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Solar Millennium: Streit um Utz Claassen eskaliert

Die juristische Auseinandersetzung zwischen dem Kraftwerkshersteller Solar Millennium und seinem früheren Vorstandschef Utz Claassen weitet sich aus. Claassen hat seinen ehemaligen Arbeitgeber wegen systematischer Rufschädigung auf Schadenersatz verklagt.

Berlin - Der 47-jährige Manager, der vor einem Jahr nach nur 74 Tagen im Amt zurücktrat, hat das Unternehmen auf „Schadenersatz in noch zu beziffernder Höhe“ verklagt, wie sein Anwalt am Donnerstag mitteilte. Das Unternehmen und vor allem dessen Aufsichtsrat habe Claassens Ruf systematisch geschädigt, hieß es zur Begründung. Das Erlanger Unternehmen wies dies zurück: „Die Vorwürfe sind absurd“, sagte Roland Klein, Sprecher des Aufsichtsrats, auf Anfrage. Das Unternehmen teilte mit, es werde seinerseits Claassen auf Rückzahlung von neun Millionen Euro verklagen, die er bei Amtsantritt erhielt.

Bei Claassens Klage, die bereits Ende Januar erhoben wurde, könnte es um große Beträge gehen: Da er in den vergangenen Jahren Millionengehälter verdiente und noch 20 Jahre bis zum Ruhestand hat, sind theoretisch zweistellige Millionensummen denkbar, falls das Landgericht Nürnberg-Fürth seiner Auffassung folgt. Claassen will das Geld jedoch nicht für sich: Die mögliche Schadenersatzzahlung will er genauso in eine Stiftung für die Erforschung erneuerbarer Energien einbringen wie die Abfindung von 7,12 Millionen Euro, die er ebenfalls vor Gericht durchzusetzen sucht. Dieses Verfahren wird im September fortgesetzt und nicht wie ursprünglich geplant nächste Woche.

Solar Millennium erklärte die Verhandlungen um eine außergerichtliche Einigung am Donnerstag für gescheitert. Das Bemühen, ihn „zur Rückzahlung seiner Antrittsprämie von neun Millionen Euro zu bewegen“, sei erfolglos geblieben. „Seit Dezember drehten wir uns im Kreis“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Helmut Pflaumer. „Wir haben uns intensiv bemüht, alle offenen Fragen zu lösen.“ Claassen sieht das anders. Solar Millennium habe auf Ersatzansprüche bereits vertraglich verzichtet, insofern fehle der Klage des Unternehmens die Grundlage. Die Vergleichsvorschläge des Unternehmens seien „vollkommen indiskutabel und aus Sicht seiner Berater unseriös“ gewesen, erklärte sein Anwalt.

Solar Millennium habe den Eindruck erweckt, Claassen sei ohne rechtliche Grundlage, grundlos und abrupt zurückgetreten und danach für das Unternehmen nicht mehr erreichbar gewesen. „Dies ist jedoch falsch und widerspricht der Wahrheit geradezu diametral“, erklärte der Anwalt. In der ersten Klage seien auf rund 800 Seiten mehr als 20 Kündigungsgründe aufgeführt, von denen jeder einzelne ausgereicht hätte. Ins Detail geht Claassen aber bisher nicht und beruft sich darauf, zur Verschwiegenheit verpflichtet zu sein.

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