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Wirtschaft: Smax rückt Mittelständler ins Rampenlicht der Börse

Eins ist sicher: Wenn am Montag das neue Börsensegment Smax an der Frankfurter Börse startet, dann verläuft die Premiere etwas glanzvoller als die des Neuen Marktes.Der hatte bei seinem Debüt gerade zwei Startteilnehmer vorweisen können, was viele Börsenbeobachter damals mit einem spöttischen Lächeln quittierten.

Eins ist sicher: Wenn am Montag das neue Börsensegment Smax an der Frankfurter Börse startet, dann verläuft die Premiere etwas glanzvoller als die des Neuen Marktes.Der hatte bei seinem Debüt gerade zwei Startteilnehmer vorweisen können, was viele Börsenbeobachter damals mit einem spöttischen Lächeln quittierten.Das ist ihnen mittlerweile gründlich vergangen, denn zwei Jahre danach drängeln sich Anleger und Emittenten geradezu an der jungen Wachstumsbörse.Diesen Erfolg will die Deutsche Börse nun mit dem Smax wiederholen - und nicht nur sie.

Gleich zu Anfang kann die Börsenverwaltung 91 Teilnehmer melden.Die meisten stammen aus dem Amtlichen Handel oder dem Geregelten Markt.Smax-Teilnehmer wie Kamps, Einhell oder WMF haben eins gemeinsam: Sie arbeiten in Traditionsbranchen, gehören zum klassischen Mittelstand - und wurden von den Anlegern bisher kaum beachtet.Starke Unterbewertungen sind an der Tagesordnung, wie die im Vergleich hohe Dividendenrendite und niedrige Kurs-Gewinn-Verhältnisse (KGV) zeigen.Für viele Werte zahlen die Anleger nur das zwölf- bis 14-fache des Jahresgewinns.Bei den Dax-Werten liegt das KGV dagegen zwischen 21 und 23."Wir brauchen uns nicht hinter dem Neuen Markt zu verstecken", sagt Winfried Kill, Vorstandsvorsitzender und Mehrheitsaktionär der Indus Holding."Mein Unternehmen hatte in den letzten fünf Jahren im Schnitt ein Wachstum von 25 Prozent bei Umsatz und Ertrag." Doch der Indus-Kurs hinkt hinterher.

Der Hauptgrund: "Mittelständische Aktiengesellschaften, die nicht in den Neuen Markt passen, hatten bisher keine Gelegenheit, sich internationalen Investoren ausreichend zu präsentieren", sagt Reto Francioni, stellvertretender Vorstand der Deutschen Börse AG.In der Tat führen Small-Caps (börsennotierte Mittelständler) am deutschen Kapitalmarkt bislang ein Schattendasein.Ihr Anteil am gesamten Börsenumsatz beträgt nur etwas über zwei Prozent.Vor allem Profis meiden die graue Masse außerhalb der Dax-100-Werte und des Neuen Marktes.Der Grund: Die Liquidität ist zu gering.Von manchen Aktien gehen nicht mehr als ein paar Stück pro Tag an der Börse um - wenn überhaupt."Man kommt zwar schnell rein.Aber wenn ich die Aktien wieder loswerden will, gibt es Probleme", weiß Peter Conzatti, Manager des SMH Small Cap Fonds.Das soll sich mit Smax ändern.

Aktien, die in dem neuen Marktsegment dabeisein wollen, müssen strengere Auflagen erfüllen als die Werte in Dax und M-Dax.Dazu gehören vor allem strengere Transparenz- und Liquiditätsanforderungen (siehe ABC).Auf diese Weise sollen auch kleine Aktientitel für Anleger interessanter werden.Nach Ansicht von Achim Matzke von der Commerzbank ist der Smax dringend notwendig."In Deutschland brauchen wir endlich einen Markt für Small-Caps, der international vorzeigbar ist." Entgegen der verbreiteten Ansicht sind Großanleger durchaus bereit, ihr Geld auch in Nebenwerten anzulegen."Die brauchen aber ein Vehikel, um in diesem Segment zu investieren", weiß Matzke.Das neue Marktsegment erhält dazu zwei Indizes: Den Smax-all-share-Index, der alle im Marktsegment gelisteten Werte umfaßt, und künftig den S-Dax, der die 100 größten deutschen Smax-Titel enthält.Der große Zuspruch zeigt: Die Emittenten sind Feuer und Flamme im Smax dabeizusein."Durch unsere Teilnahme wollen wir etwas für den Shareholder-Value tun.Es ist für uns der erste Schritt zur Aufnahme in den M-Dax", gibt sich Andreas Ibel, Direktor bei der RSE Grundbesitz- und Beteiligungsgesellschaft selbstbewußt.Die RSE gehört zusammen mit der Bäckerei Kamps, der Deutschen Beteiligungs AG, Pfleiderer, Salzgitter und Ehlebracht zu den Schwergewichten im neuen Index, dem S-Dax, und ist damit einer der heißesten Anwärter für den Aufstieg in den M-Dax.

Anders als ursprünglich von der Börsenverwaltung befürchtet, haben sich die Zulassungskriterien nicht als Hemmschuh erwiesen.Im Smax ist der gesamte Mittelstand branchenübergreifend vertreten - vom Automobilzulieferer über Konsum- und Finanzwerte bis hin zu Dienstleistungsunternehmen.Die meisten Emittenten versprechen sich von ihrem Engagement vor allem höhere Kurse."Die Aufnahme in den Index kann durchaus dazu führen, daß die eine oder andere Aktie neu bewertet wird", macht Commerzbank-Experte Matzke Anlegern Mut.Immerhin führen die regelmäßigen Quartalsberichte dazu, daß sich die Geschäftsentwicklung der jeweiligen Unternehmen viel besser beobachten läßt.Der Effekt ist allerdings fraglich: Die Researchabteilungen der Banken sind personell überfordert und können unmöglich alle Smax-Unternehmen verfolgen.Viele Institute haben nicht einmal die Werte des Neuen Markt ausreichend im Visier.Smax-Teilnehmer sind auch nicht automatisch Kaufkandidaten.

So finden sich im neuen Marktsegment zum Beispiel auch Herlitz und Plettac.Beide Aktien wurden im vergangenen Jahr aus dem M-Dax geworfen, weil anhaltende Verluste die Kurse nach unter gedrückt haben und die Börsenkapitalisierung nicht mehr ausreichend groß für einen Indexplatz war.Das Plettac-Management hielt es in der Vergangenheit auch nicht so genau mit der Informationstreue - ein Malus, den es sich jetzt nicht mehr erlauben kann."Mit dem Index allein ist es nicht getan", dämpft Rolf Drees von der Union-Investment übertriebene Erwartungen."Ausländische Investoren schauen sicher danach, welche Werte im Index sind, weil diese bestimmte Kriterien erfüllen.Aber erst dann entscheiden sie, in welche Aktien sie auch investieren.Damit die Sache zum Erfolg wird, müssen auch die Unternehmen etwas tun - zum Beispiel ihre Vorzugsaktien einstampfen und die Stimmrechtsbeschränkung abschaffen."

PETER HEIN

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