zum Hauptinhalt

"Share Economy": Was man alles teilen kann

Von der Lasagne bis zum Haus: Über das Internet teilen Fans der "Share Economy" inzwischen nahezu alles. Eine Übersicht der populärsten Portale.

Mobilität

Daumen hoch und am Straßenrand darauf warten, dass jemand anhält, war gestern. Mittlerweile finden Fahrer und Mitfahrer über Handy-Apps oder das Internet zusammen. Online-Plattformen wie Mitfahrgelegenheit und Mitfahrzentrale bieten denjenigen eine Alternative, die keine eigenes Auto haben, aber auch nicht mit der Bahn fahren möchten. Uber- und MyDriver-Nutzer hingegen können innerhalb weniger Minuten einen Fahrer per App ordern, der ähnlich wie ein Taxifahrer jedes gewünschte Ziel ansteuert. Wer lieber selber hinter dem Lenkrad sitzt, meldet sich bei einem Carsharing-Anbieter an. Flinkster, DriveNow, Car2Go und andere verleihen Autos stundenweise oder sogar für mehrere Tage. Das funktioniert in der Regel so: Nach der Registrierung sucht der Kunde per App oder im Internet nach einem Auto in seiner Nähe. Ist er fündig geworden, kann er seinen Wunschwagen mit einer Kundenkarte öffnen und direkt losfahren. Abgerechnet wird meist pro Minute, für eine halbstündige Fahrt berechnet beispielsweise der Anbieter DriveNow rund zehn Euro. Nach der Fahrt stellt der Kunde den Wagen an einer Carsharing-Station oder an einem beliebigen Parkplatz wieder ab. lis

Arbeit

Die Steuererklärung zu erstellen, dauert oft länger als erwartet. Helfen können da zum Beispiel Steuerberater im Ruhestand. Über die Internetseite Rent A Rentner bieten Rentner ihre Dienste für kleinere Arbeiten an: Neben der Steuererklärung kann das zum Beispiel Nachhilfeunterricht sein. Auch wer kurzfristig eine Reinigungskraft sucht, wird im Netz fündig. So vermittelt das Berliner Start-up Book A Tiger zum Beispiel seit diesem Jahr online stundenweise Putzpersonal. Das Konzept lieg im Trend: Helpling, Homejoy oder Clean Agents – die Liste der Anbieter ist lang. Andere Arbeitsaufträge vermittelt die Plattform Freelancer – eine Internetseite für Freischaffende aus allen Berufssparten. Auf 12 Designers bieten Künstler und Designer Hilfe bei der Visualisierung von Projekten an. Und über Greatcontent können Kunden bei Autoren Texte in Auftrag geben. Diese neue Welt der Arbeitsteilung hat allerdings zwei Seiten: Zwar finden Menschen durch sie im Internet schnell Aufträge, die sie sonst nicht bekommen hätten. Allerdings bemängeln Gewerkschaften die oft schlechte Bezahlung sowie fehlende Mindeststandards, zum Beispiel beim Gesundheitsschutz. bes

Wohnen

Eine Couch für die Nacht finden oder ein Apartment in New York für zwei Monate mieten: Der Wohnungsmarkt bietet eine ganze Bandbreite an Möglichkeiten, um zu teilen oder tauschen. Zu den bekanntesten dürfte die Plattform Couchsurfing gehören, auf der Privatleute Reisenden eine kostenlose Unterkunft anbieten. Vor allem Low-Budget- Reisende machen von der Möglichkeit Gebrauch, eine ernsthafte Konkurrenz ist das Portal allenfalls für das Hostel-Gewerbe. Hotels und Pensionen hingegen graut es vor Airbnb und dessen Klon Wimdu. Die Portale vermitteln Wohnraum privater Mieter für einige Tage, Wochen oder Monate an Gäste. Dieses Konzept hat im Januar der Bundesgerichtshof hinterfragt. Bei einer tageweisen Vermietung der eigenen Wohnung an Touristen handelt es sich nicht mehr um eine Untervermietung im rechtlichen Sinne, so sein Urteil. Auf die anmietenden Gäste hat diese Entscheidung zwar keinen Einfluss. Aber der Vermieter kann dem eigentlichen Mieter nun einen Riegel vorschieben, wenn er seine Wohnung für ein paar Tage vermieten möchte. Teilen ist manchmal wohl doch nicht so einfach. lis

