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Wirtschaft: Skandinavier verschaffen sich für 3,1 Milliarden Mark Eintritt ins Euroland

BfG-Vorstandschef Karl-Heinz Hülsmann dürfte ein Stein vom Herzen fallen. Monate- fast jahrelang hatte er über das für die Bank nicht gerade förderliche Hin und Her um den Verkauf geklagt.

BfG-Vorstandschef Karl-Heinz Hülsmann dürfte ein Stein vom Herzen fallen. Monate- fast jahrelang hatte er über das für die Bank nicht gerade förderliche Hin und Her um den Verkauf geklagt. Am Wochenende endlich fiel die Entscheidung: Die 1958 gegründete ehemalige Gewerkschaftsbank wird von der Skandinaviska Enskilda Banken (SEB) in Stockholm für rund 3,1 Milliarden Mark (1,6 Milliarden Euro) übernommen. Die Schweden erhalten damit Zugang zum Bankenmarkt in Euroland. Sie wollen mit der BfG vor allem ihr Internet-Banking und ihr Geschäft mit der Vermögensverwaltung weiter voranbringen. Hülsmann kann sich außerdem darüber freuen, dass er seinen Job als Vorstandschef behält. Auch für die Mitarbeiter der BfG sei der Verkauf positiv, verspricht Jean Peyrelevade, Konzernchef des Verkäufers, der französischen Großbank Credit Lyonnais (CL).

Der Erwerb der BFG Bank soll am 3. Januar 2000 vollzogen werden. CL gibt 50 plus eine, die Versicherungsgruppe Aachener und Münchner (AMB) 25 plus eine und die Beteiligungsgesellschaft der Gewerkschaften (BGAG) 25 minus zwei Aktien ab. Für die Schweden ist die Übernahme der BfG, wie Vorstandschef Lars Thunell gestern sagte, "ein logischer, großer und wichtiger Schritt" für die Expansion in der Vermögensverwaltung und im Internetbanking. "Die Strategie der BfG stimmt mit unserer eigenen überein". Vor allem die "äußerst effiziente" Vertriebsorganisation hat es der SEB angetan. Die BfG sei "die attraktivste Alternative, die sich derzeit anbietet. Sie eröffnet uns Europa". Thunell macht die BfG dabei stärker als sie eigentlich ist: Fünftgrößte private deutsche Geschäftsbank mit einem Marktanteil von angeblich einem Prozent sind ein wenig übertrieben. Gleichwohl hat die BfG in den letzten Jahren Erfolge vorzuweisen und mit einer aggressiven Strategie im Geschäft in ihren 177 Filialen und über das Online-Banking seit 1996 rund 240 000 neue Kunden gewonnen. Insgesamt betreut die BfG rund eine Million Privatkunden. Sie beschäftigt derzeit rund 5300 Mitarbeiter. 1998 erzielte sie einen Gewinn nach Steuern von 359 Millionen Mark.

Der SEB-Konzern ist nach eigenen Angaben einer der größten Finanzkonzerne Nordeuropas mit einem verwalteten Vermögen von umgerechnet rund 147,5 Milliarden Mark und einer Bilanzsumme von knapp 161 Milliarden Mark. Die Bank ist in 20 Ländern vertreten, hat 11 700 Mitarbeiter und zählt derzeit rund 1,5 Millionen Kunden. Im ersten Halbjahr lag der Gewinn nach Steuern bei umgerechnet rund 513 Millionen Mark. Durch die Übernahme der BfG will SEB die Kosten pro Jahr um 120 Millionen Mark drücken, das zusätzliche Wachstum soll ab 2003 pro Jahr weitere 120 Millionen Mark beisteuern.

Für den deutschen Bankenmarkt hat die jüngste Übernahme nach Ansicht von Analysten allerdings nur wenig Bedeutung. Dazu ist die BfG zu klein. Umgekehrt sei das Geschäft für die Schweden, die bislang in Deutschland nur einen kleinen Ableger haben, der Einstieg in den wichtigsten Bankenmarkt in Euroland.

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