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Wirtschaft: Siemens will ans Netz

Der Technologiekonzern wittert ein Milliardengeschäft beim Ausbau der modernen Strom-Infrastruktur

Berlin - Die Stromwirtschaft hat ein Problem – und Siemens will es lösen. Im Gegenzug verspricht sich der Münchner Technologiekonzern Aufträge in Milliardenhöhe. Das Problem ist bekannt: Die Stromproduktion wird immer raffinierter, aber der Stromtransport nicht. Während sich heute Strom aus Wind, Sonne und sogar aus Faulgasen gewinnen lässt, ist das Netz altmodisch unflexibel. Das heißt: Stromerzeuger müssen immer mehr Energie investieren, um die Spannung im Netz stabil zu halten. Das gelingt ihnen aber immer weniger, je mehr in ihrer Leistung schwankende Windräder und Solardächer Strom einspeisen. Aus Sicht der großen Energieerzeuger und Netzbetreiber wäre es ein Traum, wenn in deutschen Haushalten automatisch alle Waschmaschinen anspringen würden, sobald ein Sturm übers Land fegt. Dann ist nämlich genug Energie da.

Da sich aber kein Verbraucher die Mühe machen wird, nach dem Wetterbericht Wäsche zu waschen, will die Industrie zum Beispiel Smart Meter (englisch für „intelligente Stromzähler“) in den Haushalten installieren. Zugleich investieren RWE, Eon, Vattenfall und Co. in moderne Steuerungstechnik der Netze.

Bei dieser speziellen Technik ist Siemens bereits Weltmarktführer und auch sonst auf vielen Gebieten rund um die intelligenten Netze (Smart Grids) aktiv. Am Freitag teilte das Unternehmen mit, dass es in den kommenden fünf Jahren mit Aufträgen in diesem Sektor im Wert von mehr als sechs Milliarden Euro rechnet. Bereits im laufenden Geschäftsjahr will Siemens Aufträge für knapp eine Milliarde Euro abarbeiten. „Wir sind schon jetzt sehr gut in diesem Geschäft unterwegs und geben auch künftig Vollgas. Ein neues Sternzeitalter mit Smart Grids steht bevor“, sagte Wolfgang Dehen, Chef der Energie-Sparte von Siemens.

Seine Rechnung: Bis zum Jahr 2030 wird sich der weltweite Strombedarf verdoppeln – etwa wegen des Bevölkerungswachstums und der fortschreitenden Industrialisierung. Zugleich investieren viele Staaten derzeit das Geld ihrer Konjunkturprogramme in den Ausbau der Strominfrastruktur. Allein die USA wollen bis 2012 rund drei Milliarden Euro in diese Smart Grids investieren.

Siemens behauptet – natürlich im eigenen Interesse – dass die Klimaziele, die sich viele Staaten gesetzt haben, nur zu erreichen sind, wenn man in diese intelligenten Netze investiert. Die bestehenden Netze könnten die wachsende Zahl erneuerbarer Energieproduzenten gar nicht vertragen. Kevin P. Hoffmann

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