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Wirtschaft: Singulus: Der hessische Anlagenbauer ist ein solider Branchenprimus

Was haben das Computerspiel "Playstation 2" von Sony und der hessische Anlagenbauer Singulus gemeinsam? Das am Neuen Markt notierte Unternehmen aus Kahl bei Frankfurt sorgt dafür, das die Game-Show aus den Softwarelabors der Japaner in den Rechner der PC-Spieler gelangt.

Was haben das Computerspiel "Playstation 2" von Sony und der hessische Anlagenbauer Singulus gemeinsam? Das am Neuen Markt notierte Unternehmen aus Kahl bei Frankfurt sorgt dafür, das die Game-Show aus den Softwarelabors der Japaner in den Rechner der PC-Spieler gelangt. Die Singulus Technologies AG entwickelt, produziert und vertreibt Maschinen zur Herstellung von so genannten optischen Speichermedien, besser bekannt als CD, CD-ROM oder DVD.

Auf den silbernen Scheiben finden aber nicht nur die Fantasien der Spielehersteller in Form riesiger Datensätze Platz. Optische Speicher, vor allem die junge DVD-Technologie, haben ihren Siegeszug auch auf anderen Märkten begonnen. Zum Beispiel in der Musik- und Filmindustrie: Alle wichtigen Hollywood-Studios sind dabei, ihre Filmsoftware auf DVDs zu vermarkten. In ein paar Jahren, schätzen Experten, werden die großen Kinoketten ihre Technik komplett auf digitale Standards umgestellt haben. Zelluloid und Video werden dann aus dem Filmgeschäft verschwunden sein.

Singulus profitiert von dieser Entwicklung in besonderer Weise, denn die Hessen sind Weltmarktführer bei Anlagen zur Produktion vorbespielter CDs und DVDs. Zwar ist die Nachfrage in diesem Segment vor allem in Asien in den vergangenen Monaten stark zurückgegangen. Über einen Mangel an Aufträgen kann sich Singulus trotz Konjunkturflaute dennoch nicht beklagen. Im ersten Halbjahr 2001 summierte sich so der Auftragsbestand - bei einem Umsatz von 104 Millionen Euro - auf ein Volumen von 64 Millionen Euro. Das war deutlich mehr als Analysten erwartet hatten.

2001 muss Singulus kürzer treten

Allerdings muss Singulus angesichts der desolaten Nachfragesituation in diesem Jahr kürzer treten. Vorstandschef Roland Lacher ("Jedes Jahr eine Neuentwicklung") gab unlängst bei der Vorlage der Zwischenbilanz einen zurückhaltenden Ausblick: Umsatz und Gewinn bleiben im Jahr 2001 hinter den Vorjahreswerten zurück. Das Wachstum, mit dem Singulus die Märkte in den vergangenen Jahren beeindruckte, scheint damit aber nicht beendet. In den Jahren 1999 und 2000 kletterte der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) jeweils um mehr als 100 Prozent auf zuletzt 93 Millionen Euro. Der Umsatz stieg im gleichen Zeitraum mit ähnlichen Raten auf 346 Millionen Euro.

Auch die Schätzung der Analysten für die weitere Gewinnentwicklung bleiben optimistisch: Nach einem Gewinn je Aktie von 1,30 Euro im vergangenen Jahr, werden 2001 zunächst nur 0,94 Euro pro Aktie erreicht. Im kommenden Jahr, so die Erwartung, klettert der Wert aber wieder auf 1,29 Euro, und im Jahr darauf sollen 1,69 Euro erreicht werden. Verbessern soll sich auch die ohnehin üppige Ausstattung des Unternehmens mit liquiden Mitteln. Mitte 2001 verfügte Singulus über einen Cash-Bestand von mehr als 64 Millionen Euro. Ende dieses Jahres wird sich das Finanzpolster Schätzungen zufolge auf gut 80 Millionen Euro belaufen. Schulden hat Singulus keine.

Der optimistische Blick in die Zukunft scheint gerechtfertigt: Große Hoffnungen setzt das Unternehmen auf einen noch jungen Markt - die wiederbeschreibbare DVD. Da die Gerätehersteller Pioneer, Philips, Panasonic und Toshiba wie in den Anfangszeiten des Videos bislang noch mit unterschiedlichen Standards gegeneinander antreten, sind DVD-Recorder bisher wenig verbreitet. Für den Verbraucher sind sie noch zu teuer. Doch die Fachwelt rechnet damit, dass sich in den nächsten drei bis fünf Jahren eine weltweit einheitliche Norm durchsetzen wird und es dann zu massiven Produktionssteigerungen kommt. Singulus ist darauf vorbereitet. Seine Anlagen sind schon heute in der Lage, die wichtigsten DVD-Standards zu produzieren. Und: Mit der umsatzstarken Produktionsanlage "Skyline Duplex", die sowohl CDs als auch DVDs herstellen kann, bietet Singulus seinen Kunden die Möglichkeit, preiswert auf die neue Technologie umzustellen.

Vorsprung vor der Konkurrenz

Als Technologie- und Marktführer sichert sich Singulus einen Vorsprung vor der Konkurrenz. Die deutsche Steag Hamatech, die Schweizer 4 M Technologies und die niederländische Toolex schreiben allesamt Verluste. Ein Grund mehr für die meisten Analysten, Anlegern, die in diese Branche investieren wollen und das Risiko von High-Tech-Investments nicht scheuen, die Singulus-Aktie ans Herz zu legen. Der aktuelle Durchschnitt von 21 Analysten-Meinungen: Die Aktie sollte gekauft werden.

Angesichts der roten Zahlen bei den Wettbewerbern fällt eine Bewertung im Branchenvergleich auf Grundlage des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) nicht leicht. Mit einem KGV von 27 auf der Basis der für 2001 erwarteten Gewinne ist der Titel aber nicht zu teuer. "Gemessen an den drastischen Kursverlusten einer Vielzahl von Unternehmen am Neuen Markt hat sich die Singulus-Aktie sehr stabil gehalten", sagt Harald Schnitzer von der DG Bank. Er traut dem Kurs binnen sechs Monaten ein Aufwärtspotenzial von 15 Prozent zu. HSBC Trinkaus & Burkhardt ist vorsichtiger, rät aber bei einem Ziel von 27 Euro ebenfalls zum Kauf. 50 Euro binnen zwölf Monaten - mit diesem Ausblick setzt sich Credit Suisse First Boston an die Spitze der Optimisten. Die CSFB-Analysten erwarten, dass die Singulus-Aktie eine um mindestens 20 Prozent bessere Entwicklung als der Neue Markt insgesamt nehmen wird.

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