zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Solons Aktionäre gehen leer aus

Der indische Solarzellenhersteller Microsol will Mitarbeiter und Manager übernehmen. Die Schulden ist er aber los.

Berlin - Der Betrieb kann weitergehen. Das ist die gute Nachricht – zumindest für die meisten der 471 verbleibenden Mitarbeiter des Berliner Solarkonzerns Solon. Für die verbleibenden Aktionäre dagegen ist nun klar, dass sie ihr Geld verlieren werden. Das geht indirekt aus einer Mitteilung des Insolvenzverwalters Rüdiger Wienberg hervor. Der bestätigte am Donnerstag Berichte dieser Zeitung, wonach der indische Investor Microsol mit Sitz in den arabischen Emiraten nun ein verbindliches Angebot für große Teile des Solon-Geschäfts abgegeben hat. Das wird Wienberg bis Montag prüfen – und dann wohl formal absegnen.

Microsol will 311 der 326 Mitarbeiter der Konzernmutter übernehmen, in der die Verwaltung so wie die Abteilungen Forschung, Entwicklung, Einkauf und Vertrieb vereint sind. Bei der Modulproduktionsgesellschaft, die ebenfalls in Berlin-Adlershof sitzt, werden nur drei von 125 Stellen gestrichen. Die 177 Mitarbeiter der Tochter in der norditalienischen Provinz Padua und die 58 in Tucson im US-Bundesstaat Arizona können bleiben. Der Standort Greifswald mit 18 Solon-Mitarbeitern wird hingegen geschlossen. Für die kleine französische Konzerntochter mit zehn Mitarbeitern will Wienberg noch einen anderen Käufer finden.

Der Investor kauft also Mitarbeiterverträge und Inventar – allerdings nicht den Konzern als solchen. Mit dem Kaufpreis, über dessen Höhe Stillschweigen vereinbart wurde, werden Ansprüche der Gläubiger des mit über 400 Millionen Euro verschuldeten Konzerns bedient. „Die einfachen Aktionäre, die vielleicht auch zuletzt noch auf eine Gesamtübernahme spekuliert hatten, gehen leer aus“, sagte Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Von derSolon SE bleibe nur die juristische Hülle erhalten. Um das operative Geschäft weiterzuführen, wollen die Inder eine Solon Energy GmbH neu gründen – und zwar unter Leitung der bisherigen Vorstände Stefan Säuberlich und Lars Podlowski als Geschäftsführer, heißt es in Unternehmenskreisen. Es geht also weiter: mit alter Mannschaft, aber schuldenfrei.

Für den Bund, die Länder Berlin und Mecklenburg-Vorpommern könnte der Fall Solon aber nun teuer werden: Sie hatten einen Kredit über 146 Millionen Euro mit einer Bürgschaft abgesichert und dürften nun zur Kasse gebeten werden. Ob und wie viel gezahlt werden muss, könne man aber erst sagen, sobald der Kaufvertrag unterschrieben ist, hieß es gestern bei der Berliner Senatsverwaltung für Finanzen. Kevin P. Hoffmann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false