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Wirtschaft: Sparen für die Zukunft

Mit zusätzlichen Geldanlagen lässt sich die Differenz zwischen Arbeitsentgelt und Altersrente verringern

Der Markt der Altersvorsorge boomt. Doch die Fülle an Finanzprodukten überfordert viele. Produkte, die höhere Renditechancen versprechen, sind grundsätzlich auch mit einem höheren Risiko behaftet. Traditionell setzen die Deutschen auf sichere Vorsorgeformen: festverzinsliche Sparanlagen, Kapital-Lebensversicherung, Immobilienkauf.

„Im Schnitt fehlen im Alter 200 bis 500 Euro pro Monat“, weiß Bernd Katzenstein vom Deutschen Institut für Altersvorsorge in Köln. Vielfach dürften rund 120 Euro für 30-Jährige reichen, um den privaten Grundstock fürs Alter anzulegen. Dabei hilft der Staat insbesondere Arbeitnehmern mit Zulagen und Steuer-Erleichterungen (siehe Kasten). Doch seit diesem Jahr gibt es einen Systemwechsel: Tendenziell werden Einzahlungen steuerfrei gestellt – auch bei der gesetzlichen Rente. Im Gegenzug werden alle Alterseinkünfte voll besteuert.

Für den Einstieg in das Vorsorgesparen empfiehlt Katzenstein insbesondere Lehrlingen und Berufseinsteigern die Geldanlage so genannter vermögenswirksamer Leistungen (VL) über die Firma. Dabei kann die Anlageform frei gewählt werden. Der Arbeitgeber spendiert häufig 40 Euro pro Monat. Doch auch wenn er diese freiwillige Sozialleistung nicht zahlt, lohnt es, den Betrag vom Lohn abzuzweigen und anzusparen. Wer VL erhält und nicht zu viel Gehalt hat, kann noch ein Geschenk vom Staat mitnehmen: die Arbeitnehmer-Sparzulage. Die Grenze liegt bei einem zu versteuerndem Jahreseinkommen – das Bruttoeinkommen kann wesentlich höher liegen – von 17 900 Euro (Verheiratete: 35 800 Euro). Vom Staat gefördert werden in der Regel Bausparverträge und Aktienfonds. Für Aktienfonds gibt es eine höhere Zulage als fürs Bausparen: 18 Prozent auf Einzahlungen bis 400 Euro pro Jahr. Wer vermögenswirksame Leistungen in Höhe von 40 Euro pro Monat bei fünf Prozent Jahresrendite über 25 Jahre anlegt, erreicht am Ende ein Vermögen von fast 23 000 Euro. Samt Zulage kamen Anleger mit deutschen Aktienfonds in den letzten 40 Jahren bis 2004 im Schnitt auf 10,6 Prozent Rendite pro Jahr. Das Ergebnis ist jedoch für die Zukunft nicht garantiert, denn bei Fonds gibt es im Gegensatz zu Lebensversicherungen keinerlei Garantien. Dafür sind Fondsguthaben wesentlich flexibler: Bei Bedarf kommt man auch zwischenzeitlich ans Geld, ohne dafür Strafgebühren zahlen zu müssen.

Geld vom Staat bekommen auch gesetzlich Rentenversicherte dazu, die aus privatem Vermögen in eine privat finanzierte zusätzliche Altersrente einzahlen. Bei der so genannten Riester-Rente können bis zu zwei Prozent des individuellen Bruttoeinkommens angelegt werden (maximal 1050 Euro). Pro Person legt der Staat dann 76 Euro Grundzulage sowie pro Kind nochmals 92 Euro darauf. Als Anlageformen sind jedoch nur spezielle Rentenversicherungen, Investmentfonds- und Bank-Sparpläne zugelassen (Mindestbeitrag: 60 Euro pro Jahr). Nach dem ersten Jahr schickt der Anbieter einen Antrag auf die Zulage zu (Dauerzulagenantrag). Als Rendite sind je nach Anlageform zwischen 4,5 und neun Prozent (Fonds-Sparpläne) realistisch.

Allerdings reicht die Riester-Rente allein nicht als Zusatzvorsorge aus. „Gibt es ein lukratives Angebot einer Betriebsrente, sollten Arbeitnehmer zugreifen“, empfiehlt der Hamburger Betriebsrenten-Experte Hans-Dieter Stubben. Jedoch geizen Arbeitgeber zunehmend mit solchen Zugaben. Also bleibt für Arbeitnehmer meist nur der Weg, einen Teil des eigenen Verdienstes in eine Betriebsrente einzuzahlen. Als Anlageformen dieser Entgeltumwandlung kommen insbesondere Direktversicherung, Pensionskasse und Pensionsfonds in Betracht. Jeder Arbeitnehmer kann für das Jahr 2005 maximal 208 Euro pro Monat in einen betrieblichen Vorsorge-Vertrag einzahlen, ohne dafür Lohnsteuer und SV-Beiträge zahlen zu müssen (nach § 3 Nr. 63 EStG). Am bekanntesten ist die Direktversicherung, also eine Lebensversicherung, die über die Firma angespart wird und daher zu den Betriebsrenten gehört.

Keinen Anspruch auf Riester-Rente und zumeist auch nicht auf Betriebsrente haben Unternehmer. Für sie wie vor allem auch für gut verdienende Angestellte lohnt womöglich die in diesem Jahr eingeführte Basisrente, auch Rürup-Rente genannt. Sie kann allerdings nicht vererbt werden, ist nicht auf Dritte übertragbar und wird nur als Rente ausgezahlt. Die Basisrente steht jedem Anleger offen, reizt aus steuerlichen Gründen aber vor allem Selbstständige. Bei 30 Prozent Steuersatz muss der Anleger für 2005 nur 8400 Euro (statt 12 000 Euro) aufwenden. In Betracht kommen nur Renten-Policen der Lebensversicherer, wobei es sehr große Leistungsunterschiede gibt. Wie immer bei Rentenversicherungen gilt auch bei der Basisrente: Frauen haben aufgrund ihrer längeren Lebenserwartung weniger Rente als Männer zu erwarten.

Anders bei Investmentfonds-Anlagen: Dort können Anteile jederzeit verkauft oder neue Anteile zugekauft werden. Zudem lässt sich die Höhe der Zahlungen jederzeit ändern. Fazit: Der Einstieg in die Vorsorge kann schon mit etwa 120 Euro im Monat gut gelingen.

Detlef Pohl

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