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Solar Millennium: Gründer muss mit Betrugsprozess rechnen

Die vergangene Woche begann für den Solar-Millennium-Aufsichtsrat Hannes Kuhn katastrophal – und es kam immer dicker. Erst wurde bekannt, dass die Finanzaufsicht Bafin beim Solarthermie-Projektbetreiber wegen des Verdachts auf Insiderhandel ermittelt.

Die vergangene Woche begann für den Solar-Millennium-Aufsichtsrat Hannes Kuhn katastrophal – und es kam immer dicker. Erst wurde bekannt, dass die Finanzaufsicht Bafin beim Solarthermie-Projektbetreiber wegen des Verdachts auf Insiderhandel ermittelt. Kuhn dementierte. Dann ging der Finanzvorstand. Donnerstag vermeldete das Unternehmen, ein Vorzeigeprojekt in den USA laufe unerwartet schlecht.

Für Kuhn, den 47-jährigen Steuerberater, der das Unternehmen – der letzte vermeldete Jahresumsatz für das Geschäftsjahr 2009/10 lag bei etwa 73 Millionen Euro – 1998 gründete, könnte es besser laufen. Dabei dürfte er die dicksten Brocken noch vor sich haben: Denn während die Finanzaufsicht noch ermittelt, hat die Staatsanwaltschaft Düsseldorf schon eine Anklageschrift gegen ihn fertig. Auf 357 Seiten führt sie auf, wie Kuhn und zwei weitere Beteiligte ihrer Ansicht nach in neun Fällen durch „die fortgesetzte Begehung von Betrug eine große Zahl von Menschen in die Gefahr des Verlustes von Vermögenswerten brachte“.

Die Vorwürfe gründen auf Kuhns Tätigkeit als Steuerberater für die Düsseldorfer DM Beteiligungen AG, eine Immobiliengesellschaft, die Renditen in Höhe von sieben Prozent versprach, 2006 aber Insolvenz anmeldete. Rund 8000 Anleger verloren etwa 70 Millionen Euro. Mit geschönten Bilanzen und anderen Tricks, so die Anklage, täuschten Kuhn und Komplizen ihre Investoren zum eigenen Vorteil. Kuhn sagt: „Ich war an der betreffenden Gesellschaft nicht beteiligt und auch nicht operativ tätig. Ich war als Steuerberater engagiert. Ich habe dargelegt, dass ich meine steuerberatende Tätigkeit stets im gesetzlichen Rahmen ausgeführt habe.“

Die Staatsanwaltschaft sieht das anders. Denn Michael Gronemeyer, der Vorstand der DM Beteiligungen AG, war bereits geständig und gab an, zwar formell Chef gewesen zu sein, tatsächlich aber nur ausgeführt zu haben, was die beiden anderen, der Nürnberger Kaufmann Jürgen Schlögel und Kuhn, ihm auftrugen – vor allem den Kauf und Verkauf von Beteiligungen zu Fantasiepreisen. Weil zwar Gutachter tätig wurden, diese aber nicht Kuhns Planzahlen prüften, flog die Sache erst auf, als das Geld der Anleger schon durchgebracht war.

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