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Wirtschaft: Siemens: Der Konzern macht deftigen Verlust

Der Siemens-Konzern hat im dritten Quartal seines Geschäftsjahres fast eine Milliarde Mark Verlust gemacht. Grund für das schwache Ergebnis ist das schlechte Geschäft in den Sparten Netzwerktechnik und Mobilfunk.

Der Siemens-Konzern hat im dritten Quartal seines Geschäftsjahres fast eine Milliarde Mark Verlust gemacht. Grund für das schwache Ergebnis ist das schlechte Geschäft in den Sparten Netzwerktechnik und Mobilfunk. Als erste Konsequenz musste der für den Netzwerkbereich zuständige Siemens-Vorstand Roland Koch seinen Hut nehmen. Die Verluste hätten die Gewinne anderer Siemens-Sparten wie dem Kraftwerksbau mehr als zunichte gemacht, sagte Vorstandschef Heinrich von Pierer. Der Jahresgewinn des Vorjahres werde nicht erreicht. -Ohne Sondereffekte und ohne die Chip-Tochter Infineon verbuchte der Siemens-Konzern einen Verlust von 489 Milliarden Euro. Lediglich außerordentliche Einnahmen wie die Übertragung von Infineon-Aktien an den eigenen Pensionsfonds führten im vergangenen Quartal zu einem Buchgewinn von 1,6 Milliarden Euro. Der Umsatz des Konzerns stieg ohne Infineon um 23 Prozent auf 20,3 Milliarden Euro.

Am schwierigsten sei derzeit die Lage in der Netzwerksparte ICN (Information and Communication Networks), sagte Konzernchef Pierer. Der Geschäftsbereich habe nicht schnell genug auf die Flaute reagiert. Die Betreiber von Kommunikationsnetzen hielten sich mit Bestellungen zurück. Einige Kunden seien sogar zahlungsunfähig. ICN hat im dritten Quartal 563 Millionen Euro Verlust vor Zinsen und Steuern gemacht. Der für den Geschäftbereich zuständige Konzernvorstand Roland Koch verlässt "in gegenseitigem Einvernehmen" das Unternehmen. Sein Nachfolger wird Thomas Ganswindt, der aus der Siemens-Sparte Transportation Systems kommt.

Ganswindt muss den bereits begonnenen Umbau der ICN-Sparte fortführen, der mit Stellenstreichungen und dem Verkauf nicht profitabler Geschäftsbereiche einhergeht. "Es gibt keine Tabus," sagte Pierer. Neben Werksschließungen sei auch der Verkauf von Geschäftsteilen nicht ausgeschlossen. Für ICN hat Siemens jüngst den Abbau von 7 500 Stellen abgekündigt, was rund 2,3 Milliarden Mark einsparen soll. Dieses Restrukturierungsprogramm hat Pierer nun auf 3,9 Milliarden Mark aufgestockt, was den Abbau weiterer Arbeitsplätze wahrscheinlich macht. "Es wird weitere Reduzierungen geben," sagte Pierer. Konzernweit summieren sich die zuletzt angekündigten Abbaupläne auf über 10 000 der insgesamt 464 000 Stellen. Derzeit könne man noch nicht sagen, ob auch der Standort Berlin von Stellenstreichungen betroffen sei, sagte ein Siemens-Sprecher. Der unter Ertragsdruck stehende Bereich beschäftige in Berlin über 4000 Leute (siehe auch Siemens in Berlin).

Besser ist die Lage nach Einschätzung Pierers trotz hoher Verluste in Höhe von 511 Millionen Euro beim Mobilfunk. "Wir haben das Schlimmste hinter uns", sagte der Siemens-Chef. Die Lagerbestände seien um ein Drittel verkleinert worden und die neuen Handy-Modelle verkauften sich prächtig. In der Mobilfunk-Sparte habe man entschlossen und schnell auf die Marktschwäche reagiert. Die Gewinnschwelle der Handy-Produktion sei mittlerweile auf 30 Millionen Mobiltelefone jährlich gesenkt worden. Neben der Netzwerktechnik und dem Mobilfunk schreiben auch die Automobilzulieferer Dematic und VDO Automotive rote Zahlen. Erfreulich ist dagegen die Lage in der Medizintechnik (Gewinn: 177 Millionen Euro), im Kraftwerksgeschäft (Gewinn: 197 Millionen Euro) und beim Lampenhersteller Osram (Gewinn: 100 Millionen Euro).

Insgesamt beträgt das Konzernergebnis im dritten Quartal einschließlich Infineon und ohne Sondereffekte knapp minus 1,4 Milliarden Mark nach gut 1,2 Milliarden Mark Gewinn in der Vorjahresperiode. Das liegt zum Teil weit unter den Erwartungen von Bankanalysten, was der Siemens-Aktie am Mittwoch weitere Verluste bescherte.

Stellenabbau bei Infineon

Nach Informationen des "Wall Street Journals" will die Siemens-Tochter Infineon 5000 Stellen streichen. Damit würde jeder siebte der rund 35 000 Arbeitsplätze beim Chiphersteller entfallen. Infineon wollte den Bericht nicht kommentieren. Infineon-Chef Ulrich Schumacher hatte am Montag bei der Präsentation der Quartalszahlen Entlassungen nicht mehr ausgeschlossen, aber keine Zahlen genannt. Derzeit gelte ein Einstellungsstopp. Im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres verbuchte Infineon einen Verlust von 598 Millionen Euro.

tmh

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