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Wird Aufseher bei der Deutschen Bank: Sigmar Gabriel.

© John MACDOUGALL/AFP

Sigmar Gabriel reagiert auf Kritik: Ex-SPD-Chef verteidigt Wechsel in Aufsichtsrat der Deutschen Bank

Gerade hat er den Bundestag verlassen, schon hat Sigmar Gabriel einen neuen Posten. Seine Kritiker fragt er: Was sollen Politiker denn nach der Karriere tun?

Es war die Personalie der Woche: Sigmar Gabriel soll in den Aufsichtsrat der Deutschen Bank einziehen. Dafür gab es auch Kritik. Doch jetzt verteidigt sich der ehemalige SPD-Chef.

„Ich finde es schlimm, dass sofort der Generalverdacht entsteht, man würde sozusagen seine Seele verkaufen, wenn man nach dem Ende seiner politischen Laufbahn eine Aufgabe in der Wirtschaft wahrnimmt“, sagte Gabriel der „Bild am Sonntag“. „Ich jedenfalls werde auch in Zukunft nicht anders denken und handeln als vorher.“.

Er warf die Frage auf, was Politiker eigentlich nach ihrer Laufbahn für Jobs annehmen dürfen: „Sie sollen keine vorzeitigen Pensionen beziehen, sie sollen nicht zu Lobbyisten werden und eigentlich sollen sie auch nicht in die Wirtschaft gehen. Was denn dann?“ Er sei „nie in einem politischen Amt für die Deutsche Bank zuständig“ gewesen.

Gabriel war bis 2017 SPD-Chef und bis 2018 Außenminister. Zum 1. November 2019 war er schließlich aus dem Bundestag ausgeschieden. Gabriel ist heute unter anderem als Autor für den Holtzbrinck-Verlag tätig, zu dem auch der Tagesspiegel gehört. Am Freitag war bekannt geworden, dass sich Gabriel bei der Hauptversammlung am 20. Mai den Aktionären zur Wahl stellen will.

Dafür gab es Kritik von verschiedenen Seiten. Die Transparenzorganisation Abgeordnetenwatch forderte eine Karenzzeit von drei Jahren und warf dem ehemaligen Vizekanzler vor, nun werde „sein Adressbuch an die Deutsche Bank versilbert, das er nur als Vertreter des Volkes so prall füllen konnte“. Die finanzpolitische Sprecherin der Grünen, Lisa Paus, sagte dem Tagesspiegel, der Wechsel sei „das falsche Signal zur falschen Zeit“.

Ironie von Kevin Kühnert, Zweifel von Aktionärsvertreter

Kritik kam auch aus Gabriels eigener Partei. Der Juso-Vorsitzende und SPD-Vize Kevin Kühnert kommentierte die Personalie mit einem Verweis auf die Kunstsammlung im Willy-Brandt-Haus. Bei Twitter verbreitete er ein Bild des Siebdrucks „Letzte Warnung an die Deutsche Bank" von Joseph Beuys.

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Fachliche Zweifel meldete Klaus Niedung von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) an. „Herr Gabriel ist sicher nicht der absolute Experte im Bereich der Finanzindustrie“, sagte er. Der Sozialdemokrat bringe zwar ein gewisses Netzwerk mit, für die Bank sei er inhaltlich aber „doch nicht ganz der richtige“.

Gabriel wurde Ende 2019 von Achleitner angesprochen

Nach Gabriels Darstellung hat Aufsichtsratschef Paul Achleitner ihn Ende vergangenen Jahres angesprochen. Dann habe es Gespräche im Aufsichtsrat und mit wichtigen Anteilseignern gegeben. Vor einer Woche habe ihm Achleitner dann per Telefon mitgeteilt, dass es Zustimmung für ihn gebe. Achleitner lobte Gabriel als Europäer und Transatlantiker.

Der frühere Verdi-Vorsitzende Frank Bsirske, der für die Arbeitnehmerseite dem Aufsichtsrat angehört, begrüßt die geplante Berufung Gabriels. „Vor dem Hintergrund seiner internationalen Erfahrung und Vernetzung wie auch seine Expertise in Nachhaltigkeitsfragen kann der Einsatz von Sigmar Gabriel eine sinnvolle Ergänzung des Aufsichtsratsgremiums sein“. (Tsp, dpa)

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