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Shopping-Center: Warenwelt statt Grabbeltisch

Shopping-Center wachsen trotz Krise. Die Pleiten der traditionellen Kaufhäuser nutzen den Zentren, die immer mehr zur Jobmaschine werden.

Berlin - Große Einkaufszentren florieren, während ihre älteren Schwestern, die traditionellen Kaufhäuser, reihenweise in die Pleite rutschen. Was machen die Shopping-Center richtig? Nach Ansicht der Betreiber ist es die Fähigkeit, sich schnell und gezielt den Wünschen der Menschen anzupassen. „Den Kaufhäusern dagegen ist es nicht gelungen, das Lebensgefühl ihrer Kunden abzubilden und emotionale Warenwelten zu schaffen“, urteilt das German Council of Shopping Centers (GCSC), in dem drei Viertel aller 419 deutschen Malls sowie Berater, Einzelhändler, Dienstleister und Investoren organisiert sind.

GCSC-Vorstand Stephan Jung verwies am Dienstag denn auch auf durchweg positive Trends für die Branche. „Wir haben eine robuste Situation.“ Die Krise sei bei den Centern noch nicht angekommen, die Menschen hätten noch „Spaß am Konsumieren“. Im Jahr 2008 hätten die deutschen Einkaufszentren 36 Milliarden Euro Umsatz gemacht, für 2010 prognostizierte Jung einen Umsatz von 38,6 Milliarden Euro. Der Anteil der Malls am gesamten Einzelhandelsumsatz lag 2008 bei 8,4 Prozent, 2010 sollen es 8,9 Prozent sein. Dieses Wachstum schafft Arbeit. Jung nennt die Einkaufszentren „Jobmaschinen“, in denen 2010 schon 544.000 Menschen arbeiten werden, 2008 waren es 497.000. Ein knappes Fünftel aller Beschäftigten im Einzelhandel hat einen Center-Job.

Auch der Anteil der Shopping-Center an der Verkaufsfläche im gesamten Einzelhandel steige stetig, sagte Jung. 2008 waren es 7,3 Prozent, 2010 werde er bei 7,9 Prozent liegen. Das sei zwar noch nicht so viel wie in den USA, wo der Anteil bei 40 Prozent liegt, aber Jung ist da guter Dinge. In Berlin gibt es nach Daten der Beratungsfirma GfK Geo Marketing 34 Malls mit einer Gesamtverkaufsfläche von 701.000 Quadratmetern.

Eine weitere wichtige Entwicklung ist die Rückkehr der Einkaufszentren von der grünen Wiese in die Innenstädte. Alle 40 von 21 verschiedenen Firmen bis 2012 in Deutschland geplanten oder realisierten Malls entstünden in städtischen Lagen. Die Center sollen verwaiste Fußgängerzonen revitalisieren und die Funktion „zentraler Marktplätze“ übernehmen – mit einem steigenden Anteil an Gastronomie.

Die Chancen dafür sind gut. Schließlich werden laut Jung durch die Insolvenzen von Kaufhausketten wie Arcandor und Hertie eine Vielzahl interessanter Immobilien in bester Lage frei. „Das kommt nicht jeden Tag vor“, sagte Jung. Allerdings seien nicht alle dieser Gebäude für eine moderne Mall geeignet – zu niedrige Decken, zu dunkle Räume, zu viele Etagen. Über konkrete Nutzungen oder Umbauten müsse im Einzelfall entschieden werden. Hier tue sich ein interessantes Geschäftsfeld auf, sagte Jung. Schließlich könne auch die Hälfte der bestehenden deutschen Shopping-Center eine Renovierung gut vertragen.

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