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Solarindustrie: Q-Cells macht weiter

Der Insolvenzantrag ist eingereicht. Wie es weitergeht ist offen. Das Land Sachsen-Anhalt könnte mit Bürgschaften helfen.

Berlin - Nun ist es amtlich: Der Solarzellenhersteller Q-Cells aus Bitterfeld-Wolfen hat Insolvenzantrag gestellt. Nach Angaben des Amtsgerichts Dessau-Roßlau strebt das Unternehmen ein Regelinsolvenzverfahren an. Als vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte das Gericht den Rechtsanwalt Henning Schorisch aus Halle an der Saale. Das Unternehmen solle fortgeführt werden. Doch wie es mit Q-Cells weitergeht, ist offen. Es wird bereits über Staatshilfen diskutiert. Experten sehen wenig Überlebenschancen für das hochverschuldete Unternehmen.

Q-Cells beschäftigt rund 2200 Mitarbeiter – etwa 1700 in Sachsen-Anhalt und 400 in einem Werk in Malaysia. Im vergangenen Jahr hatte der einstige Börsenstar einen Verlust von rund 846 Millionen Euro erwirtschaftet, bei einem Umsatz von rund einer Milliarde Euro. Am Freitag hatte das Unternehmen den Versuch aufgegeben, sich mit seinen Anleihegläubigern auf einen Schuldenschnitt zu einigen. Am Dienstag kündigte auch das Solarsystemhaus Mp-tec aus Eberswalde an, 20 Prozent seiner Stellen zu streichen. 14 der 66 Mitarbeiter hätten eine Kündigung erhalten, hieß es. Dies sei eine Reaktion auf die Lage der Branche, Schulden seien nicht der Grund.

Fast die gesamte deutsche Branche befindet sich in der Krise. Kamen 2006 noch 20 Prozent der weltweit produzierten Solarzellen aus Deutschland und 15 Prozent aus China, wurden 2011 noch 6,7 Prozent der Solarzellen hierzulande hergestellt – im Vergleich zu 57,3 Prozent in China. 2007 stieg Q-Cells zum weltweit größten Solarzellenhersteller auf. 2011 lag Q-Cells nur noch auf Platz 13. Noch vor wenigen Jahren war die Nachfrage nach Solarzellen weit größer als das Angebot. „Jeder konnte damals Solarzellen verkaufen, egal wie die Qualität war“, sagt ein Branchenkenner. Doch inzwischen gibt es Überkapazitäten. Solarzellen sind zur Massenware geworden und die lässt sich in China billiger herstellen als im Hochlohnland Deutschland. „Teilweise ist dort die Qualität sogar besser, weil die Chinesen mit moderneren Maschinen arbeiten“, sagt der Branchenkenner. Q-Cells und andere deutsche Unternehmen hätten den Anschluss verpasst. Auch Michael Schmela, Chefredakteur des Fachmagazins Photon International, kommt zum Ergebnis: „Die Tage der Zellproduktion in westlichen Ländern sind gezählt.“

Dagegen könnte das Q-Cells-Werk in Malaysia für mögliche Investoren interessant sein. „In Deutschland könnte dann die Forschung und Entwicklung weiterlaufen, dafür werden aber weit weniger Leute benötigt“, sagt der Branchenkenner. Ein Investor könne nur aus dem außereuropäischen Ausland kommen, meint Michael Kunert, Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Kunert hegt aber nur wenig Hoffnung, dass das Unternehmen überlebt. Wenn überhaupt, seien nur Teile zu retten und dies nur mit Bürgschaften der Politik.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) äußerte sich im Mitteldeutschen Rundfunk vorsichtig optimistisch. „Bisher haben wir aus jeder großen Insolvenz eine Fortsetzungslösung entwickelt“, sagte er. Wie diese genau aussehen könnte, ließ er offen. Gleichzeitig betonte der Regierungschef, dass das Land keinesfalls die Schulden des Unternehmens aus dem Landeshaushalt bezahlen würde. Sachsen-Anhalts Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) sagte der „Mitteldeutschen Zeitung“, denkbar seien etwa „Förderung, steuerliche Aspekte oder auch Bürgschaften“. mit dpa

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