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Wirtschaft: Sommer, Sonne, Sinnsuche

Den Traumjob finden, Überflieger werden oder den eigenen Arbeitsplatz gestalten: Wie man es macht, kann man in Karriere-Ratgebern nachlesen. Doch nicht jedes Buch ist als Strandlektüre geeignet

ÜBERFLIEGER WERDEN

Was ist bei Bill Gates besser gelaufen als bei anderen und warum sind die Beatles so erfolgreich geworden: Wer sich in seinem Urlaub damit beschäftigen möchte, warum manche Menschen mehr Erfolg im Leben haben als andere, für den könnte der weltweite Bestseller „Überflieger“ von Malcolm Gladwell die passende Lektüre sein.

Das Buch ist allerdings kein wirklicher Ratgeber, hält also nicht direkt Tipps dafür bereit, wie man das Leben erfolgreicher gestaltet. Der US-Wirtschafts- und Wissenschaftsreporter Gladwell will vielmehr zeigen, warum unsere Vorstellungen davon, was einen Menschen erfolgreich macht, grundsätzlich falsch sind. An Beispielen macht er deutlich, unter welchen Umständen Erfolg begünstig wird – und dass das trotzdem nicht immer reicht, um Erfolg zu haben.

Gladwell betrachtet die soziale und kulturelle Herkunft etwa von Bill Gates und Robert Oppenheimer, beleuchtet ihr Umfeld, den Zeitpunkt der Geburt, ihre individuellen Chancen – und stellt dar, wie eben auch Glück oder Zufall in Erfolgsgeschichten eine wichtige Rolle spielen.

Auch wenn der Autor wissenschaftliche Studien zur Erhärtung seiner Thesen heranzieht: Die Geschichten sind durchgängig in lockerer, amüsanter Weise erzählt und eignen sich sicher auch als Strandlektüre. Zumal einige der dargestellten Zusammenhänge so schräg sind, dass sie schwer zu glauben sind, man sie aber durchaus gern liest. Wer also wissen will, wie mathematische Fähigkeiten mit Reisanbau zusammenhängen, wann man am besten geboren sein sollte, um kanadischer Eishockeyprofi zu werden oder wieso Koreaner eine Zeitlang die größten Bruchpiloten waren, sollte einen Blick in das Buch werfen. Florian Ernst

DEN TRAUMJOB FINDEN

Der Titel erinnert an die Ratgeber, die auf den Wühltischen der Buchhandlungen ausliegen: „Finde den Job der Dich glücklich macht.“ Das klingt nach einem Versprechen, das kein Autor der Welt halten kann. Doch einen Grund muss es ja haben, dass die Stiftung Warentest das inzwischen zum Klassiker avancierte Buch von Angelika Gulder 2008 mit dem Siegel „Sehr empfehlenswert“ ausgezeichnet hat. Man braucht nur ein paar Seiten, um dahinter zu kommen, was das Buch so lesenswert macht.

In angenehm lockerem Ton geht es um nichts Geringeres als die Ziele des Lebens. Der Leser hat dabei kaum Gelegenheit, sich passiv durch das Buch zu blättern. Immer wieder werden ihm konkrete Fragen gestellt, wird er aufgefordert, seine Gedanken dazu zu Papier zu bringen. Er soll den Begriff „Berufung“ erklären, den roten Faden seines Lebens finden und im „Karriere-Navigator“ seinen Kindheitsträumen und Stärken nachspüren – um dann Schritt für Schritt verlorengegangene Ziele wiederzuentdecken und an ihrer Umsetzung zu arbeiten.

Zum Traumjob will Gulder den Leser dabei gar nicht unbedingt führen, aber doch ein Stück weit mehr zu sich selbst. Manchem reiche es, einer erfüllenden Nebentätigkeit nachzugehen, sagt sie.

Wer sich in seiner freien Zeit gern gedankenfrei auf einer Sonnenliege zurücklehnt, sei gewarnt. Das Buch strengt an, ist aber gleichzeitig ein spannender Anreiz für Sinnsuchende. Marion Hartig

ERFOLGREICH MANAGEN

Sie sind Manager in einem Unternehmen und fragen sich, wie Sie Ihre Mitarbeiter besser motivieren? Eine Antwort darauf will das Buch „ErfolgsFaktor Emotionen“ von Winfried Panse und Holger von Wilmsdorff geben. Die Autoren versprechen nicht nur wissenschaftlich fundierte Informationen über die Bedeutung von Gefühlen in der Arbeitswelt, sondern auch Lesespaß. Zumindest letzteres aber halten sie kaum ein.

Menschen sind fühlende Lebewesen. Diese wenig revolutionäre These legen Panse und von Wilmsdorff dem jüngst erschienenen Buch zugrunde, um dann einen Schritt weiter zu gehen, und mit ihrer Management-Methode der Emotionalen Rationalen Qualität (EQu) zu belegen, dass Menschen wesentlich produktiver sind, wenn sie nicht nur auf einer rationalen, sondern auch auf einer emotionalen Ebene angesprochen werden.

