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Wirtschaft: Selten so gelacht

Gute Stimmung im Büro ist wichtig für die Motivation. Und leider viel zu selten. Wie das gelingt.

Der „Harlem Shake“ ist in den vergangenen Wochen wie ein Lauffeuer durch zig deutsche Büros gegangen – ein wilder Schütteltanz, 30 Sekunden lang, ohne Choreographie aber voller Ekstase. Anscheinend hemmungslos gaben sich beispielsweise Verwaltungsangestellte, Agenturmitarbeiter und Krankenhausbelegschaften dem Zappeln hin und stellten Videos davon ins Internet. So wie ein US-amerikanischen Blogger, der mit seinem Zappelvideo im Netz überhaupt erst den Anstoß zu der ganzen Sache lieferte.

Die Aktion steht vor allem für eins: gute Laune. Die kommt in vielen Unternehmen häufig zu kurz und damit könnte man auch die Begeisterung der vielen Nachahmer erklären. Gute Stimmung im Büro muss sein. Nur so bleiben Mitarbeiter motiviert und liefern am Ende gute Ergebnisse ab. Dafür braucht es natürlich nicht gleich den Harlem Shake. Schließlich gibt es auch viele, denen schon bei der Vorstellung daran jeglicher Spaß vergeht.

Vielmehr kommt es auf eine grundsätzlich positive Betriebskultur an. Und die beeinflusst vor allem der Chef in einem Unternehmen oder Team. „Führungskräfte haben einen enormen Einfluss auf die Stimmung und damit eine großes Vorbild“, sagt Caroline Krüll, Kommunikationstrainerin und Autorin von fünf Fachbüchern. Das heiße, wenn der Chef gute Laune verbreitet, übertrage sich das automatisch auf die Mitarbeiter.

Das funktioniert am besten über Anerkennung und Aufmerksamkeit. Denn, so Krüll: 80 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland wünschen sich mehr Lob. „Das kann ein netter Satz sein dazu, dass jemand eine Aufgabe besonders schnell erledigt hat, oder eine gute Idee zu einem Projekt hatte“, sagt die Trainerin. Diesen Rat gibt auch die Berliner Mental- und Wellnesstrainerin Sigrid Engelbrecht an ihre Kunden weiter. Jeder habe das Bedürfnis danach, mit seinem Potenzial gesehen zu werden. Weil man in vielen Betrieben aber eher auf die Fehler schaue, komme die Wertschätzung zu kurz. Oft müsse man sich richtig schulen, den Blick auf das Positive zu richten. „Es reichen wirklich kleine Signale im Alltag, wenn etwas gefallen hat.“

Geht es generell um mehr Aufmerksamkeit, sollte ein Chef am besten jeden Morgen persönlich bei jedem Mitarbeiter vorbeischauen und einen guten Morgen wünschen. „Das ist eigentlich ein Basic für gute Stimmung, aber nur ganz wenige setzen es um“, weiß Krüll. Eine Idee für kleine und mittlere Teams sei außerdem, einmal am Tag eine kleine Gesprächsrunde einzuberufen. In diesem Kreis könne dann jeder der Reihe nach berichten, woran er gerade arbeitet.

Aber nicht nur mit guten Worten lässt sich am Spaßfaktor der Arbeit schrauben. Hier ist mitunter auch voller Körpereinsatz gefragt. Zum Beispiel wenn sich das komplette Team einmal im Monat zum Bowlen trifft, einen Kneipenbesuch macht oder eine Radtour. „Mit solchen Aktionen hält man den Teamgedanken hoch und fördert eine positive Stimmung unter den Kollegen“, erläutert Krüll. Gut sei auch, wenn die Mitarbeiter reihum eine Unternehmung vorschlagen könnten, die dann von allen umgesetzt wird. Damit fühle sich der einzelne Mitarbeiter noch einmal stärker in die Gruppe eingebunden – was sich wiederum positiv auf seine Stimmung auswirke.

