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Wirtschaft: Siemens will nicht ins „Bündnis für Arbeit“

Von Pierer: Gespräche sind Sache der Verbände

München (nad). SiemensChef Heinrich von Pierer sieht sich bei einer Neuauflage des Bündnisses für Arbeit nicht in der Pflicht. „An diesen Gesprächen sollen sich die Wirtschaftsverbände beteiligen“, sagte er am Donnerstag am Rande der Bilanz-Pressekonferenz in München. Schließlich werde die Wirtschaft von den Verbänden vertreten und nicht von einzelnen Großunternehmen. Daher werde er eine Teilnahme ablehnen, falls er zu Gesprächen eingeladen werden sollte. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hatte gerade eine Wiederbelebung der Gespräche angeregt. Nach seinen Vorstellungen sollen jetzt aber auch die Vorstandschefs von Unternehmen am Verhandlungstisch sitzen. Von Pierer kritisierte außerdem, dass „die Politik im Augenblick von den Gewerkschaften dominiert zu sein scheint". Als Besorgnis erregend bezeichnete er den mangelhaften Dialog der Regierung mit den Wirtschaftsverbänden.

Der größte deutsche Elektronikkonzern blickt wegen eines Milliardenlochs in seinen Pensionskassen und verringerter Auftragseingänge wegen der schwachen Konjunktur gedämpft optimistisch in die Zukunft. Nach dem leicht verschlechterten Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr erwartet Siemens im laufenden Jahr erneut einen Rückgang. Wie der Konzern bereits Mitte November mitgeteilt hatte, sank der Konzernumsatz im zum September endenden Geschäftsjahr 2001/2002 um drei Prozent auf 84 Milliarden Euro; der Gewinn stieg um 24 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro. „Das Umfeld wird aus heutiger Sicht schwierig bleiben“, sagte von Pierer. Eine Jahresprognose wollte er nicht abgeben. Trotz der anhaltenden Konjunkturflaute zeigte sich von Pierer zuversichtlich, dass einige Bereiche einen Wachstumsschub verzeichnen werden.

Von Pierer verwies auf das US-Geschäft, das im vergangenen Jahr wieder in die Gewinnzone zurückgekehrt ist. Nach einem Verlust von 603 Millionen Euro im Vorjahr sei ein Gewinn von 823 Millionen Euro angefallen, sagte er. Mit einem Umsatzanteil von 24 Prozent sind die USA für Siemens der wichtigste Absatzmarkt der Welt. Große Hoffnungen setzt Siemens auch in seine Mobilfunksparte. „Wir sind gut vorangekommen und wollen am wachsenden Markt überproportional partizipieren“, sagte von Pierer. Der Konzernchef will den Weltmarktanteil von 7,8 auf mehr als neun Prozent steigern. Siemens setzt vor allem auf das Weihnachtsgeschäft. Aber: „Wir werden mit Produktinnovationen und nicht mit Hilfe eines verrückten Preiskampfes wachsen“, stellte von Pierer klar.

Wachstumschancen sieht er vor allem in China, Brasilien und in den USA. Von Pierer kündigte an, dass es in der Handysparte zu weiteren Kooperationen kommen werde. Die Zusammenarbeit mit Motorola bei UMTS-Handys laufe sehr gut. Die hartnäckigen Spekulationen, Siemens wolle seine Handysparte gegen Aktivitäten von Motorola tauschen, kommentierte der Vorstand nicht. An den Zielen der „Operation 2003“, bei der Siemens den 14 Geschäftsbereichen ehrgeizige Renditeziele für 2003 gesetzt hatte, hält der Konzern weitgehend fest. Die Sorgenkinder – die Kommunikationssparten, die Automatisierungssparte Dematic und der Bereich Industrielösungen – sollen dafür aber ein Jahr länger Zeit bekommen.

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