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Wirtschaft: Siemens: High-Tech-Flaute belastet Unternehmensfamilie

Die Siemens-Familie gerät immer mehr in den Strudel der weltweit verfallenden High-Tech-Märkte. Nachdem die Münchner Siemens AG selbst soeben eine im Ausmaß noch nicht feststehende Verschärfung ihres bislang gut 10 000 Stellen umfassenden Arbeitsplatzabbaus angekündigt hat, haben nun ihre Münchner Beteiligungen Infineon AG und Epcos AG einen weiteren Kahlschlag angekündigt.

Die Siemens-Familie gerät immer mehr in den Strudel der weltweit verfallenden High-Tech-Märkte. Nachdem die Münchner Siemens AG selbst soeben eine im Ausmaß noch nicht feststehende Verschärfung ihres bislang gut 10 000 Stellen umfassenden Arbeitsplatzabbaus angekündigt hat, haben nun ihre Münchner Beteiligungen Infineon AG und Epcos AG einen weiteren Kahlschlag angekündigt.

Infineon will wegen der anhaltenden Marktschwäche demnächst weltweit 5 000 Stellen streichen. Epcos baut in diesem und nächsten Jahr 2 200 Arbeitsplätze ab, teilten beide Konzerne in München mit. Bei Infineon sind sogar Werksschließungen möglich, bestätigte ein Sprecher auf Anfrage. Beschlossen sei ein so drastischer Schritt zwar noch nicht. Er sei aber auch nicht ausgeschlossen. Infineon-Chef Ulrich Schumacher hatte Anfang dieser Woche bei der Verkündung eines Quartalsverlusts von knapp 1,2 Milliarden Mark gesagt, dass die Marktschwäche das französische Chipwerk in Corbeil-Essonnes am härtesten treffe. Ein Infineon-Sprecher bestätigte, dass dieses zusammen mit dem US-Konzern IBM betriebene Werk für Logikbausteine primär im Feuer des Marktverfalls stehe, wollte es aber nicht als ersten Kandidaten für die Schließung einer Chipfabrik bezeichnen. Der Chipstandort Dresden, wo Infineon derzeit eine Milliardensumme in eine neue Fertigungstechnologie investiert, scheint bei den Abbauplänen allerdings weitgehend außen vor. An den dortigen Investitionsvorhaben hält Infineon fest, sagte ein Konzernsprecher. Damit dürften hier zu Lande vor allem die Standorte München und Regensburg gefährdet sein, wo wie in Corbeil-Essonnes meist Logikbausteine gefertigt werden. Insgesamt beschäftigt Infineon weltweit derzeit 34 600 Mitarbeiter. Davon arbeiten 16 000 Personen in Deutschland. Der geplante Stellenabbau soll binnen zwölf bis 18 Monaten knapp zwei Milliarden Mark Kostenentlastung bringen, sagte ein Infineon-Sprecher. Darüber hinaus hat der Chipkonzern jüngst seine Investitionspläne für dieses und nächstes Jahr um 2,9 Milliarden Mark zurückgefahren und tritt damit voll auf die Kostenbremse. Infineon rechnet für dieses Jahr mittlerweile mit einem Einbruch der weltweiten Halbleitermärkte um 60 auf noch 140 Milliarden Dollar. Im Oktober 2000 hatten Experten für 2001 noch ein Marktvolumen von 240 Milliarden Dollar vorausgesagt.

Mit einer falschen Markteinschätzung kämpft auch Epcos. "Unsere Hoffnung auf eine Geschäftsbelebung in der zweiten Geschäftshälfte hat sich nicht erfüllt," räumte Konzernchef Gerhard Pegam anlässlich eines Zwischenberichts ein. Der bislang bekannte Abbau von 450 Arbeitsplätzen bei der Stammbelegschaft und weiteren 600 Stellen bei Leiharbeitern werde deshalb binnen zwölf Monaten auf insgesamt 1 360 Stammkräfte und 830 Leiharbeiter erweitert. Betroffen seien davon vor allem die inländischen Standorte München und Heidenheim. Insgesamt arbeiteten zuletzt 13 000 Personen für Epcos. Der Abbau werde die Gewinne des Geschäftsjahrs 2000/01 (zum 30. September) mit knapp 120 Millionen Mark belasten und im Schlussquartal einen Verlust erzwingen. Damit sinke der diesjährige Jahresüberschuss unter das Vorjahresniveau, sagte ein Epcos-Sprecher. Epcos müsse die bisher erwartete Gewinnmarge vor Steuern und Zinsen (Ebit) deshalb nochmals von 16 auf nahe zehn Prozent nach unten korrigieren. Nach neun Monaten liegt der Nachsteuergewinn mit 340 Millionen Mark noch ein Zehntel über Vorjahr. Auch die Umsatzprognose werde der Hersteller elektronischer Bauteile verfehlen. Statt wie bisher erwartet zehn bis 15 Prozent mehr Erlös, steuere man dieses Jahr auf einen prozentual einstelligen Umsatzzuwachs zu.

tmh

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