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Neue Stellen gibt es schon noch, berichtet die Bundesagentur für Arbeit. Dennoch wird es für die Bewerber enger.

© dpa

September-Zahlen: Euro-Krise verschärft Konkurrenz am Arbeitsmarkt

Die Arbeitslosigkeit sinkt im September weniger stark als erwartet - wohl auch deshalb, weil zusätzliche Beschäftigte kommen. Aus dem EU-Ausland waren es in diesem Jahr bereits 270.000.

Qualifizierung und Weiterbildung waren am Dienstag die Schlagworte von Ursula von der Leyen und Heinrich Alt. Die Bundesarbeitsministerin und der Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (BA), die sich zu den schwächer als erwartet ausgefallenen Arbeitslosenzahlen für September äußerten, wollen diese bei der Arbeitsmarktpolitik künftig stärker in den Vordergrund stellen. Denn durch den Herbstaufschwung, der normalerweise für einen deutlichen Rückgang bei den Arbeitslosen sorgt, war die Zahl der Menschen ohne Job im Vergleich zum Vormonat nur leicht um 97 000 gesunken, auf nun 2,85 Millionen. Im Vergleich zum September 2012 waren das sogar 61 000 mehr. Ohne jahreszeitliche Schwankungen stieg die Arbeitslosenzahl um 25 000 zum Vormonat. In Berlin gingen Zahl und Quote zurück (s. Grafik). Die Stadt bleibt aber mit 11,3 Prozent Schlusslicht unter den Bundesländern.

Als Grund gibt die Bundesagentur an, dass Arbeitslose nicht mehr so stark von den zusätzlichen Jobs, die hierzulande entstehen, profitieren. „Der Wettbewerb am deutschen Arbeitsmarkt hat in diesem Jahr zugenommen“, sagte BA-Vorstand Heinrich Alt. Denn um die Arbeitsplätze konkurrieren nicht nur die Arbeitslosen: So kommen in diesem Jahr allein 270 000 Zuwanderer aus EU-Staaten sowie 190 000 Frauen und Ältere auf den Arbeitsmarkt und suchen einen Job.

Da 240 000 Personen aus Altersgründen aus der Statistik fallen, bleibt ein zusätzliches Arbeitskräfteangebot von 220 000 Menschen. Die Rekordbeschäftigung durch die robuste Konjunktur sorge nicht mehr so stark wie bisher für ein Sinken der Arbeitslosigkeit, sagte Alt. „Insgesamt zeigt sich der deutsche Arbeitsmarkt in einer guten Grundverfassung, gleichzeitig werden aber strukturelle Probleme immer deutlicher.“ Denn oft passten die Qualifikationen der Arbeitslosen nicht zum Anforderungsprofil der Firmen. Schwierig ist die Vermittlung den Statistiken zufolge vor allem bei Ungelernten, bei denen jeder fünfte ohne Job ist. Bei Ausgebildeten liegt die Arbeitslosenquote bei 5,4 Prozent, bei Hochqualifizierten nur bei 2,4 Prozent. Man steuere derzeit von kurzfristigen zu abschlussorientierten Maßnahmen um, erklärte Alt.

Auch von der Leyen mahnte: „Der Beschäftigungsaufbau zieht zu wenig Arbeitslose wieder zurück ins Erwerbsleben.“ Deshalb müsse die Arbeitsmarktpolitik „noch stärker und breiter auf Weiterbildung und Qualifizierung setzen“. Die Opposition übte Kritik an den Äußerungen der Ministerin: Von der Leyen habe die Mittel für Aus- und Weiterbildungen radikal zusammengestrichen, sagte die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Grünen, Brigitte Pothmer. Damit spare Leyen „am falschen Ende“.

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© Tsp

Der Zustrom der Zuwanderer dürfte auch in den kommenden Monaten anhalten. In der Euro-Zone ging die Arbeitslosigkeit kaum zurück. 19,2 Millionen Männer und Frauen hatten im August keinen Job – laut Statistikamt Eurostat 5000 weniger als im Vormonat, aber knapp 900 000 mehr als vor einem Jahr. Die bereinigte Arbeitslosenquote verharrte auf dem Juli-Wert von 12,0 Prozent. Dabei trifft es weiter besonders die jungen Menschen: Im August waren knapp 5,5 Millionen EU-Bürger unter 25 Jahren arbeitslos. Besonders in Griechenland (61,5 Prozent im Juni), Spanien (56 Prozent) und Kroatien (52 Prozent im zweiten Quartal 2013) sind die Zahlen alarmierend. Wenn sich die Konjunktur in den Krisenstaaten 2014 wie erwartet bessern sollte, könnte die Zuwanderung nachlassen, sagte Alt.

Für die Arbeitslosen hierzulande, besonders für die, die schon lange ohne Job sind, dürfte sich die Lage 2014 dennoch nicht wesentlich entspannen. Während die Zahl der Beschäftigten um 240 000 steigen soll, werde die Arbeitslosigkeit nur um 40 000 sinken, sagt eine Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) voraus. Insgesamt sollen dann knapp 42,1 Millionen Menschen in Deutschland Arbeit haben. (mit dpa)

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