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Wirtschaft: Siemens setzt auf eine sichere Bank

Eigenes Geldinstitut profitiert von der Krise.

Berlin - Siemens expandiert im Bankgeschäft und profitiert von den Auswirkungen der Finanzkrise. „Es gab und gibt Unternehmen, die bei ihrer Hausbank in der Kreditklemme stecken. Unser Angebot hat deshalb an Attraktivität gewonnen“, sagte der Chef der Siemens-Finanzsparte SFS, Roland Chalons-Browne, dem Tagesspiegel. „Das heißt nicht, dass wir Risiken in unsere Bücher nehmen, die andere Banken abgelehnt haben.“ Kunden von Siemens schätzten das Know-how der konzerneigenen Bank. Dabei gehe es weniger um bessere Konditionen. „Der Mehrwert, den wir bieten, besteht nicht darin, dass wir billigeres Geld zur Verfügung stellen“, sagte Chalons-Browne. „Wir können ein Industrieprodukt oder eine Dienstleistung zusammen mit einer Finanzierung aus einer Hand anbieten.“

Die 2010 gegründete Siemens-Bank erweitert das Produktspektrum der SFS (Bilanzsumme: 14,6 Milliarden Euro) und ist eines von wenigen Geldhäusern, das in der Regie eines Industriekonzerns geführt wird. Die Bank agiert dabei als eigenständige Gesellschaft und untersteht der Aufsicht und Kontrolle der Finanzaufsicht Bafin. Auch der amerikanische Siemens-Wettbewerber General Electric hat eine Bank. In Deutschland nutzen nur Autohersteller eigene Institute zur Absatzfinanzierung. Primäres Ziel für Siemens ist es, Geschäftskunden zur Finanzierung von Siemens-Produkten – Eisenbahnen, Kraftwerken, Energietechnik – mit Krediten zu versorgen. Der Einstieg ins Privatkundensegment ist nicht geplant.

„Das Neugeschäft hatte 2011 ein Volumen von rund sechs Milliarden Euro. Unser Ziel bleibt, das Geschäftsvolumen mittelfristig zu verdoppeln“, sagte SFS-Chef Chalons-Browne. „Da sind wir sehr gut unterwegs. Das erste Quartal lief hervorragend.“ Die Finanzsparte habe „ keine nennenswerten Ausfälle“ in der Krise erlitten. „Wir halten weiter an einem Zielband von 15 bis 20 Prozent Eigenkapitalrendite nach Steuern fest“, sagte er. „Das ist anspruchsvoll, aber realistisch.“ Der Banker rechnet nicht damit, dass sich die Lage auf dem Finanzmarkt so bald beruhigt. „Die Schwierigkeiten dürften in den kommenden 18 Monaten anhalten.“

SFS sieht sich selbst als Profiteur der Krise. „Wir werden dieses Jahr die erste Auslandsniederlassung in London eröffnen“, kündigte Chalons-Browne an. International will Siemens mit seiner Finanzsparte in Asien und Südamerika besser Fuß fassen. „Vor der Finanzkrise konnte man zu einer Großbank gehen, die ein Kraftwerk aus einer Hand finanziert hat. Das ist heute anders“, sagte der SFS-Chef. Gerade im Bereich der Erneuerbaren Energien hätten sich Investitionsrisiken kurzfristig erhöht – etwa, weil die staatliche Förderung umgestellt wurde.

Ausbauen will SFS das Geschäft mit dem Staat: „Wir wollen mehr mit kommunalen und öffentlichen Partnern ins Geschäft kommen“, sagte Chalons-Browne. In Public-Private-Partnerships ließen sich Risiken und Chancen von Investitionen teilen – etwa bei der energetischen Sanierung von Rathäusern, Schulen oder Schwimmbädern. Henrik Mortsiefer

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