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Wirtschaft: Siltronic sagt seinen Börsengang ab Zweiter Rückschlag für den Markt

SAP nimmt Tochter von der Börse

Berlin/München (Tsp/HB). Der Münchener Siliciumhersteller Siltronic hat seinen für diesen Freitag geplanten Börsengang abgesagt. Bereits vor wenigen Tagen hatte der Halbleiterproduzent XFab seine Börsenpläne aufgegeben. Wegen der nach den Terroranschlägen zunehmenden Unsicherheit an den Finanzmärkten müssen Anleger damit weiter auf den ersten Börsengang nach mehr zwei Jahren Flaute warten.

Nach Meinung von Beobachtern erschwert die Zurückhaltung der Unternehmen nun anderen Aspiranten den Gang aufs Parkett. In der Vergangenheit hatten viele Unternehmen, die ein IPO (Börsengang) verschoben hatten, später nicht erneut Anlauf genommen. Die Postbank (siehe nebenstehenden Bericht) will hingegen ungeachtet schwacher Aktienmärkte bis Mitte Juli – und damit früher als bislang geplant – an die Börse gehen. Der Softwarekonzern SAP teilte am Mittwoch mit, er wolle seine börsennotierte Tochterfirma SAP Systems Integration (SAP SI) wieder in das Unternehmen eingliedern.

Siltronic will trotz der Absage vom Mittwoch weiter an seinen Börsenplänen festhalten: „Sobald es ruhiger wird, sind wir wieder da!“ sagte Vorstandschef Wilhelm Sittenthaler. Über den neuen Zeitplan wollte er sich allerdings nicht äußern. Er betonte aber, dass Investoren großes Interesse an Siltronic gezeigt hätten. Das Unternehmen sei „fit“ und habe Kapitalmarktfähigkeit bewiesen. Er begründete die Absage auch mit „weltpolitischen Ereignissen der letzten Zeit“.

In Konsortialkreisen hieß es, angesichts der jüngsten kräftigen Kurskorrektur an den Börsen seien gerade ausländische Fonds nicht bereit gewesen, Aktien in der Preisspanne von 14,50 bis 19,00 Euro zu zeichnen. „Ein gutes Unternehmen schafft es auch in einem schwierigen Umfeld“, kommentierte Klaus Schneider von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre die Absage. Dass ein Börsengang auch in schwierigen Zeiten funktionieren kann, hatte die Belgacom noch am Montag bewiesen. Die Aktien des belgischen Telekom-Konzerns waren dreifach überzeichnet und legten am ersten Handelstag deutlich zu. Nach Schneiders Ansicht waren sowohl X-Fab als auch Siltronic ohnehin nicht für Privatanleger geeignet. Beide Unternehmen sind in der hochriskanten Halbleiter-Branche aktiv und schreiben rote Zahlen.

„Das wirft ein schlechtes Licht auf den deutschen IPO-Markt“, sagte ein Aktienhändler. Während in anderen europäischen Ländern, vor allem in Großbritannien und den USA, im laufenden Jahr schon einige Unternehmen an die Börse gegangen sind, lässt die erste Börsenpremiere in Deutschland weiter auf sich warten.

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