Im Büroalltag ist ebenfalls mehr Spaß und Abwechslung möglich. Zum Beispiel mit einer nett eingerichteten Ecke mit Stehtischen und Blumen, an der sich Kollegen zwischendurch zur Kaffeepause treffen können, einer festen gemeinsamen Kaffeepause am Tag, zu der jeder freiwillig kommen kann oder einem Tauschtisch, auf dem Kollegen untereinander etwa gebrauchte Bücher, CDs und Spiele austauscht.

Damit keine negative Stimmung aufkommt, sollte sich jeder aber auch an bestimmte Verhaltensregeln halten. Dazu gehört, sich gegenseitig zuzuhören, Bitte und Danke zu sagen. Nicht auf jeder Kleinigkeit, die einem missfällt, herumzureiten, sondern mehr Akzeptanz und Geduld zeigen. „Zudem sollte man bei wirklichen Problemen mit einem Kollegen nicht einfach vor sich hin grummeln oder womöglich hinter seinem Rücken über ihn lästern“, mahnt Krüll. In solchen Situationen helfe es auch nicht, sich zu verstellen und eine gute Miene vorzutäuschen. „Über die Körpersprache verrät man sich sofort, die entsteht nämlich im Kopf.“

Besser ist es darum die betreffende Person an die Seite zu nehmen und ein Problem offen anzusprechen. Damit das aber nicht in einer Eskalation endet, komme es auf die richtige Wortwahl an, erläutert Sigrid Engelbrecht. Anstatt das Gegenüber anzugreifen und zu beschimpfen mit „Du hast das und das gemacht“, funktioniere besser: „Das kam bei mir so und so an“. „Wichtig hierbei ist, auch gleich eine Lösung anzubieten nach dem Motto 'Ich fände es gut, wenn wir das ab jetzt folgendermaßen machen'“. Nun gibt es also sehr viele Möglichkeiten, im Büro für gute Laune zu sorgen. Was aber tun, wenn schon morgens vor der Arbeit die Stimmung im Keller ist?

Es gibt Probleme in der Beziehung, man muss eine hohe Rechnung bezahlen oder der geplante Urlaub muss ins Wasser fallen – die Gründe dafür können vielfältig sein. Die Expertinnen raten ganz einfach: Schalter umlegen. Klinge hart, sei aber der effektivste Weg, um sich auf die Arbeit konzentrieren zu können und nicht als Miesepeter unter den Kollegen herumzulaufen. „Die Frage ist: Lasse ich zu, dass das Problem mich besiegt, oder besiege ich das Problem“, sagt Krüll. Arbeit sei zudem eine gute Ablenkung, um die Sache danach mit einem freien Kopf wieder anzugehen. „Den Schalter umzudrücken ist eine echte Disziplin und Lernsache.“

Wie man sich das leichter machen kann, weiß die Trainerin Engelbrecht. Sie empfiehlt eine Technik, die ursprünglich aus dem Yoga kommt: Atmen nach Schritten. Man gehe vier Schritte, atme dabei tief ein und stelle sich vor alle schönen Dinge im Alltag dabei einzuatmen. Beim folgenden Ausatmen und den nächsten vier Schritten gehe es stattdessen darum, alles negative aus sich heraus fließen zu lassen. Jede Wiederholung bringt Stück für Stück eine Entlastung. „Und am Ende ist man in einem viel besseren energetische Zustand als vorher“, so Engelbrecht.

Allerdings helfe die Technik natürlich nur bei normalen Alltagsproblemen. Bei großen Sorgen sei es besser, den Kollegen einfach zu sagen, dass es heute mal nicht so gut geht – zum Beispiel mit „bitte schaut mich heute nicht schräg an, oder: bitte nehmt doch heute etwas Rücksicht“. „So wissen die anderen Bescheid und man selbst muss sich nicht verstellen.“

Lara Sogorski

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