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Solarunternehmen: Sonnenuntergang

Die deutschen Solarunternehmen spüren die Krise und scheuen den Ausblick. Doch es gibt auch Hoffnungsschimmer.

Berlin - Der Chef des Berliner Solarpioniers Solon versuchte am Dienstag, die Enttäuschung zu dämpfen: „Wir machen eine Verschnaufpause“, sagte Thomas Krupke. Solon war 1998 zwei Jahre nach der Gründung das erste Solarunternehmen in Deutschland, das den Schritt an die Börse wagte. Und seitdem ging es praktisch nur bergauf. In den vergangenen Jahren steckte der Modulhersteller viele Hundert Millionen Euro in eine Erweiterung der Produktion, gründete Tochtergesellschaften in der Schweiz, Österreich, Italien und den USA. In Berlin-Adlershof entstand die neue Firmenzentrale. Und jetzt also Verschnaufpause. Die Kosten im Unternehmen werden überprüft, die Investitionen etwa für Maschinen verschoben, sagte Krupke weiter.

Solons Situation ist symptomatisch für die ganze Branche, in der das Wachstum derzeit an seine Grenzen stößt. Die Zahl der Solarmodulproduzenten und Zulieferer stieg innerhalb von drei Jahren von 50 auf mehr als 130 im Jahr 2008. Der Umsatz aller Unternehmen stieg von drei auf geschätzte acht Milliarden Euro. Die Solarwirtschaft beschäftigt heute rund 48 000 Menschen. Branchenvertreter fügten diesen Angaben bisher immer die Worte „Tendenz steigend“ hinzu, genau wie die Unternehmen bei der Präsentation ihrer Geschäftszahlen. Aber immer wieder hört man jetzt, dass Banken die ehrgeizigsten Solarparks in der Krise nicht mehr finanzieren wollen.

Das traf zunächst die Projektentwickler und nun zunehmend auch die Modulhersteller. Über Solon munkelte man Mitte 2008 noch, dass das Unternehmen die magische Zahl von einer Milliarde Euro Jahresumsatz erreichen könnte. Tatsächlich waren es 815 Millionen Euro, wie Solon am Dienstag bei der Vorstellung der vorläufigen Zahlen mitteilte. Das waren immer noch 62 Prozent mehr als im Vorjahr. Der operative Gewinn (Ebit) stieg gar um 70 Prozent auf 60 Millionen Euro. Der weltgrößte Modulhersteller Q-Cells aus Thalheim (Sachsen-Anhalt) teilte zugleich mit, dass sein Umsatz 2008 um 46 Prozent auf 1,25 Milliarden Euro gestiegen ist und der Gewinn um 28 Prozent auf gut 190 Millionen Euro. Und die Bosch-Tochter Ersol aus Erfurt gab bekannt, dass sie den Umsatz auf knapp 310 Millionen Euro fast verdoppeln und den operativen Gewinn (Ebit) gar mehr als verdreifachen konnte – auf 70,7 Millionen.

Die Erwartungen waren, etwa bei Solon, aber noch höher. Die Aktie fiel um bis zu vier Prozent und notierte bei Börsenschluss, noch drei Prozent leichter, bei 8,25 Euro. Robert Schramm von der Commerzbank begründete die Abschläge mit dem „mangelnden Ausblick“. Solon hatte diesmal gar keine Prognose gewagt: „Vor dem Hintergrund der schwierigen konjunkturellen Lage und der noch nicht verlässlich abschätzbaren Entwicklung wichtiger Märkte ist die Visibilität für das laufende Jahr weiter eingeschränkt“, so die Begründung.

Die steigende Exportquote der deutschen Solarbranche von derzeit 46 Prozent wird auf Festreden oft als Wachstumsindikator verkauft. Tatsächlich aber bringt die Tatsache, dass Unternehmen immer mehr Güter ins Ausland verkaufen, auch eine größere Abhängigkeit mit sich.  Spanien etwa, das ein üppiges Förderprogramm für die Solarindustrie aufgelegt hatte, scheint nun eine politische Kehrtwende zu vollziehen. Dort finde zurzeit „wenig“ statt, sagte Solon-Chef Krupke. Dagegen laufe Frankreich gut und in den USA gebe es eine steigende Nachfrage.

So hofft die gesamte Sonnenbranche auf Barack Obama und seine Nachahmer. Nur Wochen nachdem der neue US-Präsident die Wende zu den Erneuerbaren eingeleitet hatte, verkündete auch die japanische Regierung ein Konjunkturpaket mit einem Volumen von umgerechnet 100 Milliarden Euro. Das Land will jetzt auf die Steigerung der Energieeffizienz setzten – vor allem durch den Einsatz von mehr Solarmodulen.

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