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Wirtschaft: Siemens will das Chip-Problem bis zum Herbst lösen

MÜNCHEN (tmh).Der Elektrokonzern Siemens AG, Berlin/München, will zu einem möglichen Stellenabbau und Werksschließungen in der aktuellen Problemsparte Halbleiter vorerst keine Details nennen.

MÜNCHEN (tmh).Der Elektrokonzern Siemens AG, Berlin/München, will zu einem möglichen Stellenabbau und Werksschließungen in der aktuellen Problemsparte Halbleiter vorerst keine Details nennen.Weder könne man die Gefährdung bestimmter Standorte noch ein Volumen von angeblich rund 1000 bedrohten Stellen bestätigen, sagten Siemenssprecher in München auf Anfrage.Wenn die Talfahrt bei Speicherchips anhält, kämen aber sämtliche Chipstandorte mit Ausnahme von Dresden auf den Prüfstand.

Ein Blick in die Werkstruktur gibt erste Hinweise auf den Bedrohungsgrad der Werke.Der für das laufende Geschäftsjahr 1997/98 (zum 30.September) angekündigte Milliardenverlust bei Halbleitern geht nach Siemens-Angaben vor allem auf einen speziellen Baustein zurück, und zwar auf Speicherchips mit 16 Megabit Kapazität.Die produziert Siemens in drei Werken.Neben Dresden sind das North Tynside in Großbritannien und Essones in Frankreich.Da Konzernchef Heinrich von Pierer Dresden nicht antasten will, scheinen der noch junge britische Standort und das französische Werk besonders gefährdet.Für North Tynside mit seinen 850 Mitarbeitern spricht dabei, daß dort auch die Nachfolgergeneration 64 MB-Chips sowie vom Preisverfall weitgehend verschonte Logikbausteine gebaut werden.Mit der Umstellung auf 64-MB- und Logikchips will Siemens das Problem entschärfen.Essones produziert mit 1600 Mitarbeitern nur 16-MB-Chips und wird in Kooperation mit dem US-Konzern IBM betrieben.Eine dortige Kapazitätsreduzierung oder Schließung könnte Siemens nicht allein entscheiden.

Keinesfalls erwäge der Konzern einen Komplettausstieg aus dem Speichergeschäft, betonte ein Sprecher.Die angekündigte Umstellung von 16- auf 64- MB-Chips verzögere sich, weil vier 16-MB-Chips wegen koreanischer Konkurrenz zum Teil immer noch billiger seien als ein neuer 64-MB-Chip.Bis zum Herbst will Siemens eine Lösung für das Chipproblem finden.

"Es tut schon weh, daß die Belegschaft für Dinge bluten muß, für die sie nichts kann", sagte Siemens-Gesamtbetriebsratschef Alfons Graf zum drohenden Stellenabbau.Der Betriebsrat habe vor einigen Jahren gewarnt, daß das Chipwerk in North Tynside "ein Standort zu viel" sei.Falls der Preisverfall der Speicherchips auf die neue Generation der Bausteine übergreift, wofür Experten durchaus Anzeichen sehen, würden auch die anderen Speicherchip-Standorte von Siemens verstärkt Probleme bekommen.Das wäre zum einen das Werk in White Oak (USA) mit rund 1000 Beschäftigten, das Siemens zusammen mit dem US-Konzern Motorola betreibt, und ein Chipwerk in Taiwan, das Siemens als Joint-venture mit der dortigen Mosel Vitelic betreibt.

Siemens-Chef von Pierer hatte jüngst die Speicherbausteine als Hauptproblem des Konzerns bezeichnet, das kurzfristig gelöst werden müsse.Vor zwei Jahren verdienten die Münchner mit Halbleitern vor Steuern noch 604 Mill.DM.Im Vorjahr sank der Gewinn auf 109 Mill.DM.Dieses Jahr sinkt der Bereich in tiefrote Zahlen.

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