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Wirtschaft: Selbst zahlen und trotzdem sparen

Warum die Vollkasko-Versicherung mehr leistet und dabei oft noch billiger ist als die Teilkasko

Erst der Mensch, dann die Maschine - so lautet ein oft gehörter Rat für sinnvollen Versicherungsschutz. Weil zum Beispiel eine Berufsunfähigkeit weitaus mehr finanzielle Probleme mit sich bringen kann als ein Auto, das zu Schrott gefahren wurde. Doch in der Praxis steht das Auto an erster Stelle – die Kaskoversicherung lassen sich die Bundesbürger viel Geld kosten.

Jeder dritte Autohalter leistet sich zum gesetzlich vorgeschriebenen Schutz der Haftpflicht-Versicherung noch eine Vollkasko-Police. Die meist günstigere Teilkasko ist weit weniger verbreitet. Beide Versicherungen zahlen bei Schäden am Fahrzeug unter anderem durch Blitzschlag, Brand, Hagel, Glasbruch, Sturm und - manche haben das gerade zu schätzen gelernt - bei Überschwemmungen. Der entscheidende Unterschied zwischen den Policen ist: Die Vollkasko ersetzt auch Schäden durch Vandalismus und selbstverschuldete Unfälle.

Klar, dass bei so viel mehr an Schutz die Vollkasko eigentlich teurer sein müsste. Ist sie aber nicht unbedingt. Denn bei der Vollkasko gibt es wie in der Haftpflicht-Versicherung Schadenfreiheitsrabatte, die Kunden ohne Schäden belohnen. Nach einigen Jahren sinkt die zu zahlende Prämie deutlich. Anders bei der Teilkasko: Die Prämie bleibt gleich. Das führt zu dem kuriosen Ergebnis, dass langjährig schadenfreie Kunden den besseren Schutz der Vollkasko billiger bekommen können als den der Teilkasko.

Für Fahrer von Neuwagen führt meist kein Weg an der Vollkasko vorbei. Schließlich sind zwei von drei neu zugelassenen Autos mittlerweile finanziert, sei es über einen Kredit oder per Leasing. Die Geldgeber pochen darauf, dass ein Vollkasko-Schutz besteht. Schließlich kann schon die erste Fahrt vom Hof des Händlers in einem Totalschaden enden - die Sicherheit für den Kredit wäre dann wertlos.

Cabrios länger versichern

Bis zu einem Alter des Autos von vier Jahren gilt eine Vollkasko im Allgemeinen als sinnvoll. Bis dahin hat das Auto in der Regel ohnehin schon die Hälfte seines Wertes verloren. Kommt es nun zum selbst verschuldeten Crash, wäre das auch ohne Versicherungsleistung nicht existenzbedrohend.

Anders kann das zum Beispiel bei Cabrios aussehen, die häufig Opfer von Schlitzer-Attacken werden. Diese Gefahr droht unvermindert noch nach sechs oder acht Jahren. Wenn das neue Verdeck dann von der Versicherung bezahlt wird, ist das sicher angenehm. Allerdings sind gerade Cabrios in der Vollkasko-Versicherung besonders teuer.

Was der Schutz kostet, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, etwa dem Wagentyp oder dem Wohnort. Mit allerlei Rabatten und Sonderleistungen erschweren die Versicherer zudem den Vergleich. So locken einige Anbieter mit der Klausel „erweiterter Wildschaden". Das soll heißen, dass nicht nur bei Zusammenstößen mit „Haarwild" geleistet wird, sondern auch bei unerfreulichen Begegnungen mit Pferden oder Kühen. Für typische Stadtfahrer dürfte das aber kein durchschlagendes Argument sein, um dafür bereitwillig mehr Prämie zu zahlen.

Wie in der Haftpflicht- sind auch in der Kaskoversicherung die Beitragsunterschiede erheblich. Grundsätzlich gilt: Bei Direktversicherern - sie haben keine Vertreter - lässt es sich meist günstigster fahren als bei herkömmlichen Anbietern. Als attraktive Versicherer gelten die Huk Coburg-Internettochter Huk24, die WGV Schwäbische Allgemeine oder Axa die Alternative.

Neben der Suche nach einem günstigen Anbieter entscheidet bei der Kaskoversicherung aber nicht zuletzt auch die Vertragsgestaltung über die Prämie. Über Selbstbeteiligungen lässt sich noch mal kräftig sparen. Für die Teilkasko hält die Stiftung Warentest etwa eine Selbstbeteiligung von 150 Euro für sinnvoll, bei der Vollkasko von 300 Euro. Der höhere Betrag in der Vollkasko erklärt sich damit, dass damit mehr Luft geschaffen wird, um eine Rückstufung im Schadenfall zu verhindern. Falls doch mal etwas passieren sollte.

Andreas Kunze

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