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Wirtschaft: So schützen Sie sich vor Anlagehaien

Welche Geldanlagen sind riskant? / Wie kann man Geld zurückverlangen?

Welche Geldanlagen sind riskant? / Wie kann man Geld zurückverlangen? / Wo gibt es Infos?"Ein Vertreter hat mir empfohlen, mein Geld in US-Fonds zu stecken, was halten Sie davon?" "Man hat mir telefonisch angeboten, mein Kapital in Warentermingeschäften zu investieren.Angeblich kann ich damit Riesengewinne erwirtschaften.Was meinen Sie?" Das sind einige der Fragen, die Sie unseren Experten bei der jüngsten Telefonaktion "Grauer Kapitalmarkt" gestellt haben.Was Ariane Lauenburg von der Stiftung Warentest und Volker Pietsch von der Verbraucher-Zentrale Berlin von solchen Angeboten halten, und um welche Themen es ansonsten noch ging, lesen Sie hier FRAGE: Ich habe noch am 2.April einen Beteiligungsvertrag bei der Spree-Capital GmbH unterschrieben.Jetzt ist das Unternehmen pleite.Was kann ich tun? ANTWORT: Das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen in Berlin hat die Spree-Capital GmbH bereits im Februar zur Abwicklung ihrer stillen Beteiligungsverträge aufgefordert.Bei den Verträgen handelt es sich nach Auffassung des Amtes um unerlaubte Bankgeschäfte.Über die Verfügung des Amtes hätte Sie die Gesellschaft informieren müssen.Es ist schon eine ziemliche Unverschämtheit von der Spree-Capital, Ihnen noch vier Tage vor dem Konkursantrag am 6.April einen weiteren Vertrag anzudrehen.Sie sollten sich sofort an einen Anwalt wenden und versuchen, Ihr Geld zurückzuholen.Die Aussichten, daß Sie zumindest einen Teil Ihres Geldes aus der Konkursmasse zurückbekommen, sind unserer Einschätzung nach aber leider sehr schlecht.Möglichweise können Sie aber gegen Ihren Vermittler vorgehen, falls der Sie nicht ausreichend über die Risiken einer Kapitalanlage bei Spree-Capital aufgeklärt hat. FRAGE: Mir ist ein geschlossener Immobilienfonds angeboten worden, um so mein Geld vor dem Euro in Sicherheit zu bringen.Was sagen Sie dazu? ANTWORT: Vorsicht.Ein geschlossener Immobilienfonds kann eine riskante Geldanlage sein.Denn derzeit haben wir ein Überangebot an Gewerbe- und Büroflächen.Fonds, die in diesem Marktbereich tätig ist, stehen daher häufig vor dem Problem, Mieter zu finden, die in die Neubauten einziehen wollen.Falls Sie erst einmal in einen solchen geschlossenen Immobilienfonds eingetreten sind, sind Sie auf Gedeih und Verderb mit dem Fonds verbunden.Anders als bei offenen Immobilienfonds können Sie bei geschlossenen Fonds während der Vertragslaufzeit nicht aussteigen. FRAGE: Wie erkenne ich, ob ein geschlossener Fonds eine gute Anlage ist oder nicht? ANTWORT: Verlassen Sie sich nicht auf die Versprechen der Vertreter.Machen Sie sich selbst ein Bild.Verlangen Sie amtliche Prüfberichte und Leistungsbilanzen des Fonds.Informationen über einzelne geschlossene Immobilienfonds können Sie auch beim Deutschen Finanzdienstleistungs-Informationszentrum (DFI), Postfach 2123, 65 011 Wiesbaden erhalten.Allerdings kostet die Anfrage pauschal 95 DM. FRAGE: Ich habe mich an einem geschlossenen Immobilienfonds beteiligt und zu diesem Zweck einen Kredit aufgenommen.Jetzt zahle ich vierteljährlich 1100 DM für das Darlehen, aber mein Fonds schüttet in derselben Zeit nur 700 DM aus.Ein schlechtes Geschäft, muß ich sagen. ANTWORT: Ja, da haben Sie leider recht.Die Anlage in einen geschlossenen Immobilienfonds ist für sich allein genommen schon nicht ohne Risiko.Wenn Sie allerdings noch einen Großteil der Investionssumme fremdfinanziert haben, also einen Kredit bei der Bank aufgenommen haben, wird es meist sehr teuer.Da überschreiten Zins und Tilgung häufig die Ausschüttungen.Bei einer solchen Unterdeckung sind dann auch die Steuervorteile wenig tröstlich.Anteilsfinanzierungen sind gefährlich und für den Einstieg in einen geschlossenen Immobilienfonds nicht geeignet. FRAGE: Was empfehlen Sie denn als sichere Geldanlage angesichts der Euro-Einführung? ANTWORT: Ob der Euro eine harte oder weiche Währung wird, muß die Zukunft zeigen.Ganz allgemein raten wir dazu, das Geld im Inland zu lassen und in Aktienfonds zu stecken.Deutsche Aktienfonds haben Zukunft.Aktien sind Sachwerte wie Immobilien, Sie haben also einen realen Gegenwert für Ihr Geld.Außerdem sind Aktienfonds als Absicherung für das Alter eine gute Ergänzung zur Rente.Wenn man sich die Wertentwicklung der besten deutschen Fonds ansieht, so haben diese doch sehr beeindruckende Fondserträge erwirtschaftet. FRAGE: Ein Vertreter hat mir US-Fonds empfohlen.Ein guter Rat? ANTWORT: Warum wollen Sie Ihr Geld ins Ausland bringen? Es gibt sehr gute inländische