Essen

„100 Kilogramm Obst und Gemüse von der Ifa. Status: abholbereit“, heißt es auf der Seite von Foodsharing. Das Konzept: Noch essbare Lebensmittel sollen nicht im Müll landen. Jeder kann sich der Community anschließen und mit anderen Nutzern die Brötchen vom Frühstück oder die Lasagne vom Vortag teilen – oder eben 100 Kilo Obst und Gemüse. Auf einer ähnlichen Idee basieren Joinmymeal und Mealsharing. Hobbyköche bieten hier ihre selbst gekochten Gerichte zum Abholen oder zum gemeinsamen Abendessen an. Das Konzept von Ein Teller Gutes geht noch einen Schritt weiter: Hier soll gezielt die Versorgung mit Lebensmitteln von Menschen in einer prekären Lebensphase organisiert werden. Zum Beispiel bei einer schweren Krankheit, die das Einkaufen und Kochen erschwert. bes

Finanzen, Kleidung, Freizeit

Finanzen

Mit kleinen Spenden gemeinsam große Projekte finanzieren: So funktioniert Crowdfunding. Auf Plattformen wie Indigogo stellen Menschen ihre Ideen vor und werben um Investoren. Betterplace sammelt zum Beispiel über Crowdfunding Geld, um soziale Projekte anzuschieben. Anders als beim Crowdfunding steht beim Crowdinvesting die Rendite im Vordergrund. Bei Seedmatch können Anleger sich an der Finanzierung von Start-ups beteiligen. Die Renditen sind hoch, das Risiko aber auch: Im schlimmsten Fall ist das Geld weg. Neben dem Crowdfunding gibt es mittlerweile aber noch viel mehr Möglichkeiten, Finanzen im Netz zu teilen. Zum Beispiel können Verbraucher sich bei Anbietern wie Friendsurance gemeinsam versichern – und so Kosten sparen. Über Apps wie Lendstar teilen sich Freunde Rechnungen oder leihen sich gegenseitig Geld. tav

Kleidung

Der Kleiderschrank ist voll – und trotzdem hat man nichts zum Anziehen. Onlineplattformen wie Kleiderkreisel oder Mädchenflohmarkt bieten da eine kostengünstige Lösung: Auf den Plattformen können Nutzer gebrauchte Kleidung kaufen, verkaufen oder tauschen. Das hilft nicht nur beim Ausmisten und Sparen – teilweise verbirgt sich dahinter auch ein politisches Statement gegen den übertriebenen Konsum in unserer Gesellschaft. Einen Schritt weiter gehen Umsonstläden, in denen Besucher einfach mitnehmen, was andere dagelassen haben, ohne zu bezahlen. Die Läden, die sich oft in autonomen Zentren befinden, sind meist gut bestückt. Auf Kleidertauschparties versorgen sich Freunde und Fremde mit Hilfe von Anbietern wie Klamottentausch gegenseitig mit aussortierten Kleidungsstücken. tav

Freizeit

Das in Berlin gegründete Start-up Soundcloud bietet Künstlern eine Plattform, ihre Musik mit einem größeren Publikum zu teilen. Jeder kann mitmachen – unabhängig vom aktuellen Stand der Karriere. So finden sich bei Soundcloud nicht nur Titel von Bruno Mars oder Rihanna, sondern unter Umständen auch von der Garagenband aus der Nachbarschaft. Das schwedische Unternehmen

Spotify funktioniert nach einem ganz ähnlichen Prinzip. Wer lieber etwas in der Hand hat, könnte bei Hitflip fündig werden: Nutzer können hier CD’s, DVD’s und Bücher untereinander tauschen. Nicht Tauschen sondern Leihen kann man über Bauduu: Spielsets von Lego nämlich. Für einen Bruchteil des Kaufpreises kann der Kunde Sets für eine Weile ausprobieren und bei Langeweile gegen ein neues eintauschen. bes

Auto, Haus, Geld: Alles lässt sich heute bequem mit anderen teilen.
Auto, Haus, Geld: Alles lässt sich heute bequem mit anderen teilen.

© Montage: Tsp

Ben Schröder, Tatjana Viaplana, Lisa Kolde

Zur Startseite