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Gemeinsame Filialen von Sparkasse und Volksbank sollen die Antwort auf den Spardruck sein.

© Andreas Arnold/dpa

„Share a bank“: Frankfurter Volksbank und Taunus Sparkasse teilen sich künftig Filialen

Noch 2019 soll die erste Gemeinschaftsfiliale der Frankfurter Volksbank und der Taunus Sparkasse kommen. Ziel ist es, Kosten einzusparen.

Auf einmal leuchtet der große zwischen Eva Wunsch-Weber und Oliver Klink platzierte Würfel kurz in hellem Grün, bevor er wieder in Blau und Rot wechselt. Wunsch-Weber, Vorstandschefin der Frankfurter Volksbank nimmt es mit Humor. Denn die Farbe Grün ist in der bislang bundesweit einmaligen Kooperation ihres Hauses mit der Taunus Sparkasse (noch) nicht vorgesehen, ein weiterer Partner nicht in Sicht.

Das neue FinanzPunkt-Logo der Frankfurter Volksbank und der Taunus Sparkasse.
Das neue FinanzPunkt-Logo der Frankfurter Volksbank und der Taunus Sparkasse.

© imago images

Auch deren Chef Oliver Klink belächelt das kleine Malheur im „Labor“ der beiden Institute in Sulzbach vor den Toren Frankfurts, wo sie vier Monate lang ihre neue Idee getestet haben und am Dienstag vorstellten. „FinanzPunkt“ steht in dicken Lettern auf einem Rahmen über den beiden Chefs. So benennen die Institute künftig von ihnen gemeinsam betriebene Volksbank-Sparkassen-Filialen.

Sie sind wechselweise an festen Tagen von Beschäftigten der Volksbank und Sparkasse von Montag bis Freitag-Mittag besetzt. Blau leuchtet der dort künftig platzierte Würfel, wenn Berater der Volksbank vor Ort sind. Rot, wenn die Kollegen der Sparkasse zugegen sind.

26 Filialen wollen die beiden Institute in den nächsten drei Jahren nach dem Motto „Share-a-bank“ gemeinsam im Taunus als FinanzPunkt gestalten. Die erste wird Ende Oktober in Bad Soden-Neuenhain eröffnet werden. Am Jahresende sollen es zehn sein.

„Wir sind überzeugt, dass wir mit tradierten Antworten die neuen Kundenwünsche nicht mehr bedienen können. Mit der Initiative FinanzPunkt beschreiten wir echtes Neuland in der deutschen Bankenlandschaft“, sagt Klink. „Und es tut nicht einmal weh“.

Arbeitsplätze bleiben erhalten

Auch Wunsch-Weber sieht beide Seiten als Gewinner. „Erstmalig haben eine Sparkasse und eine Volksbank eine flächendeckende Kooperation vereinbart. Über alle Grenzen des tradierten Säulen des Bankwesen hinweg. Das ist mutig und zukunftsweisend“.

Kein einziger Arbeitsplatz werde abgebaut und das Modell rechne sich für beide Seiten, weil die Kosten für die Filiale geteilt würde. „Im Vergleich zu einer eigenen Filiale sparen wir 40 Prozent“, betont Klink. Klar ist für beide trotzdem: Sie bleiben Wettbewerber.

Beide glauben trotz sinkender Besuche weiter an die Bedeutung der Filialen und halten den direkten Kontakt mit den Kunden für wichtig. Durch die Kooperation bieten beide Institute sogar vier neue Ableger, weil bisherige SB-Filialen aufgewertet werden.

Wunsch-Weber und Klink wissen um den Kostendruck unter anderem durch die Nullzins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB). Fünf Millionen Euro lassen sich beide Institute die bis Ende 2021 entstehenden 26 FinanzPunkte kosten. An knapp 50 Standorten werden die bisher getrennten Filialen zusammengelegt.

Berater beider Häuser kümmern sich dort getrennt um die Kunden. Dazu sind Geldautomaten vorhanden. Die IT bleibt aber weiter strikt getrennt, womit, so Wunsch-Weber und Klink auch der Datenschutz und das Bankgeheimnis gewährleistet würden. An neun der 26 Standorte wird es allerdings nur Geldautomaten und Selbstbedienungsgeräte geben.

Die Resonanz auf die für Deutschland in dieser Form einmaligen Kooperation im Bankensektor sei positiv, betonen Klink und Wunsch-Weber. Beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) reagiert man allerdings zurückhaltend.

Zusammenarbeit ist keine neue Idee

Die gemeinsame Nutzung einer Infrastruktur sei aus ökonomischen Gründen nicht ungewöhnlich, das habe es schon vor 20 Jahren gegeben. „Aus markenstrategischer Sicht“, heißt es beim DSGV, sei es allerdings problematisch, dass die Sparkasse an einzelnen Tagen auf ihre Marke verzichtet. „Das birgt die Gefahr, die Erwartungen der Kunden, die sich bewusst für einen Anbieter entschieden haben, zu enttäuschen.“ Es sei aber eine Entscheidung der beiden Institute. „Einen Trend hin zur gemeinsamen Nutzung von Filialen in der Fläche sehen wir nicht“, sagt DSGV-Sprecher Stefan Marotzke.

Dass es letztlich sogar zu einer Fusion der beiden Institute kommt, schließen Klink und Wunsch-Weber aus. Man fühle sich wohl in den Verbünden. Zudem sei ein solcher Schritt unter anderem auch wegen des Versorgungsauftrags für die jeweilige Region rechtlich schwierig umzusetzen, sagt die Chefin der Frankfurter Volksbank.

Prinzipiell neu ist die Zusammenarbeit zwischen der Frankfurter Volksbank und der Taunus Sparkasse allerdings nicht. Bereits 2001 hatten beide die erste gemeinsame SB-Filiale eröffnet. Diesem Beispiel sind mittlerweile etliche Volksbanken und Sparkassen in Nordrhein-Westfalen gefolgt und in Baden-Württemberg die Volksbank Ulm-Biberach und die Sparkasse Ulm.

„Es gibt schon längere Zeit Kooperationen, bei denen sich eine Volksbank oder Raiffeisenbank mit der Sparkasse vor Ort einen Standort teilen“, sagt Cornelia Schulz vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken. „Solche Entscheidungen trifft in unserer dezentralen Bankengruppe jede Genossenschaftsbank eigenständig.“

Finanzexperten wie Wolfgang Gerke vom Bayerischen Finanzzentrum bewerten die jetzt im Taunus entstehenden FinanzPunkte als wichtigen Schritt. Das sei für Kunden besser als eine Filialschließung. Echte Fusionen zwischen Volksbanken und Sparkassen sind nach Ansicht anderer Beobachter aber kein Thema. Dazu seien die Strukturen viel zu unterschiedlich.

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