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Wirtschaft: Software-Aktie wird nicht aus dem Index der Amsterdamer Börse gestrichen

Der finanziell schwer angeschlagene niederländische Softwarehersteller Baan hat in letzter Minute die Streichung seiner Aktie aus dem Amsterdamer Börsenindex verhindert. Die Börse attestierte dem nach SAP zweitgrößten Hersteller von Unternehmens-Software in Europa am Mittwoch, er erfülle die für eine Notierung notwendigen Auflagen.

Der finanziell schwer angeschlagene niederländische Softwarehersteller Baan hat in letzter Minute die Streichung seiner Aktie aus dem Amsterdamer Börsenindex verhindert. Die Börse attestierte dem nach SAP zweitgrößten Hersteller von Unternehmens-Software in Europa am Mittwoch, er erfülle die für eine Notierung notwendigen Auflagen. Wegen des drohenden Ausschlusses aus dem AEX-Index war der Baan-Kurs im Februar auf ein Fünf-Jahres-Tief gefallen. Am Mittwoch legte die Titel wieder kräftig zu. Die Börse hatte Baan ein Ultimatum bis März gestellt, um frisches Kapital zu besorgen.

Anderenfalls hätte ein sogenanntes "Sonderlisting" an der Amsterdamer Börse gedroht. Wie viele Softwareunternehmen hatte auch Baan unter dem Nachfragerückgang im Vorfeld des als computertechnisch problematisch angesehenen Datumswechsels zur Jahrtausendwende zu leiden. Nach dem Verkauf der Anteile an der Softwarefirma Meta 4 für 20 Millionen Dollar (rund 40 Millionen Mark) und der Umwandlung von Fremd- in Eigenkapital verfüge Baan aber über ausreichend liquide Mittel, bescheinigte die Börse dem Unternehmen. Anfang Februar hatte Baan seine Buchhaltungssoftware-Sparte Coda an den US-Technologiekonzern Science Systems für rund 50 Millionen Dollar verkauft. Die Firma will sich stärker vor allem auf das Internet und den elektronischen Geschäftsverkehr zwischen Unternehmen ("Business to Business") konzentrieren und die Kosten reduzieren. An der Amsterdamer Börse gewannen Baan bis zum Nachmittag gut sieben Prozent, in Frankfurt über fünf Prozent.

Erst am Donnerstag vergangener Woche hatte Baan-Großaktionär Fletcher International seinen Kapitalanteil deutlich reduziert. Der US-Fonds hält nun noch 1,69 Prozent nach mehr als 6,7 Prozent Mitte Januar. Händler hatten danach die Aussichten für Baan als wenig positiv beurteilt. Baan könne nur noch von der Abspaltung des Kundenmanagements Aurum per Verkauf oder Börsengang profitieren, hieß es. Baan hatte die Beraterfirma Lazard Brothers beauftragt, Investoren zu finden. Am vergangenen Sonnabend waren die beiden Aufsichtsräte Koichi Nishimura und John Barter zurückgetreten. Bislang gibt es für die beiden noch keinen Ersatz. Schon im Januar hatte Finanzchef Jim Mooney sein Amt niedergelegt.

Baan hatte im vierten Quartal 1999 bei einer Umsatzsteigerung um neun Prozent auf 143 Millionen Dollar einen Verlust von 236 Millionen Dollar oder 1,06 Dollar je Aktie hinnehmen müssen - der sechste Quartalsverlust in Folge. Dabei waren 168 Millionen Dollar außerordentliche Aufwendungen für Restrukturierung, Abschreibungen auf Vermögenswerte und Rückstellungen angefallen. Im Gesamtjahr 1999 hatte Baan 289 (Vorjahr 315) Millionen Dollar Verlust gemacht.

Auf der Computermesse Cebit in Hannover hatte Interims-Chef Pierre Everaert den Verkauf der Gruppe nicht ausgeschlossen. "Wenn jemand kommt und einen guten Preis bietet und Baan weiteres Wachstum zusichert, wie könnte ich dann Nein sagen", hatte Everaert Ende Februar gesagt. Priorität habe aber die Gesundung von Baan aus sich selbst heraus. "Wir provozieren keine Verkaufsgespräche", sagte Everaert.

Everaert hatte am 4. Januar die überraschend zurückgetretene Vorstandschefin Mary Coleman abgelöst. Er war bis dahin Baan-Aufsichtsratschef gewesen. Auf auf diesen Posten will er zurückkehren, sobald er einen geeigneten Nachfolger gefunden hat. SAP-Vorstandssprecher Henning Kagermann hatte auf der Cebit gesagt, sein Unternehmen habe kein Interesse an einer Übernahme von Baan.

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