zum Hauptinhalt
Isoliermaterial. Die Neue Nationalgalerie ist eins der 200 Gebäude, die Siemens im Zuge der Energiepartnerschaft mit Berlin energetisch sanieren lässt.

© p-a/dpa

Siemens: "Berlin könnte ein geeigneter Standort sein"

Der Siemens-Gesamtbetriebsrat fordert den Konzern auf, die Zentrale der neuen Sparte im Inland anzusiedeln. Sollte sich Siemens für Deutschland entscheiden, hat Berlin einige Argumente auf seiner Seite.

Berlin - Es ist ein seltenes Ereignis: Auf einen Schlag entsteht quasi ein Milliardenunternehmen. „Infrastruktur und Städte“ heißt die neue, vierte Sparte im Siemens-Konzern und sie wird zum Start weltweit 81 000 Mitarbeiter und einen Umsatz von 16,5 Milliarden Euro haben. Darum ist auch die Frage, wohin Siemens den Hauptsitz des Geschäfts legt, nicht trivial. „Es kann auf keinen Fall in unserem Interesse sein, dass das Headquarter der neuen Sparte im Ausland angesiedelt wird“, sagte Lothar Adler, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Siemens AG, im Gespräch mit dem Tagesspiegel. „Wir sagen: Der Sitz muss in Deutschland aufgebaut werden.“

Die Gründung der Sparte „Infrastruktur und Städte“ hatte der Siemens-Aufsichtsrat am Montagabend beschlossen. Damit reagiert der Technologiekonzern auf die wachsende wirtschaftliche Bedeutung von Städten. Siemens-Vorstandschef Peter Löscher schätzt das Volumen dieses Marktes auf jährlich 300 Milliarden Euro. Mit der neuen Organisation, an deren Spitze Roland Busch stehen wird, hofft der Konzern, besser auf die Bedürfnisse der Städte reagieren und ihnen maßgeschneiderte Lösungen anbieten zu können. Busch leitete bisher die Konzernstrategie.

„Ziel der neuen Organisation ist es, näher am Kunden zu sein“, sagte Adler. „Deshalb traue ich dem Management auch zu, dass es an London als Standort denkt. Die Frage ist aber, ob es notwendig ist, den Sitz im Ausland zu haben. Es ist sehr wohl möglich, ein weltweites Netz zu installieren, das aus Deutschland heraus gesteuert wird.“ Er bereite sich jedenfalls bereits auf intensive Gespräche mit dem Management vor.

Rund um London hat Siemens schon eine Reihe großer Projekte realisiert. So liefert der Konzern 175 Windturbinen für den weltweit größten Offshore- Windpark London Array in der Mündung der Themse. Außerdem kommt das intelligente Videosystem für die City-Maut von Siemens, ebenso wie neue Nahverkehrszüge, das satellitengestützte Verkehrsleitsystem für die 8000 Londoner Busse und die ersten Hybridfahrzeuge in der Flotte.

Projekte ähnlicher Größenordnung hat Berlin nicht vorzuweisen. Immerhin hat die Stadt mit Siemens eine Energiepartnerschaft geschlossen. Dabei führt der Konzern auf eigene Kosten an mehr als 200 öffentlichen Gebäuden eine energetische Sanierung durch. Die Stadt zahlt diese Investition über die garantierten Einsparungen von jährlich mehr als fünf Millionen Euro zurück.

Sollte sich Siemens für Deutschland entscheiden, hat neben München und Erlangen, wo heute die wichtigsten Entscheidungsträger sitzen, auch Berlin einige Argumente auf seiner Seite. Berlin ist der größte Produktionsstandort des Konzerns weltweit, hier sitzt auch die Leitung der Verkehrstechnik (Mobility). „Wenn man bei Infrastrukturprojekten vor allem an staatliche Auftraggeber denkt, dann könnte Berlin ein geeigneter Standort sein“, sagte Adler. Dennoch will der Gesamtbetriebsrat sich nicht für eine bestimmte Stadt stark machen – solange das Headquarter der neuen Sparte in Deutschland bleibt. Adler betonte, dass dies der größte Konzernumbau seit dem Jahr 2007 sei. „Ich glaube, dass es für viele Mitarbeiter eine große Herausforderung wird.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false