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Siemens: Die Prognose wackelt

Konzernchef Löscher legt Zahlen vor. Die schwache Konjunktur schlägt durch.

München - Für Siemens-Chef Peter Löscher wird es keine leichte Woche. Die Chancen seines geliebten FC Barcelona, die 0:4-Niederlage gegen den FC Bayern im Halbfinale der Champions League noch wettzumachen, sind gering. Und wenn Löscher am Donnerstag die Quartalszahlen vorlegt, wird sich zeigen, dass der Technologiekonzern weiter Boden verloren hat auf die besten Konkurrenten wie General Electric (GE). „Es sind Molltöne angestimmt“, heißt es im Umfeld des Konzerns. Zwei Faktoren belasten Siemens: Da sind zum einen die hausgemachten Probleme wie die ärgerlichen Verspätungen bei der Auslieferung von Zügen. Daneben klagte Löscher kürzlich über fehlenden Rückenwind von der Konjunktur. Die Folge: Löscher wird nach Informationen aus Industriekreisen die Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr aufweichen.

Bislang rechnete Siemens mit einem Gewinn im fortgeführten Geschäft von 4,5 bis fünf Milliarden Euro. Nun gilt nur noch das untere Ende dieser Spanne als realistisch. Damit erinnert die Situation an das vergangene Geschäftsjahr. Auch damals wurden hohe Sonderbelastungen bekannt – nämlich beim Anschluss der Offshorewindparks an das Stromnetz auf dem Festland. Damals hieß es zunächst, es sei ambitionierter geworden, die Gewinnprognose von sechs Milliarden Euro zu erreichen. Am Ende wurde diese ursprüngliche Prognose mit einem Gewinn von 5,2 Milliarden Euro im fortgeführten Geschäft klar verfehlt.

Dass es in diesem Jahr wieder ähnlich laufen könnte, wird die Investoren ärgern. „Diesmal muss Löscher liefern“, hatte Daniela Bergdolt, Geschäftsführerin der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz gefordert. Auch Christoph Niesel von Union Investment forderte Verlässlichkeit ein.

Doch das abgelaufene Quartal macht nur wenig Hoffnung. Umsatz und Gewinn im fortgeführten Geschäft dürften gesunken sein, heißt es in Industriekreisen. Der Energiesektor stehe gut da, auch in der Medizintechnik laufe es gut. Doch im Industriegeschäft fehlten die Impulse.

Bei den kurzzyklischen Geschäften wie der Industrieautomatisierung, die sensibel auf die Konjunktur reagieren, sei noch keine Trendwende zu spüren. Ähnlich sehe es im Chinageschäft aus, wo der Regierungswechsel in Peking bislang nicht die erhoffte Wirkung gezeigt hat. Im Städte- und Infrastruktursektor wiederum schlagen die Belastungen wegen der verspäteten Zugauslieferung durch.

Somit verliert Siemens in diesem Quartal weiteren Marktanteile auf den Konkurrenten General Electric. Der US-Rivale steigerte den Gewinn im ersten Kalenderquartal um 16 Prozent auf rund 3,5 Milliarden Dollar. Der Umsatz stieg auf 35 Milliarden Dollar. GE verkaufte unter anderem mehr Maschinen für Öl- und Gasbohrungen. Viele Experten erwarten wegen günstiger Energiepreise eine Reindustrialisierung der USA. Davon dürfte GE als Platzhirsch besonders profitieren.

Ein ordentliches Quartal lieferte auch Wettbewerber ABB. Die Schweizer legten beim Umsatz im ersten Quartal auch dank Zukäufen um neun Prozent auf 9,7 Milliarden Dollar zu. Organisch gab es immerhin noch ein Plus von drei Prozent. Operativ verbesserte sich die Profitabilität, der Nettogewinn sank allerdings entgegen Analystenerwartungen leicht um drei Prozent auf 664 Millionen Dollar.

Löscher will Siemens wieder auf das Niveau der besten Wettbewerber bringen. Dazu sollen die Kosten bis 2014 um sechs Milliarden Euro gedrückt werden. Ziel ist es, die operative Umsatzrendite von zuletzt 9,5 Prozent auf zwölf Prozent zu heben. „Das Programm kommt zur richtigen Zeit“, sagt ein Siemens-Insider, „sonst wäre die Situation jetzt noch schwieriger.“ Auch Löscher zufolge zeigt das Programm bereits Wirkung. „Wir haben bereits Einsparungen im hohen dreistelligen Millionenbereich erzielt“, sagte er dem „Handelsblatt“. Er räumte aber zugleich ein: „Aber wir müssen uns anstrengen und haben den größeren Teil der Wegstrecke noch vor uns.“

Immerhin gibt es auch einige Lichtblicke. So dürfte Siemens beim Auftragseingang dank einiger Großbestellungen die Erwartungen der meisten Analysten übertreffen. Axel Höpner

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