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Wirtschaft: Siemens verkauft weitere Infineon-Anteile

Die Siemens AG hat weitere Anteile ihrer ungeliebten Beteiligung an dem Chiphersteller Infineon Technologies AG verkauft. Für rund eine Milliarde Euro seien 40 Millionen Aktien des Chipkonzerns en bloc an die US-Investmentbank Goldman Sachs veräußert worden, sagte ein Siemens-Sprecher am Dienstag in München.

Die Siemens AG hat weitere Anteile ihrer ungeliebten Beteiligung an dem Chiphersteller Infineon Technologies AG verkauft. Für rund eine Milliarde Euro seien 40 Millionen Aktien des Chipkonzerns en bloc an die US-Investmentbank Goldman Sachs veräußert worden, sagte ein Siemens-Sprecher am Dienstag in München. Das entspreche 5,77 Prozent aller Infineon-Aktien, was den Siemens-Anteil am Chiphersteller auf 41,3 Prozent reduziere. Gleichzeitig gab Infineon bekannt, über seine niederländische Tochter eine fünfjährige Wandelanleihe begeben zu wollen. Die Anleihe habe ein Emissionsvolumen von einer Milliarde Euro. Durchgeführt werde diese Transaktion ebenfalls durch Goldman Sachs.

Siemens erklärte zum Verkauf seiner Anteile, es sei vereinbart worden, dass die US-Banker das Paket behalten oder über den Markt weiter veräußern könnten. Damit bleibe Siemens bei seiner Strategie, sich komplett von Infineon zu trennen, erklärte ein Siemens-Sprecher. Gerade zu diesem Zweck hatte Siemens Infineon im März 2000 auch an die Börse gebracht. Über weitere Tranchen, die zum Verkauf stehen, macht Siemens keine Angaben. Siemens werde erst Fakten schaffen und dann darüber berichten, hatte Finanzchef Heinz-Joachim Neubürger jüngst angekündigt. Andernfalls würden die Kapitalmärkte mit sinkenden Kursen reagieren und so die Verkaufserlöse schmälern.

Bereits Ende 2001 hatte Siemens gut drei Prozent der Infineon-Anteile verkauft und war damit unter die Marke von 50 Prozent gerutscht, die eine Dekonsolidierung des Chipkonzerns erlaubt. Damit muss der Elektrokonzern Infineon nicht mehr voll in der eigenen Bilanz berücksichtigen, was wegen des allgemeinen Verfalls der Chipmärkte und hoher Infineon-Verluste zuletzt Siemens stark belastet hatte. Mit 41,3 Prozent der Infineon-Anteile hat Siemens aber immer noch starken Einfluss auf die Ex-Tochter, zumal weitere 13,5 Prozent der Infineon-Aktien beim Siemens-Pensionsfonds ruhen. Allerdings wurden Ende vorigen Jahres 29 Prozent der Infineon-Stimmrechte treuhänderisch an einen US-Trust übertragen, so dass die Mehrheit an Infineon-Stimmrechten außerhalb des Siemens-Konzerns liegt.

Die jetzige weitere Reduzierung des Infineon-Anteils habe nichts mit eigenem Kapitalbedarf zu tun, sagte ein Siemens-Sprecher. Es gebe vielmehr Signale, dass die Chipbranche wieder zurück auf dem Weg zur Normalität sei. Vom Tiefstand, der bei elf Euro gelegen hatte, habe sich die Infineon-Aktie deshalb zuletzt klar entfernt, weshalb die jetzige Transaktion sinnvoll sei. Zudem habe sich Siemens mit Infineon abgestimmt.

Parallel zur Siemens-Entscheidung gab Infineon die Platzierung der fünfjährigen Wandelanleihe bekannt. Die auf institutionelle Anleger zielende Anleihe ist wandelbar in Infineon-Aktien. Derzeit seien die Bedingungen wegen niedriger Zinsen günstig, sagte Infineon. Diese Chance wolle man daher nutzen, um sich Mittel zur Finanzierung der langfristigen Strategie zu sichern.

Die Anleihe und der Verkauf von Infineon-Aktien durch Siemens setzten den Infineon-Kurs jedoch stark unter Druck. Das Papier verlor zeitweise über sechs Prozent und notierte bei rund 24,5 Euro je Aktie.

Ein reibungsloser Milliarden-Deal

tmo (HB). Das Geschäft ging zwischen acht und kurz vor neun Uhr über die Bühne: In weniger als einer Stunde verkaufte am Dienstag früh die Investmentbank Goldman Sachs 40 Millionen Infineon-Aktien im Wert von fast einer Milliarde Euro an europäische Investoren. Die Aktien stammen vom ehemaligen Mutterkonzern Siemens. Rund eine Stunde später hatten die Goldman-Banker nach eigenen Angaben auch eine Infineon-Wandelanleihe im Wert von einer weiteren Milliarde Euro platziert. Fondsmanagerin Pia Hellbach vom Vermögensverwalter Union Investment wertete die Transaktion als Erfolg für das im Dax notierte Unternehmen. Sie selbst griff allerdings nicht zu: "Der Kurs war uns zu hoch, und auch die Wandelanleihe war nicht so attraktiv gestaltet."

Die morgendliche Milliarden-Transaktion war der Grund für den Kurseinbruch, den Infineon-Aktien bereits im vorbörslichen Handel und später auch im regulären Frankfurter Börsenhandel erlitten. Mit einem Minus von zeitweise gut sechs Prozent waren Infineon klar Tagesverlierer im Dax. Allerdings wertete ein Aktienhändler einer Investmentbank in London es positiv, dass der Kurs bis zum Nachmittag nicht unter den Abgabepreis des Siemens-Paketes fiel. Dieser wies mit 24,35 Euro einen Abschlag von mehr als sechs Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Montag auf. "Das spricht dafür, dass die Papiere gut aufgenommen wurden und vorerst weiter Interesse an der Aktie besteht", sagte der Händler.

Wandelanleihen stellen eine Kombination eines festverzinslichen Wertpapiers und einer Kaufoption auf die zu Grunde liegende Aktie - hier: Infineon - dar. Bei der Infineon-Wandelanleihe mit einer fünfjähriger Laufzeit erhalten die Käufer einen Zinscoupon von 4,25 Prozent und das Recht, frühestens nach drei Jahren Infineon-Aktien geliefert zu bekommen.

tmh

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