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Wüstenprojekt. Die Anlage von Solar Millennium in Kalifornien.

© p.-a./dpa

Solarkraftwerk: Zwei Millionen Spiegel in der Wüste

Solar Millennium baut in Kalifornien das größte Solarkraftwerk der Welt. Geld verdient haben die Erlangener damit noch nicht.

München - Was in der kalifornischen Wüste gerade errichtet wird, ist sechsmal so groß wie der Englische Garten in München – und der gehört mit rund vier Quadratkilometern zu den weitläufigsten Parks Europas. In Blythe, 350 Kilometer östlich von Los Angeles, hat der Bau des weltweit größten Solarkraftwerkes begonnen. Strom für mehr als 320 000 US-Haushalte soll hier einmal umweltschonend erzeugt werden, 5000 Arbeitsplätze wird das Projekt schaffen, zwei Millionen Tonnen CO2-Emissionen könnten vermieden werden.

Die Anlage wird von dem Erlanger Unternehmen Solar Millennium gebaut. Vorstandschef Christoph Wolff sagte auf der Bilanzpressekonferenz in München, für ihn sei es „ein Menschheitstraum“, aus der schier unerschöpflichen Kraft der Sonne Strom zu gewinnen.

Allerdings verzögert sich die endgültige Finanzierung mit Hilfe eines Umweltprogramms der US-Regierung um einige Monate von 2010 ins Jahr 2011 – auch damit begründet Wolff die schlechten Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr: Unter dem Strich verzeichnet das Unternehmen ein Ergebnis von minus 10,4 Millionen Euro, nach einem Plus von 34,6 Millionen im Vorjahr. Der Umsatz ging von 159,3 Millionen Euro auf 73,2 Millionen zurück – um mehr als die Hälfte also. „Der Kraftwerksbau ist langfristig angelegt“, begründete Finanzvorstand Oliver Blamberger das Ergebnis. Bis zum Sommer solle die Finanzierung des kalifornischen Mega-Projektes stehen, damit dürften die nächsten Zahlen wieder ganz anders aussehen. „Ich sehe uns weiterhin auf Wachstumskurs.“

In Blythe wird für 2,8 Milliarden US-Dollar (zwei Milliarden Euro) gebaut. 200 000 Tonnen Stahl werden verwendet und 2,1 Millionen Spiegel. Solar Millennium setzt auf das eigentlich sehr alte Prinzip der Solarthermie. Über die Spiegel wird Sonnenlicht an einem Punkt gebündelt und erhitzt eine Flüssigkeit. Mit dem Dampf wird eine Turbine angetrieben und Strom erzeugt. Schon in der Antike machte man ähnliche Experimente. „Richtig Kraft hat das aber erst durch Barack Obama bekommen“, sagte Vorstandschef Wolff. Der US-Präsident legte nach seiner Wahl vor etwas über zwei Jahren große Programme zur Förderung erneuerbarer Energien auf.

Die Führung von Solar Millennium ist im vergangenen Jahr runderneuert worden. Christoph Wolff betonte auf der Pressekonferenz, dass er seit 62 Tagen im Amt sei – und spielte damit auf seinen Vorgänger, den Manager Utz Claassen an. Der hatte den Job 74 Tage nach Amtsantritt hingeworfen – und die ausgehandelte Antrittsprämie von mehr als neun Millionen Euro mitgenommen.

Vom „Sondereffekt Professor Claassen“ sprach Finanzvorstand Blamberger denn auch. Würde man die neun Millionen Euro dazu rechnen, wäre die Bilanz fast ausgeglichen. Der Aufsichtsrat von Solar Millennium und Utz Claassen streiten derweil weiter vor Gericht. Während die Firma Teile des Geldes zurückverlangt, fordert Claassen noch weitere 7,1 Millionen Euro. Patrick Guyton

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