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Fließender Verkehr, weniger Lärm und Luftverschmutzung, ein effizientes Energiemanagement: Herausforderungen für das wachsende Berlin.

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Smart City Berlin: „Digitale Infrastrukturen sind der Schlüssel“

Berlin will smarter werden – und ist auf einem guten Weg, meint Wirtschaftssenatorin Cornelia Yzer. Doch es gibt noch Hausaufgaben.

Frau Yzer, Berlin soll zur „Smart City“ werden. Was bedeutet das konkret?

Berlin wächst rasant. Dies soll mit einem Zuwachs an Lebensqualität einhergehen, den wir nur mit intelligenten technologischen Lösungen erreichen können. Anders werden wir unser Ziel von einer klimaschonenden Metropole mit sauberer Luft, weniger Lärm, effizientem Energiemanagement und fließendem Verkehr nicht schaffen können. Wichtig ist mir persönlich dabei, die Menschen in dieser Stadt davon zu überzeugen, dass die Projekte der Smart City, auch wenn sie fürs bloße Auge unsichtbar sind, das Leben in Zukunft für sie besser machen werden.

Wird die Stadt also künftig klüger sein als die Menschen, die in ihr leben?
Umgekehrt wird ein Schuh draus: Die Stadt kann nur so klug sein, wie ihre Bewohner. Zum Glück leben in Berlin sehr viele kluge Menschen! Nicht nur die einmalige Universitäts- und Forschungslandschaft, auch die im Bundesvergleich besonders innovative Berliner Wirtschaft ist stark auf Zukunftslösungen ausgerichtet. Forscher und Industrieunternehmen testen schon heute die Lösungen für die Megacities von morgen in unserer Stadt.

Gibt es bereits internationale Vorbilder, bei denen sich Berlin „Smartness“ abschauen will?
Natürlich gibt es international viele gute Beispiele. Aspern in der Nähe von Wien ist eine neu gebaute Stadt, in der energiesparende Technologien und neue Lösungen für Verteilnetze getestet und für die Anforderungen der Energiemärkte von morgen optimiert werden. Barcelona bringt viele Smart-City-Lösungen zum Einsatz. Estland ist vorbildlich beim Einsatz eines digitalen Bürgerservice durch die Verwaltung. Aber überall findet man bislang nur sektorale Insellösungen. Solche smarten Leuchttürme finden sich auch in Berlin. Denken Sie nur an den Euref-Campus, der die Klimaziele der Bundesregierung für 2050 schon heute erfüllt. Aber es fehlt die Vernetzung.

Um Berlin zur „Smart City“ machen zu können, braucht es eine deutlich bessere digitale Vernetzung. Der Senat ist aber schon mit seinem Ziel gescheitert, bis zum Frühjahr 2016 insgesamt 650 WLAN-Hotspots an den Start zu bringen.
Beim Einsatz des technologisch Machbaren müssen wir wie die meisten anderen Regionen noch Fahrt aufnehmen. Dass die Ausschreibung für freies WLAN durch die Senatskanzlei Jahre gedauert hat, ist nicht vermittelbar, und das können wir uns in Zukunft nicht mehr leisten. Denn leistungsfähige digitale Infrastrukturen sind der Schlüssel zur Smart City.

Was braucht es dafür ganz konkret?
Notwendig sind neben flächendeckendem freien WLAN im gesamten Stadtgebiet 50 Mbit pro Sekunde als Mindeststandard der leitungsgebundenen Netze sowie in digitalen Zentren der Stadt eine Breitbandversorgung mit mindestens 200 Mbit, außerdem die Pilotierung des neuen 5G-Standards mit Testfeldern in Berlin. Fakt ist, dass ich zur Zeit mit Telekommunikationsanbietern über die Pilotierung des künftigen Mobilfunkstandards 5 G spreche und optimistisch bin, zeitnah ein Testfeld zu bekommen. Ebenso optimistisch bin ich, dass wir in den nächsten Monaten den neuen Clean Tech Park in Berlin-Marzahn für Gewerbe und Industrie als Gigabit-Standort ausrüsten können.

Damit die Konzepte der „Smart City“ funktionieren, müssen mehr Daten gesammelt werden. Werden wir am Ende zum „gläsernen Bürger“?
Nein, das ganz sicher nicht. In der Berliner Smart-City-Strategie, die mit dem Berliner Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit abgestimmt wurde, hat der Datenschutz einen hohen Stellenwert. Aber wir müssen erheblich mehr tun für den Aufbau von Sicherheitsinfrastrukturen, gerade wenn es um die Verwendung von Echtzeitdaten geht, wie beispielsweise beim automatisierten Fahren oder bei digitalen Lösungen im Gesundheitssektor.

Welche Rolle wird die Berliner Start-up-Szene bei der Entwicklung von smarten Konzepten spielen?
Ohne die Tatkraft der Gründer und ihren Mut zu disruptiven Technologien wären wir längst nicht so weit. Besonders wichtig ist aber auch die Zusammenarbeit von Start-ups und etablierten Unternehmen. Ich nenne ein Beispiel: Das Start-up BärDrones hat Drohnen entwickelt, die auch bei Dunkelheit Windräder inspizieren. Osram liefert dazu die ultraleichten Spezialleuchten. Moderne und wettbewerbsfähige Unternehmen treffen in Berlin auch durch unsere Förderung auf eine der weltweit dynamischsten Start-up-Communities. Nahezu wöchentlich erlebe ich, dass nationale und internationale Unternehmen in unsere Stadt kommen, Inkubatoren, Acceleratoren, Labs, Digitaleinheiten und Shared Service Center eröffnen, um mit der vibrierenden Start-up- Szene unserer Stadt zu kooperieren. Sie alle wissen: Wer auf die Zukunft setzt, findet sie in Berlin.

Technologien für wachsende Städte sind auch das Thema der Berliner Wirtschaftskonferenz "Creating Urban Tech" am 30. Mai 2016 im Kosmos.

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