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Wirtschaft: Siemens überrascht mit guten Zahlen

Nach einem überraschend hohen Gewinn im zweiten Quartal will Siemens seinen Umbau mit einem weiteren massiven Stellenabbau fortsetzen. Im Problembereich Netzwerke (ICN) werden nochmals 6500 Arbeitsplätze gestrichen, kündigte Konzern-Chef Heinrich von Pierer in Erfurt an.

Nach einem überraschend hohen Gewinn im zweiten Quartal will Siemens seinen Umbau mit einem weiteren massiven Stellenabbau fortsetzen. Im Problembereich Netzwerke (ICN) werden nochmals 6500 Arbeitsplätze gestrichen, kündigte Konzern-Chef Heinrich von Pierer in Erfurt an. Der Großteil der Stellen wird im Ausland abgebaut. Die übrigen Bereiche konnten sich in der Konjunkturflaute besser halten als von vielen Analysten erwartet.

Der Gewinn des Konzerns stieg im zweiten Quartal des Geschäftsjahres 2001/02, das am 30. September endet, auf rund 1,3 Milliarden Euro verglichen mit 578 Millionen Euro im Vorjahr. Darin enthalten ist ein Gewinn in Höhe von 600 Millionen Euro durch den Verkauf von Infineon-Aktien. Im Gesamtjahr wolle Siemens auch den operativen Gewinn deutlich steigern, kündigte Finanzchef Heinz-Joachim Neubürger erstmals an. Bisher hatte Siemens lediglich eine deutliche Steigerung des Jahresüberschusses wegen des Wegfalls von Sonderbelastungen angekündigt. "Angesichts des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds sind wir insgesamt zufrieden mit unserem Ergebnis", sagte von Pierer.

Auch im operativen Geschäft legte Siemens eine gute Bilanz vor. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) liegt bei 919 Millionen Euro, etwa doppelt so hoch wie im Vorquartal. Vor allem der positive Trend in der Medizintechnik und in der Energieerzeugung sorgte für den Gewinnsprung. Tief im Minus ist weiter das Netzwerk-Geschäft und erstmals der Bereich Industrielösungen und Anlagenbau. Siemens übertraf damit deutlich die Analysten-Prognosen. "Die Zahlen sind fast alle besser als erwartet", sagte WestLB-Analyst Adrian Hopkinson.

Von Pierer zeigte sich verärgert über die Fehleinschätzung, die zuletzt auch die Siemens-Aktie nach unten drückte. Lehman Brothers etwa hatte Siemens einen Tag vor den Zahlen von der Empfehlungsliste genommen, weil schlechte Zahlen erwartet wurden. "Die Damen und Herren müssen aufpassen, dass sie nicht zu sehr ihre Glaubwürdigkeit verlieren", sagte er mit Blick auf die Analysten. Offenbar hatten viele Beobachter angesichts der Nachrichten von Ericsson, ABB oder General Electric (GE) auch Siemens nicht viel zugetraut. Am Donnerstag legte die Siemens-Aktie deutlich zu.

Größtes Sorgenkind bleibt die Netzwerk-Sparte. "Für den Bereich ICN können wir noch keine Entwarnung geben", sagte von Pierer. Der Bereich wird weitere 6500 Stellen streichen, überwiegend im Ausland - und damit erneut 1,5 Milliarden Euro einsparen. Zuvor hatte der Konzern den Abbau von etwa 10 000 Jobs angekündigt, damit geht hier jeder dritte Arbeitsplatz verloren. Das Netzwerk-Geschäft ist vor allem wegen der Zurückhaltung der großen Telekommunikationskonzerne in Turbulenzen. Auftragseingang und Umsatz von ICN gehen stark zurück. Von Pierer sagte, ein Aufschwung sei erst in zwölf bis 18 Monaten zu erwarten: "Das ist ein Wachstumsgebiet, aber es wird seine Zeit dauern."

Auf gutem Weg sieht sich Siemens dagegen im Mobilfunk. Die Zahl der verkauften Handys lag bei 8,3 Millionen. Auch das Infrastukturgeschäft laufe gut, hieß es. Einen hohen Beitrag zur Ergebnisrechnung lieferten die Bereiche Medizintechnik und Energieerzeugung, die beide bereits ihre mittelfristigen Margenziele erreichen. Auch die Lichttochter Osram macht trotz der schlechten Konjunktur deutliche Gewinne.

Zu den Plänen für den verbliebenen Anteil von 41,3 Prozent am Chipkonzern Infineon sagte Finanzvorstand Neubürger, es werde demnächst nicht zu weiteren Verkäufen kommen, weil viele Händler darauf spekuliert und Leerverkäufe getätigt hätten. "Denen werden wir keinen Gefallen tun."

cbu, HB

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