zum Hauptinhalt

Siemens: Stühlerücken bei Siemens

Der Elektronik-Konzern tauscht wichtige Posten im Aufsichtsrat aus, das letzte Mitglied der Siemens-Dynastie verlässt den Konzern. Überraschend trennt sich die Führung vom bisherigen Wirtschaftsprüfer KPMG.

Der krisengeschüttelte Elektrokonzern Siemens sieht sich nach einem neuen Wirtschaftsprüfer um. Für das laufende Geschäftsjahr soll zwar noch einmal KPMG das Testat ausstellen, wie aus einer heute veröffentlichten Einladung zur Hauptversammlung im Januar hervorgeht. Für das Geschäftsjahr 2008/2009 (30. September) wird der Auftrag aber neu ausgeschrieben.

KPMG war im Zuge der Schmiergeld-Affäre ins Gerede geraten. Die Wirtschaftsprüfer, die seit Jahren für Siemens arbeiten, hätten die Führungsetage eventuell nicht rechtzeitig über die Vorgänge im Unternehmen informiert, wurde in Branchenkreisen spekuliert. Die Staatsanwaltschaft hatte bei ihren Ermittlungen auch Büros von KPMG durchsucht. Insgesamt sind im Siemens-Konzern nach bisherigen Angaben 1,3 Milliarden Euro in dubiosen Kanälen versickert.

Eine Schuld an der Misere gibt Siemens KPMG aber ausdrücklich nicht: Bei den bisherigen Ermittlungen hätten sich keine Zweifel an der Qualität der Abschlussprüfung ergeben, wird in der Einladung zur Hauptversammlung betont. Allerdings würden die Ergebnisse der noch nicht abgeschlossenen Untersuchungen "fortlaufend und aufmerksam" beobachtet. "KPMG hat im Übrigen das Prüfungsteam personell neu zusammengesetzt und erweitert", heißt es seitens Siemens.

Mit der Einladung zur Hauptversammlung wird nun auch das bereits erwartete große Stühlerücken im Siemens-Aufsichtsrat offiziell. Sieben von zehn Kontrolleuren auf der Kapitalseite sollen ausgewechselt werden. Prominentester Weggang ist der von Peter von Siemens, Ururenkel des Konzerngründers Werner von Siemens und der letzte Träger des Familiennamens im Kontrollgremium. Er hatte im August die bei Siemens übliche Altersgrenze von 70 Jahren erreicht. Ihm nachfolgen soll als Vertreter der Familie der Berliner Konzernrepräsentant Gerd von Brandenstein.

Ebenfalls neu ins Kontrollgremium von Siemens einziehen sollen MAN-Chef Hakan Samuelsson, Allianz-Chef Michael Diekmann, die Chefin des Maschinenbauers Trumpf, Nicola Leibinger-Kammüller, Saint-Gobain-Aufsichtsratschef Jean-Louis Beffa, der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft Peter Gruss sowie der frühere E.ON-Finanzvorstand Hans Michael Gaul. Es scheiden primär aus Altersgründen aus: Allianz-Aufsichtsratschef Henning Schulte-Noelle, Ex-HVB-Chef Albrecht Schmidt, Unternehmensberater Walter Kröll, Immobilienunternehmer Jerry Speyer, Ex-Pharmamanager John David Coombe sowie Hochschullehrer Michael Mirow. (mist/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false