In der ersten Hälfte des Buches hebt der Wirtschaftswissenschaftler Panse anhand zahlreicher Praxisbeispiele die Bedeutung grundlegender Emotionen wie Angst in der täglichen Arbeitswelt hervor. Sein Plädoyer: Manager sollten vor allem bei größeren betrieblichen Veränderungen auf die Gefühle ihrer Mitarbeiter eingehen, denn der Mensch sei nicht nur ein Homo Oeconomicus, sondern auch ein Homo Emotionalicus.

Im zweiten Teil wendet dann der Praktiker von Wilmsdorff die EQu-Management-Methode auf die Praxis an. Doch leider verfällt er dabei in eine schwer verständliche Fachsprache. Das Buch liest sich fortan wie eine staubtrockene wissenschaftliche Abhandlung, die dennoch nur an der Oberfläche kratzt. Statt die Methode im Detail vorzustellen, verweist von Wilmsdorff immer wieder auf die Seminare, die seine Consulting-Firma dazu anbietet, so dass dieser Abschnitt mehr wie eine Werbebroschüre mit wissenschaftlichem Anstrich daherkommt.

Das ist Schade! Denn es geht um ein interessantes Thema, das zumindest im ersten Teil sehr lesenswert ist. Panse schreibt erfrischend, lebensnah und einfach menschlich. Seine Ausführungen sind durchaus eine Anregung für Chefs, die ihre Firma voranbringen – und sich dabei nicht nur mit den nackten Geschäftszahlen, sondern auch mit den Emotionen ihrer Mitarbeiter auseinandersetzen wollen.Florian Kuhlmey

ZUKUNFT GESTALTEN

Die Zukunft ist weiblich. Darin besteht für die erfolgreichen amerikanischen Fernsehjournalistinnen Claire Shipman und Katty Kay kein Zweifel. Die Verfasserinnen des Buches „Womenomics“ beschreiben einen neuen, gleichnamigen Trend: Frauen haben die Möglichkeiten, die Arbeitswelt zu gestalten, auch weil sie gefragter denn je sind.

Das Buch richtet sich an gut ausgebildete Frauen, die angestellt beschäftigt sind. Die Autorinnen zeigen anhand ihrer eigenen beruflichen Entwicklung und zahlreicher Fallbeispiele welche Gestaltungsmöglichkeiten sich Frauen bieten. Zielgerichtete Fragen sollen die Leserinnen dazu anregen, persönliche Prioritäten herauszufinden. Außerdem werden Strategien beschrieben, mit denen diese Ziele erreicht werden können. Dabei betonen Shipman und Kay, dass ihr Buch kein Ratgeber sein will. Die Autorinnen wollen vielmehr die Berufswelt aus einer anderen Perspektive zeigen, im Sinne von: Vieles ist möglich.

Anhand zahlreicher amerikanischer Studien belegen die Autorinnen, dass durch den wachsenden Fachkräftemangel qualifizierte Frauen als Arbeitskräfte immer wichtiger werden. Sie zeigen, dass immer mehr Unternehmen erkennen, dass sie mit einem hohen Frauenanteil in Führungspositionen bessere Ergebnisse erzielen, auch weil Frauen einen offenen Führungsstil pflegen, der andere stärker einbezieht.

Dabei geht es Shipman und Kay nicht nur um die Karriere, sondern darum, wie Frauen erfolgreich berufliche und persönliche Ziele vereinbaren. Dass es in Zukunft nicht mehr den einen Job fürs Leben gibt, eröffne viele Chancen. Durch E-Mails und Laptops lassen sich flexible Arbeitsmodelle organisieren, die neue Freiräume schaffen, so die Autorinnen.

Frauen, die den Spagat zwischen Chef und Kinder leid sind oder die einfach mehr Freiheiten wollen, finden in „Womenomics“ viele Tipps, die trotz Wiederholungen nicht langweilen und auch als Urlaubslektüre geeignet sind. Die dargestellten Situationen sind zwar überwiegend auf amerikanische Verhältnisse zugeschnitten, sind aber in Zukunft auch in Deutschland denkbar.Katja Gartz

Claire Shipman, Katty Kay: „Womenomics,

1. Bestimmen Sie Ihre eigenen Erfolgsregeln 2. Leben und arbeiten Sie endlich so, wie Sie es wirklich wollen
“, Eichborn Verlag, Frankfurt a. M. 2010, 272 Seiten, 19,95 Euro

Malcolm Gladwell:

Überflieger. Warum manche Menschen erfolgreich sind – und andere nicht“,

Übersetzt von Jürgen Neubauer, Campus Verlag, Frankfurt am Main 2009, 272 Seiten, 19,90 Euro

Angelika Gulder:

Finde den Job, der dich glücklich macht.

Von der Berufung zum Beruf“,

Campus Verlag,

Frankfurt am Main 2007, 203 Seiten, mit Checklisten und Übersichten, 19,90 Euro

Winfried Panse und

Holger von Wilmsdorff: „ErfolgsFaktor

Emotionen
. Ziele

sicher erreichen

mit Soft Skills
“,

Redline Verlag,

München 2010,

220 Seiten,

24,90 Euro

Florian Ernst

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