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Wirtschaft: Siemens und ABB hoffen auf US-Geschäft

Die Modernisierung des amerikanischen Stromnetzes könnte bis zu 50 Milliarden Dollar kosten

Berlin (lan/jp). Das Stromnetz in den USA müsse modernisiert werden, hat der USPräsident George W. Bush gefordert. Zwar hat sich die Stromversorgung nach dem größten Stromausfall der amerikanischen Geschichte weitgehend normalisiert. Dennoch haben Energieunternehmen und Behörden die Bürger aufgefordert, nur sparsam Strom zu verbrauchen. Die Systeme zur Stromversorgung seien nicht vollkommen stabil.

Die Bevölkerung hatte die 29 Stunden Dunkelheit am vergangenen Donnerstag und Freitag gelassen hingenommen, nun wächst jedoch der öffentliche Druck auf die Regierung, eine zuverlässige Stromversorgung zu garantieren. Die finanziellen Verluste durch den größten Stromausfall der amerikanischen Geschichte belaufen sich nach ersten Schätzungen aber auf mehr als sechs Milliarden Dollar (umgerechnet rund 5,34 Milliarden Euro). Dies berichtete das Wall Street Journal. Besonders betroffen sind der Einzelhandel, industrielle Produktionsstätten und Fluggesellschaften. Die Einbußen für die Wirtschaft mindern zudem die Steuereinnahmen des Staates.

Der amerikanische Präsident George W. Bush hatte den Stromausfall, von dem rund 50 Millionen Menschen in den USA und Kanada betroffen waren, als Weckruf bezeichnet. Der US-Energieminister Spencer Abraham hatte am Montag die Kosten für die Modernisierung des Stromnetzes mit rund 50 Milliarden Dollar (rund 44,9 Milliarden Euro) beziffert. Nach der Sommerpause im September will sich auch der für Energie zuständige Ausschuss des Repräsentantenhauses mit dem Vorfall beschäftigen.

Der deutsche Technologiekonzern Siemens und das schweizerisch-schwedische Unternehmen ABB sehen Chancen für Großaufträge in Milliardenhöhe. Der Sprecher von Siemens USA, Bud Grebey, sagte: „Es gibt enorme Möglichkeiten.“ Siemens und ABB dominieren weltweit den Markt für Stromübertragungstechniken und für Netzplanung. Der amerikanische Technologiekonzern General Electric (GE) ist dagegen nicht auf diesen Bereich spezialisiert. Ein weiterer Kandidat für Aufträge ist der französische Konzern Alstom.

„Vielleicht ist alles aber auch nur ein Strohfeuer“, sagte ein Siemens-Sprecher in Deutschland gegenüber dem Tagesspiegel. Kurzfristig sei auf keinen Fall mit Aufträgen zu rechnen. Bevor der Investitionswille der Energieunternehmen steigt, müsse die US-Regierung den rechtlichen Rahmen für die Modernisierung festlegen. „Wenn der Black-Out jedoch wirklich eine Modernisierung nach sich zieht, stehen wir mit unserem ganzen Portfolio zur Verfügung“, so der Siemens-Mann. Die Höhe möglicher Aufträge sei jedoch nicht kalkulierbar.

Die Diskussion über die Ursache des Stromausfalls dauert an. Im Schussfeuer steht derzeit der Stromversorger First Energy, dem vier der fünf zuerst ausgefallenen Leitungen gehören. Beim Gericht des Bundesstaates Ohio ist bereits Sammelklage gegen den Konzern eingereicht worden. Es wird Schadenersatz für alle Geschädigten verlangt, um in Zukunft ein entsprechendes Fehlverhalten zu verhindern. First Energy habe keinen funktionierenden Alarm gehabt, der die Kontrolleure rechtzeitig auf Probleme in den Stromleitungen hätte aufmerksam machen können. First Energy leidet schon jetzt unter Finanzproblemen. Der Konzern war wegen der Verletzung von Umweltauflagen ermahnt worden und musste seine Anlagen seit Juli für 450 Millionen Dollar (rund 404 Millionen Euro) in Stand setzen.

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