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Wirtschaft: Siemens-Sparte SBS muss noch mehr sparen

Personal soll weniger verdienen und länger arbeiten

Berlin - Der Elektrokonzern Siemens fordert von den Beschäftigten seiner Dienstleistungssparte SBS Gehaltsverzicht und Mehrarbeit. Auf diese Weise sollen die Personalkosten des angeschlagenen Bereiches in Deutschland um 100 Millionen Euro gesenkt werden, sagte ein Konzernsprecher dem Tagesspiegel am Freitag. Verhandlungen mit der Gewerkschaft IG Metall über einen Ergänzungstarifvertrag sollen in Kürze beginnen. Von der IG Metall war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu erhalten. Der Siemens-Aktienkurs legte am Freitag um 1,4 Prozent auf 67,42 Euro zu.

SBS erledigt inner- und außerhalb des Konzerns vor allem Computer-Dienstleistungen. „Betroffen sind alle Ebenen – vom Vorstand über das mittlere Management bis hin zum Sachbearbeiter“, sagte der Sprecher. Das Vorhaben sei Teil der umfassenden Sanierung von SBS, mit der bis April 2007 die Kosten um 1,5 Milliarden Euro sinken sollen. Hier sei man „gut im Plan“. Beschlossen ist dazu bereits ein Abbau von weltweit 3900 der 54 000 Stellen. Auch am Standort Berlin wird das Sparprogramm umgesetzt: Standen Ende September vergangenen Jahres noch 725 Beschäftigte auf der SBS-Gehaltsliste in der Hauptstadt, waren es Ende August nur noch 525.

Siemens-Chef Klaus Kleinfeld verlangt von allen Sparten des Konzerns bis April 2007 eine Rendite, die sich an den jeweils besten Konkurrenten orientiert – das sind meist fünf bis sechs Prozent. Von der Kommunikationssparte Com hatte sich Siemens weitgehend getrennt, nachdem dort lange Zeit Verluste aufgelaufen waren.

Auch SBS ist von den Renditezielen noch weit entfernt. Bereits seit Jahren versucht Siemens, die Sparte zu sanieren. In den ersten neun Monaten des laufenden Geschäftsjahres summierte sich der Verlust auf 522 Millionen Euro. Dies ist fast doppelt so viel wie im Vorjahr. Der Versuch, die Sparte zu verkaufen, ist in den vergangenen Monaten fehlgeschlagen – nun saniert Siemens das Geschäft selbst. Nach eigenen Angaben mit Erfolg: „Ich gehe davon aus, dass die Talsohle durchschritten ist“, hatte der neue Bereichschef Christoph Kollatz vor Kurzem gesagt. Der Siemens-Sprecher sagte nun, man wolle sich stärker auf das Geschäft der anderen Siemens-Sparten ausrichten. Die Computerwartung hat der Konzern bereits an das Gemeinschaftsunternehmen Fujitsu Siemens Computers abgegeben.

In dem Gemeinschaftsunternehmen Bosch-Siemens-Hausgeräte (BSH) verhandeln der Arbeitgeberverband und die IG Metall derweil weiterhin über den Fortbestand der Produktion im Werk Berlin-Spandau. Dort sind 570 Menschen beschäftigt. Bei zwei Verhandlungsterminen wurde bislang über die Senkung der Personalkosten gesprochen und offenbar eine Annäherung erzielt. BSH hatte die Kostensenkung zur Bedingung für die Fortführung gemacht – und will die Waschmaschinenfertigung in Berlin Anfang kommenden Jahres einstellen, wenn es zu keiner Lösung kommt. Am kommenden Montag soll es einen vorerst letzten Verhandlungstermin geben. Teilnehmer der Sitzungen äußerten sich vorsichtig optimistisch, dass das Werk fortbestehen kann.

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