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Wirtschaft: Siemens macht sich Hoffnungen in Taiwan

"Bevorzugter Anbieter" beim Hochgeschwindigkeitszug / Angebot zusammen mit FranzosenVON THOMAS MAGENHEIM MÜNCHEN / BERLIN.Ein Konsortium unter Beteiligung der Siemens AG, München / Berlin, steht möglicherweise davor, in Taiwan das Rennen um einen Milliardenauftrag zum Bau eines Hochgeschwindigkeitszugs zu gewinnen.

"Bevorzugter Anbieter" beim Hochgeschwindigkeitszug / Angebot zusammen mit FranzosenVON THOMAS MAGENHEIM

MÜNCHEN / BERLIN.Ein Konsortium unter Beteiligung der Siemens AG, München / Berlin, steht möglicherweise davor, in Taiwan das Rennen um einen Milliardenauftrag zum Bau eines Hochgeschwindigkeitszugs zu gewinnen.Offiziell hat Taiwan noch keine Entscheidung getroffen, sagte ein Siemens-Sprecher in Berlin auf Anfrage zu anderslautenden Zeitungsberichten.Das Siemens-Konsortium habe aber für die nächsten drei bis vier Monate den Status "bevorzugter Anbieter" des asiatischen Inselstaats errungen und stehe nun in Detailverhandlungen.Das sei ein erster Schritt zur endgültigen Auftragsvergabe, die in maximal einem halben Jahr erwartet wird. Ausgesprochene Hürden kann Siemens in den derzeit laufenden Gesprächen nicht mehr ausmachen.Andererseits hält die Konzernspitze den Ausgang des Werbens um den Taiwan-Auftrag offiziell für "völlig offen." Das Taiwan-Geschäft habe ein Volumen von 11,8 Mrd.Dollar, von dem 1,7 Mrd.Dollar auf Siemens entfallen würden.Siemens hat sich in Asien bei Hochgeschwindigkeitszügen mit dem britisch-französischen Konzern GEC Alsthom verbündet und dazu vor Jahresfrist ein Gemeinschaftsunternehmen zur Vermarktung der beiden Zugtechnologien ICE (Siemens) und TGV (GEC) gegründet.Neben den beiden Europäern umfaßt das Konsortium namens Taiwan High Speed Rail Consorium (THSRC), das jetzt zum Zug kommen könnte, fünf taiwanesische Firmen.Auf die europäische Seite entfallen rund 4,2 Mrd.Dollar des Gesamtauftrags, womit der GEC-Anteil über dem von Siemens liegen würde und der Löwenanteil in Taiwan verbliebe.Den Ausschlag für die derzeitige Bevorzugung des Siemens-Konsortiums habe der Preis gegeben, sagte ein Siemens-Sprecher.Siemens, GEC und Partner stehen gegen ein japanisch-taiwanesisches Konsortium, das den japanischen Hochgeschwindigkeitszug Shinkansen aufs Gleis setzen will.Technisch gelten beide konkurrierenden Konsortien als etwa gleichauf.Das eigene Angebot sei etwa 20 Prozent günstiger gewesen und habe vorerst den Ausschlag gegeben, sagte ein Siemens-Sprecher.Das sei aber kein Dumping-Angebot sondern verspreche ein profitables Geschäft. Wenn der endgültige Zuschlag für Siemens und Partner komme, sei das ein "Türöffner" für weitere Zugprojekte in Asien.Bereits 1998 werde es in China zu Verhandlungen über eine Strecke zwischen Bejing und Nanjing kommen.Dieses Projekt sei größer als der jetzt vor der Entscheidung stehende Taiwan-Auftrag für den Bau und Betrieb einer 345 Kilometer langen Strecke zwischen der Hauptstadt Taipeh und der Hafenstadt Kaohsiung, erklärte ein Siemens-Sprecher.Wenn es jetzt gelinge, bei Hochgeschwindigkeitszügen erstmals erfolgreich "das Gesicht Europas in Asien zu zeigen", werde das positive Auswirkungen auf entsprechende Projekte in China und anderen Staaten des Kontinents haben.In Europa würden die Asien-Partner GEC und Siemens Konkurrenten bleiben. Zu möglichen Arbeitsplatzeffekten im Zug des Taiwan-Geschäfts macht Siemens keine Angaben.Klar sei nur, daß Stellen der überwiegend in Berlin angesiedelten Zugsparte damit gesichert würden.Neue Stellen entstünden vor Ort in Taiwan.Der Auftrag soll bis zum Jahr 2003 abgearbeitet sein.Siemens soll dafür die komplette Antriebstechnik liefern, GEC die sogenannten Mittelwagen, was auf eine Mischung von ICE und TGV hinausläuft. Vor zwei Jahren waren Siemens und GEC im Ringen um einen ähnlichen Zugauftrag in Südkorea noch Gegner.Den Zuschlag errang damals GEC.GEC hatte Siemens unterboten, wobei seitens der Deutschen sogar der Vorwurf der Wirtschafsspionage erhoben wurde.GEC soll sich Einblick in das Siemens-Preisangebot verschafft haben.Dem Vernehmen nach macht GEC aber in Südkorea ein Verlustgeschäft.Trotzdem hält man es aber bei Siemens derzeit für ausgeschlossen, daß die Südkorea-Akte nochmals geöffnet wird, um Siemens mit ins dortige Boot zu nehmen.Außerhalb Europas und Asiens sind derzeit nach Siemens-Angaben keine Projekte mit Hochgeschwindigkeitszügen in Sicht.

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