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Wirtschaft: Siemens schasst Saubermann Korruptionsbeauftragter war gerade erst gestartet

München - Erst vor einem halben Jahr hatte er sein Amt als Chef der Antikorruptionsabteilung von Siemens angetreten, jetzt muss der frühere Stuttgarter Oberstaatsanwalt Daniel Noa seinen Posten schon wieder räumen. Wie Siemens am Donnerstag mitteilte, geht Noa bereits zum 1.

München - Erst vor einem halben Jahr hatte er sein Amt als Chef der Antikorruptionsabteilung von Siemens angetreten, jetzt muss der frühere Stuttgarter Oberstaatsanwalt Daniel Noa seinen Posten schon wieder räumen. Wie Siemens am Donnerstag mitteilte, geht Noa bereits zum 1. Juli. Dem Konzern soll er aber noch bis Ende 2008 als Berater zur Verfügung stehen. Bis ein Nachfolger feststeht, übernimmt der Leiter der Rechtsabteilung von Siemens, Paul Hobeck, Noas Funktion. Gründe für Noas Demission nannte der Konzern nicht. „Die Aufklärungsarbeit bei Siemens wird ungebremst fortgeführt und die Stärkung der internen Kontrollmechanismen wird weiter vorangetrieben“, hieß es.

Ein Siemens-Aufsichtsrat sagte dem Tagesspiegel, der Konzern sei mit Noas Arbeit unzufrieden gewesen. „In seiner kurzen Amtszeit ist einiges schief gelaufen.“ Er habe erhebliche Schwierigkeiten gehabt, sich in den hierarchischen Strukturen eines Großkonzerns zurechtzufinden. Zudem hätten seine Englischkenntnisse nicht ausgereicht, um die komplexen Sachverhalte der Korruptionsaffäre zu bewältigen.

Dagegen habe der von Siemens engagierte Ex-Watergate-Ermittler Michael Hershman das in den vergangenen Monaten entwickelte Compliance-Programm entscheidend vorangetrieben, hieß es weiter. Zu dem Programm gehört eine Art Strafverfolgungsapparat mit Spezialisten aus verschiedenen Bereichen. Nach Angaben des Aufsichtsrats will der Prüfungsausschuss von Siemens, der die Aufklärung der Korruptionsaffäre steuert, schon bei seiner nächsten Sitzung Mitte Juli über einen Nachfolger für Noa entscheiden. Es gebe noch keine Kandidatenliste. Am ehesten komme ein Jurist mit internationaler Compliance-Erfahrung in Betracht.

An der Auswahl soll sich auch der neue Siemens-Chef Peter Löscher beteiligen, der am Montag sein Amt antritt und nächste Woche in Berlin, dem weltgrößten Fertigungsstandort des Konzerns, erwartet wird. Ebenso wie Aufsichtsratschef Gerhard Cromme sieht Löscher den Siemens-Konkurrenten General Electric als Vorbild bei der Korruptionsbekämpfung. Bei dem US-Mischkonzern saß Löscher zeitweise im Zentralvorstand.

Der 55-jährige Noa, der über langjährige Erfahrungen bei der Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität verfügt, war noch von Crommes Vorgänger Heinrich von Pierer berufen worden. Mit dem Land Baden-Württemberg war vereinbart worden, dass Noa zwar vom Staatsdienst freigestellt wird, jedoch ein Rückkehrrecht besitzt. Nicole Huss

Nicole Huss

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