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Wirtschaft: Siemens Verkehrstechnik sieht Licht im Tunnel

Kein weiterer Stellenabbau in Deutschland geplant/ Vorerst noch keine Stornierungen im Asiengeschäft SACRAMENTO (chi).Trotz des Rückschlags bei der Vergabe des Auftrages der BVG für 30 Straßenbahnen in Berlin, den der Konkurrent Adtranz erhielt, sieht der Bereich Verkehrstechnik (VT) des Siemens-Konzerns Licht im Tunnel.

Kein weiterer Stellenabbau in Deutschland geplant/ Vorerst noch keine Stornierungen im Asiengeschäft SACRAMENTO (chi).Trotz des Rückschlags bei der Vergabe des Auftrages der BVG für 30 Straßenbahnen in Berlin, den der Konkurrent Adtranz erhielt, sieht der Bereich Verkehrstechnik (VT) des Siemens-Konzerns Licht im Tunnel."Wir werden die Umstrukturierung bereits abgeschlossen haben, wenn viele Wettbewerber noch damit beschäftigt sind", sagte VT-Vorstand Wolfram O.Martinsen am Montag abend im kalifornischen Sacramento. Zwar werde der Bereich auch 1998 noch einmal einen Verlust präsentieren, von 1999 an aber werde man Gewinne einfahren, so Martinsen bei der Vorstellung der Geschäftszahlen.Und: Einen weiteren Stellenabbau wird es nach Angaben Martinsens nicht geben.Rund 2000 Stellen fielen in den vergangenen drei Jahren der Restrukturierung zum Opfer, die Zahl von weltweit 12 000 Mitarbeitern, davon rund 8000 in Deutschland, bezeichnete Martinsen aber nun als stabil.Das gilt auch für Berlin, wo die Zahl der Mitarbeiter in den letzten Jahren von 800 auf 1400 aufgestockt wurde. Noch trübt der Bereich Verkehrstechnik die ansonsten strahlende Bilanz des Siemens-Konzerns aber gewaltig.1997 fuhr der Bereich statt des erwarteten Verlustes von 80 bis 100 Mill.DM sogar ein Minus von 177 (Vorjahr plus 19) Mill.DM ein, der Umsatz rutschte um 4 Prozent auf 4,1 Mrd.DM.Auch im laufenden Geschäftsjahr wird es nach Angaben Martinsens noch einmal einen Verlust von voraussichtlich 70 Mill.DM geben.Er begründete dies mit den Belastungen durch die Umstrukturierung, die 1997 und 1998 mit insgesamt 75 Mill.DM zu Buche schlugen, Verzögerungen bei Abrechnungen sowie den hohen Vorlaufkosten für Aufträge, denen noch nicht im gleichen Ausmaß Umsätze gegenüberstanden.Denn jede Milliarde Auftragseingang, die nicht durch Umsatzerlöse an anderer Stelle gedeckt ist, schlage mit 60 Mill.DM zu Buche.1997 war die Lücke groß: Der Auftragseingang erreichte 7,1 Mrd.DM, elf Prozent mehr als im Jahr zuvor, der Umsatz betrug dagegen nur 4,1 Mrd.DM.Siemens VT sei damit "Opfer des eigenen Erfolges" geworden, des raschen Wachstums der vergangenen Jahre.Martinsen kündigte an, daß diese Lücke schon 1998 kleiner werde, mit einem erwarteten Umsatz von 5 Mrd.DM und einem Auftragseingang von 6,5 Mrd.DM.Zugleich werde Siemens in Zukunft vielleicht vorsichtiger vorgehen: "Sind die Spannen zu gering, kann es unter Umständen sinnvoll sein, einen Auftrag nicht hereinzunehmen". Immerhin hat Siemens VT mittlerweile Aufträge in Höhe von 15 Mrd.DM in den Büchern stehen, die zunehmend aus dem Ausland kommen.1997 entfielen bereits 55 Prozent des Umsatzes auf das Auslandsgeschäft, bei den neu hereingekommenen Aufträgen waren es schon 60 Prozent.Die Werke in Deutschland seien damit bis über die Jahrtausendwende hinaus "gut ausgelastet", Verlagerungen ins Ausland werde es nicht geben, "die Kerntechnologie wird immer in Deutschland bleiben", betonte Martinsen.Dies sei auch ein Erfolg der Umstrukturierung der letzten Jahre."Die Maßnahmen beginnen nun zu greifen", sagte er.Zugleich investierte Siemens VT 110 Mill.DM in die Errichtung einer Teststrecke in Wildenrath, Nordrhein-Westfalen, um die Qualitätskontrolle besser in den Griff zu bekommen. Auch im Auslandsgeschäft erwartet Martinsen, trotz der Krise in Asien, keinen dauerhaften Einbruch."Alle Großprojekte laufen nach Plan, bislang wurde kein Projekt storniert", sagte er.Die Aufträge in Asien belaufen sich auf ein Volumen von insgesamt 3 Mrd.DM, darunter die beiden Metro-Projekte in Shanghai und Guangzhou mit jeweils 500 Mill.DM in China, das von der Krise bislang nicht betroffen sei, die Flughafenanbindung in Kuala Lumpur und zwei Nahverkehrsprojekte in Bangkok, von denen eines, das Projekt Hopewell, nun allerdings in Schwebe ist.Neue Projekte seien in Vorbereitung.Asien, so Martinsen, bleibe für den Schienenverkehr die vielversprechendste Wachstumsregion.Große Erwartungen hat Siemens VT auch in den USA, wo Siemens mit Nahverkehrszügen für zahlreiche Städte, dem 800-Mill.-Dollar-Projekt einer Metro für Puerto Rico und der Zusammenarbeit mit General Motors bei Diesellokomotiven einen Jahresumsatz von 300 Mill.Dollar erreicht.Verhandlungen, die Kooperation mit General Motors hin zu einer "festen Partnerschaft" auszubauen, laufen.Weitere Firmenzukäufe wird es aber laut Martinsen nicht geben.Siemens VT sei stark genug, "die weiteren Herausforderungen ohne spektakuläre Akquisitionen zu meistern", sagte Martinsen.

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