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Wirtschaft: Siemens will Kerntechnik mit BNLF zusammenlegen

Gespräche mit Briten über Kooperation im Atomgeschäft / Angeblich keine Gefahr für deutsche Standorte mit 3400 Arbeitsplätzen MÜNCHEN (tmh).Die Siemens AG will ihre gesamte Sparte Kernenergie mit dem Brennelemente-Geschäft des weltgrößten Atomkonzerns British Nuclear Fuels (BNFL) zusammenführen.

Gespräche mit Briten über Kooperation im Atomgeschäft / Angeblich keine Gefahr für deutsche Standorte mit 3400 Arbeitsplätzen

MÜNCHEN (tmh).Die Siemens AG will ihre gesamte Sparte Kernenergie mit dem Brennelemente-Geschäft des weltgrößten Atomkonzerns British Nuclear Fuels (BNFL) zusammenführen.Ziel der nun beginnenden Verhandlungen sei ein Gemeinschaftsunternehmen mit anfangs 2,7 Mrd.DM Umsatz und rund 6400 Mitarbeitern, teilte Siemens am Mittwoch in Erlangen mit.Die Bildung des Joint-ventures erwartet Siemens binnen weniger Monate.Einen Stellenabbau solle es nicht geben, betonte ein Siemens-Sprecher.Das gelte insbesonders für die deutschen Siemens-Atomstandorte in Erlangen, Offenbach und Lingen (Niedersachsen) mit insgesamt 3400 Beschäftigten. Siemens verfügt beim Atomgeschäft über einen Auftragsbestand von 7,5 Mrd.DM.Die Kooperation sei primär auf Ausweitung des Atomgeschäfts ausgelegt, erläuterte ein Siemens-Sprecher in Erlangen.Der gerade 150 Jahre alt gewordene Konzern erschließe sich damit das Service-Geschäft für britische Kernreaktoren.Darüber hinaus gebe es mit der britischen BNFL Anknüpfungspunkte für Atomprojekte in Japan.Das Produktprogramm beider Kernkraftunternehmen würden sich ideal ergänzen.Das verbessere die Chancen im internationalen Geschäft, weil man vermehrt Paketlösungen anbieten könne, sagte ein Siemens-Sprecher.Das neue Unternehmen würde über eine breite Palette von Uran-Beschaffung über Brennelementeversorgung für eine Vielzahl von Reaktortypen und einen umfassenden Nuklearservice bis hin zum Bau neuer Kernkraftwerke und Forschungsreaktoren verfügen. Das unter dem Dach des Geschäftsbereichs KWU angesiedelte kerntechnische Geschäft von Siemens umfaßt zwei Mrd.DM und beschäftigt etwa 4100 Mitarbeiter, davon 700 in den USA.Der Umsatz verteilt sich etwa gleich auf das Brennelemente- und Service-Geschäft.BNFL setzt mit Brennelementen 700 Mill.DM um und beschäftigt 2300 Personen.Der britische Konzern gilt als größte Atomfirma der Welt.In das angestrebte Joint-venture werden auch die Kooperationen zwischen Siemens und der französischen Framatome eingehen, erklärte ein Siemens-Sprecher weiter.Die Deutschen und Franzosen entwickeln zusammen eine neue Generation von Kernkraftwerken namens EPR und kooperieren allgemein bei atomaren Druckwasser-Reaktoren.Seitens BNFL soll in das Joint-venture das komplette Brennelemente-Geschäft einfließen mit Ausnahme der MOX-Brennelementefertigung und der Urananreicherung.Das MOX-Geschäft wurde von Siemens nach dem Aus in Hanau an BNFL und andere Firmen als Unterauftragnehmer vergeben.Eine Ausdehnung der Kooperation über das nun auf den Weg gebrachte Ausmaß hinaus sei "absolut nicht ausgeschlossen," sagte ein Siemens-Sprecher.Konkrete Pläne dazu gebe es noch nicht.Siemens werde sich aber auch künftig nicht von seinem Atomgeschäft trennen, das die Konzernspitze weiter als Kerngeschäft einstuft.Die Gespräche sollen zur Stärkung von Siemens und BNFL führen, sagte Siemens-Vorstand und KWU-Chef Adolf Hüttl.Die beabsichtigte Kooperation richte sich in keiner Weise gegen die bestehende Zusammenarbeit mit der französischen Industrie, ergänzte er mit Blick auf Framatome. BNFL-Chef John Taylor sprach von Geschäftsausweitung bei gleichzeitiger Kostenreduzierung und Verbesserung des Dienstleistungsangebots für den Weltmarkt.International beschränkt sich das Atomgeschäft derzeit vorwiegend auf die Brennelementeversorgung und den nuklearen Service.AKW-Neubauten gibt es kaum.Bei Siemens sind das augenblicklich das Kernkraftwerk Angra II in Brasilien und der Forschungsreaktor FRM II in Garching bei München.Insgesamt setzte die Energiesparte KWU zuletzt 8,0 Mrd.DM um und verbuchte damit einen Gewinn von 410 Mill.DM.

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