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Bester Laune und auf dem Weg nach vorn. Vorstandschef Löscher am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz in München.

© Reuters

Siemens: Löscher geht in die Offensive

"Wir haben Siemens völlig neu positioniert", erklärt der Konzern-Chef. Peter Löscher verkündet das Ende der Umstrukturierung und setzt auf grüne Technologien.

München - Wenn man glänzende Ergebnisse präsentieren kann, hat man gut lächeln. Und so fällt es auch Peter Löscher an diesem Donnerstag leichter als sonst, aufgeschlossen und gelöst vor die Kameras zu treten. Siemens hat die Wirtschaftskrise schneller überwunden als viele erwartet hatten. Das zeigt die Bilanz des Geschäftsjahres 2010, die der Siemens-Chef in München vorstellt. Sein Fazit: Siemens ist in der globalen Champions League angekommen. „Und nun spielen wir offensiv“, kündigt er an.

Dabei verweist er auf den dramatischen Strukturwandel, den Siemens hinter sich gebracht hat. Unter anderem trennte sich der Konzern von der Telekommunikation und konzentrierte sich auf die Geschäftsbereiche Industrie, Energie und Gesundheit. Nachholbedarf im Vergleich etwa zum ärgsten Wettbewerber General Electric hatte der Konzern zudem bei der Profitabilität. Und nicht zuletzt musste Siemens – ausgelöst durch den Schmiergeldskandal – eine neue Unternehmenskultur schaffen. Diesen umfassenden Wandel sieht Löscher nun beendet: „Siemens ist wieder ein normales Unternehmen der Spitzenklasse“, sagt er.

Jetzt will sich das Unternehmen auf Wachstum konzentrieren und dafür mehr investieren. Die größten Wachstumschancen sieht Löscher in Brasilien, Russland, Indien und China, wo es einen enormen Bedarf an Infrastruktur gibt. Hier will Siemens Kraftwerke, Schienenfahrzeuge und Medizintechnik verkaufen. Zuletzt konnte das Unternehmen seinen Auftragseingang allein in Russland um 140 und in Brasilien um fast 50 Prozent steigern.

Ein weiteres großes Expansionsfeld sieht Siemens in der Umwelttechnik. Bereits im vergangenen Jahr lag der Umsatz in diesem Bereich bei 28 Milliarden Euro, 2014 sollen es 40 Milliarden sein. „Wir haben Siemens völlig neu positioniert“, erklärt Löscher. „Heute wird Siemens weltweit als der grüne Infrastruktur-Pionier wahrgenommen.“ Über die neue strategische Ausrichtung und den Kulturwandel hinaus sei das Unternehmen, das Löscher zu Beginn seiner Amtszeit noch als „zu deutsch, zu weiß und zu männlich“ bezeichnet hatte, auch vielfältiger geworden. Welchen Reisepass jemand besitze, spiele bei Siemens keine Rolle. Und: „Mit Barbara Kux und Brigitte Ederer haben wir endlich das Zeitalter der reinen Männerwirtschaft überwunden“, konstatiert er. Insgesamt habe sich der Anteil weiblicher Führungskräfte mehr als verdoppelt. Dass das Unternehmen die Wirtschaftskrise erfolgreich hinter sich gelassen hat, spüren auch Beschäftigte und Aktionäre. Siemens will an seine 405 000 Mitarbeiter weltweit – 128 000 davon in Deutschland, 12 774 in Berlin – 310 Millionen Euro als Prämie auszahlen. Die Aktionäre wiederum sollen für das abgelaufene Geschäftsjahr eine Dividende von 2,70 Euro erhalten, nach 1,60 Euro im Jahr zuvor. Künftig will Siemens zwischen 30 und 50 Prozent seines Gewinns nach Steuern an seine Eigentümer ausschütten.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr (1. Oktober 2009 bis 30. September 2010) verzeichnete Siemens zwar einen Umsatzrückgang um drei Prozent auf 76,7 Milliarden Euro. Der Auftragseingang stieg aber um ein Prozent auf 79 Milliarden Euro. Zudem erzielte das Unternehmen im operativen Geschäft ein Rekordergebnis von 7,8 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 4,1 Milliarden Euro, ein Plus von 63 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor. Für das bereits laufende Jahr kündigte Löscher einen weiteren kräftigen Gewinnsprung an.

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