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Trennungsschmerz. Solon-Mitarbeiter aus der Produktion in Berlin-Adlershof im Sommer. 70 von ihnen mussten seither gehen.Foto: Reuters

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Wirtschaft: Solon macht sich Hoffnungen

Der Berliner Solarsystemanbieter ächzt unter Schulden. Doch jetzt sind Geldgeber in Sicht

Berlin - Berlins größtes Solarunternehmen Solon bekommt womöglich eine zweite Chance. Nachdem im Sommer noch spekuliert worden war, dass das angeschlagene Unternehmen wegen Ende Dezember auslaufender Bürgschaften in die Insolvenz gehen könnte, zeichnet sich nun womöglich eine Lösung ab. Amtlich ist noch nichts, aber: „Wir sind im Gespräch mit potenziellen Investoren. Und wir werden hoffentlich noch in diesem Jahr alles unter Dach und Fach bringen können“, sagte Vorstandschef Stefan Säuberlich dem Tagesspiegel am Dienstag. Um welche Investoren es sich dabei konkret handelt, und in welchem Volumen sie bei Solon einsteigen, wollte er noch nicht sagen. Es handele sich aber nicht nur um kurzfristig orientierte Finanzinvestoren, sondern um Unternehmen, die selbst in der Solarbranche tätig sind, beteuerte er.

Auch die Gespräche über eine Verlängerung der von Bund sowie den Ländern Berlin und Mecklenburg-Vorpommern gewährten Kreditbürgschaft über 146 Millionen Euro kämen gut voran. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass es dabei zu einer Einigung noch in diesem Jahr kommen wird“, fügte Säuberlich hinzu. Ohne eine Verlängerung – das ist schon seit Monaten klar – stünde das vor gut 13 Jahren in Berlin-Kreuzberg gegründete Unternehmen vor dem Aus.

Dass die Lage weiter angespannt ist, geht aus den am Dienstag vorgelegten Zahlen für die ersten neun Monate des Jahres und des dritten Quartals hervor. „Wir haben das dritte Quartal mit hohen Verlusten abgeschlossen – die kommen aber nur zu einem geringen Teil aus unserem eigentlichen Geschäft. Der Großteil resultiert aus Abschreibungen von Altlasten“, fasste Säuberlich die neusten Zahlen zusammen. „Dadurch hatten wir per Ende September nach dem internationalen Rechnungslegungsstandard IFRS ein negatives Eigenkapital, aber nach deutscher Rechnungslegung ist unser Eigenkapital weiter positiv“. Daher muss Solon keine Insolvenz anmelden. Die Aktie verlor gestern gleichwohl neun Prozent.

Säuberlich hatte sich bereits vor Monaten den Sanierungsexperten Walter Bickel als Berater ins Haus geholt, der schon den Roboterhersteller Kuka gerettet hatte. Anfang Oktober rückte Bickel in den Vorstand auf und treibt nun den Umbau von einem klassischen Modulhersteller zum Anbieter kompletter Fotovoltaiksysteme voran.

Während Solon in der Produktion am Standort Berlin mittlerweile Kurzarbeit eingeführt und dort seit Sommer 70 Stellen abgebaut hat, stellt das Unternehmen neue Vertriebsmitarbeiter ein. Und die Firma sucht ihr Heil verstärkt im Ausland, wo sie bereits 61 Prozent der Umsätze erlöst: In Italien, im Sommer noch Sorgenmarkt für Solon, habe der Markt wieder stark angezogen, hieß es in der gestrigen Pflichtmitteilung. Auch der US-Solarmarkt werde sich in diesem Jahr wieder verdoppeln, wogegen der deutsche unter den Erwartungen zurückbleibe und von Überkapazitäten geprägt sei.

Solon versucht sich also gesundzuschrumpfen, trennte sich in dem Zusammenhang auch von der Fertigung des Werkes in Tucson, Arizona. Diese und ähnliche Schritte hinterlassen Spuren in den Zahlen: So sank der Umsatz in den ersten neun Monaten des Jahres auf 358 Millionen Euro – das waren elf Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum (403 Millionen). Im dritten Quartal fiel der Umsatz von gut 160 auf gut 136 Millionen.

Der Verlust im operativen Ergebnis (Ebit) stieg in den ersten neun Monaten dramatisch von 5,5 Millionen auf fast 114 Millionen Euro. Darin seien allerdings viele Sondereffekte enthalten. Um diese bereinigt, verbuchte Solon elf Millionen Euro Verlust. Immerhin, und das deutete Säuberlich als sehr gutes Zeichen, ist der Kapitalfluss wieder positiv: Im dritten Quartal habe man einen operativen Cashflow von 21,4 Millionen verbucht. Auch für das Gesamtjahr rechne er hier mit einem positiven Wert.

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