut so, also ob in Friedrichshain-Kreuzberg heute ausschließlich schlecht verdienende Menschen wohnen würden. Das ist aber nicht so. Wir haben eine große Vielfalt an Einkommensverhältnissen. Durch die jetzigen Veränderungen droht aber die ärmere Bevölkerung verdrängt zu werden. Und das halte ich für problematisch. Denn es kann nicht das Ziel von Stadtentwicklungspolitik sein, dass Ärmere nur noch am Stadtrand wohnen können.

In Friedrichshain entstehen zurzeit auch viele Eigentumswohnungen.

Das ist ein Prozess, der die Nachfrage abbildet. Es gibt eine wachsende Zahl von Haushalten, die – auch mit Blick auf die explodierenden Mieten – Eigentum erwerben wollen. Gleichwohl wäre es wichtig, auch bezahlbare Mietwohnungen zu errichten. Denn danach gibt es eine große Nachfrage

Interview: Christian Hunziker

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