Fonds.Einen Überblick können Sie sich selbst verschaffen, indem Sie beim Bundesverband Deutscher Investment-Gesellschaften (BVI), Eschenheimer Anlage 28, 60 318 Frankfurt (Main), eine Liste über die Wertentwicklung der deutschen Publikumsfonds anfordern. FRAGE: Was spricht gegen US-Fonds? ANTWORT: Die von Strukturvertrieben häufig empfohlenen Templeton- und Pioneer-Fonds sind keine unseriöse Geldanlage.Aber bedenken Sie: Falls es Probleme gibt, gilt US-Recht.Der Gerichtsstand ist in den Vereinigten Staaten.Sie müßten sich also im Falle eines Falles dort einen Anwalt suchen.Außerdem tragen Sie bei diesen Fonds neben dem rechtlichen Risiko auch immer ein zusätzliches Währungsrisiko.Warum wollen Sie Ihr Geld nicht deutschen Fonds anvertrauen? FRAGE: Haben Sie was gegen Strukturvertriebe? ANTWORT: Unserer Erfahrung nach sind die Mitarbeiter häufig nur unzureichend geschult.Viele verkaufen Finanzprodukte, von denen sie kaum mehr verstehen als die Kunden.Oft werden dann irgendwelche Computeranalysen angeboten, die zwar wenig bringen, aber Kompetenz vorspiegeln sollen.Der größte Schwachpunkt ist aber die Entlohnung der Vertreter.Sie arbeiten in aller Regel auf Provisionsbasis.Das heißt: Sie bekommen Geld nur dann, wenn Sie unterschreiben.Das sind keine guten Voraussetzungen für eine objektive Beratung. FRAGE: Ich bin 70 Jahre alt.Soll ich mein Geld jetzt noch in einen Aktienfonds investieren? ANTWORT: Nein.Die Anlage in einen Aktienfonds sollte langfristig gesehen werden.Auf lange Sicht bieten Aktienfonds gute Ertragsaussichten.Allerdings kann die Sache ganz anders aussehen, wenn man plötzlich an sein Geld heran muß und eine schlechte Aktienphase erwischt. FRAGE: Eine deutsche Agentur hat mich aufgefordert, Termingeschäfte in den USA zu machen.Ich habe aber ein ungutes Gefühl. ANTWORT: Zurecht.Lesen Sie einmal aufmerksam die Risikohinweise im Prospekt durch.Dort dürfte zu lesen sein, daß ein Totalverlust des eingesetzten Geldes nicht ausgeschlossen werden kann.Auch wenn der Verkäufer Ihnen das Gegenteil erzählt, lassen Sie die Finger davon! Neben den hohen Risiken drohen nämlich auch noch horrende Gebühren, die Ihnen der Vermittler in Rechnung stellt und die Ihr eingesetztes Kapital aufzehren.Eine Aussicht auf Gewinn haben Sie bei solchen Geschäften nach unserer Erfahrung nicht. FRAGE: Ich habe gestern einen Anruf erhalten, in dem mir Warentermingeschäfte angeboten worden sind.Angeblich locken hohe Gewinne.Ich muß ehrlich sagen, ich bin interessiert. ANTWORT: Hände weg! Egal, was man Ihnen erzählt: Geschäfte, die am Telefon angebahnt werden, sollten für Sie in jedem Fall tabu sein.Wer den ersten Kontakt am Telefon herstellt, ist unseriös! Wenn Sie sich unbedingt an Warentermingeschäften beteiligen wollen, gehen Sie zu einer seriösen Bank. FRAGE: Man hat mir einen Beteiligungssparplan der Göttinger Gruppe als Alterssicherung ans Herz gelegt.Was meinen Sie? ANTWORT: Es handelt sich um eine atypische stille Unternehmensbeteiligung.Sie wären an Gewinnen, aber auch an Verlusten beteiligt.Bei solchen Engagements besteht - und das steht sogar im Prospekt - immer auch die Gefahr eines Totalverlustes.Eine solche Anlage ist daher für die Altersvorsorge aufgrund der erheblichen Risiken eher unpassend. FRAGE: Gibt es Listen, auf denen unseriöse Anlagefirmen aufgeführt sind, und wo kann ich sie bekommen? ANTWORT: Ja, es gibt solche Listen.So veröffentlicht die Zeitschrift "Finanztest" der Stiftung Warentest in ihrem aktuellen Heft (Ausgabe 5/98) eine Liste von Firmen mit zweifelhaften Angeboten.Warnlisten mit Anbietern von Anlagediamanten (-607), Börsentermingeschäften (-608), Gewinnsystemen (-609), Timesharing (-610), unerlaubten Bankgeschäften (-611), Immobilienbeteiligungen (-612) und dubiosen Reports (-619) können Sie zudem per Faxabruf von der Stiftung Warentest (Rufnummer 01905 / 10 01 08 - Endnummer) anfordern.Der Service kostet 1,21 DM / Minute. Eine "schwarze Liste" des "Grauen Kapitalmarkts" verfaßt auch in regelmäßigen Abständen die Verbraucher-Zentrale Berlin.Gegen Einsendung eines Verrechnungsschecks in Höhe von 10 DM können Sie die Übersicht bei der VZ Berlin, Bayreuther Straße 40, 10 787 Berlin, bestellen.Zudem bietet die Verbraucher-Zentrale regelmäßig telefonisch eine persönliche Spar- und Geldanlageberatung an.Sie erreichen die Experten dienstags und donnerstags von 14 bis 16 Uhr unter der Nummer 0190 / 8877-12, freitags von 10 bis 12 Uhr unter der Nummer 0190 / 8877-15.Allerdings berechnet die VZ Ihnen dafür Gebühren von 3,63 DM pro Minute. Fragen und Antworten wurden zusammengestellt von Heike Jahberg

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