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Wirtschaft: Sparer gehen wieder auf Nummer Sicher

Sparkassen fordern mehr Spielraum für private Altersvorsorge

Berlin (shr). Immer mehr Deutsche haben genug von der Börse und legen ihr Geld lieber aufs Sparbuch, statt es in Aktien oder Fonds zu investieren. Das hat das Vermögensbarometer, eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag des Deutschen Sparkassen und Giroverbandes (DSGV), ergeben. „Das Sparbuch erlebt eine Renaissance“, sagte Thomas Mang, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des DSGV am Dienstag anlässlich des Weltspartags in Berlin.

Für 58 Prozent der Bundesbürger steht die Sicherheit beim Vermögensaufbau ganz oben. Es folgen Lebens- und Familienplanung mit 39 und 38 Prozent. 58 Prozent der Befragten gaben an, sich beim Vermögensaufbau vor allem auf ihr Sparbuch zu verlassen. Das sind acht Prozent mehr als in 2001. 20 Prozent und damit dreimal so viele Bürger wie im Vorjahr wollen das Sparbuch auch zur Absicherung ihres Einkommens im Alter anwenden. Beliebter sind nur die Lebensversicherungen: 70 Prozent aller Bürger haben eine solche Versicherung abgeschlossen. Aktien hingegen sanken in der Gunst der Anleger: „Nahmen in 2000 noch 31 Prozent der Bundesbürger diese Anlageform in Anspruch, waren es in diesem Jahr nur noch 26 Prozent“, sagte Mang. Hoch im Kurs bei den geplanten Anlagen für das Alter stehen mit 18 Prozent auch selbstgenutzte Immobilien. Auf Platz Drei folgt die betriebliche Altersversorgung mit 16 Prozent gegenüber fünf Prozent im Vorjahr.

Überhaupt rückt die private Altersvorsorge immer stärker ins Bewusstsein: „75 Prozent der gesamten Bevölkerung haben erkannt, dass es sehr wichtig ist, bei der finanziellen Absicherung über die gesetzlichen Systeme hinaus aktiv zu werden“, sagte Dietrich Hoppenstedt, Präsident des DSGV. „Immer mehr Bundesbürger sind zudem bereit, die Absicherung ihrer Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.“ Laut Vermögensbarometer vertrauen nur noch sechs Prozent der gesetzlichen Rentenversicherung. 61 Prozent – und damit sechs Prozent mehr als im Vorjahr – halten eine stärkere Eigenverantwortung für richtig. 42 Prozent der Bevölkerung gaben an, bereits eine Vorsorge im Rahmen der betrieblichen Altersversorgung vorzunehmen. Doch nur elf Prozent der Befragten hatten bis August 2002 einen Riester-Vertrag abgeschlossen. „70 Prozent der Anspruchsberechtigten planen keine Riester-Rente“, erklärte Mang.

Grund genug für Hoppenstedt, die Regierung zu weiteren Reformen in den Bereichen Vermögensaufbau und Altersvorsorge zu ermuntern. So seien Vereinfachungen im Riester-System erforderlich. „Die Kompliziertheit und Unübersichtlichkeit des gesamten Systems ist nach unseren Erkenntnissen der wesentliche Grund für die bisher mangelnde Akzeptanz.“ Außerdem sei es nötig, genügend Spielraum für private Altersvorsorge zu lassen. „Durch die aktuellen steuer- und sozialpolitischen Vorschläge werden diese Spielräume verengt“, kritisierte Hoppenstedt. Als Beispiele nannte er geplante Erhöhungen von Steuern sowie von Renten- und Krankenversicherungsbeiträgen.

Darüber hinaus übte Hoppenstedt Kritik an den Plänen der Bundesregierung zum Abbau der Wohneigentumsförderung und zur Besteuerung von Wertpapier-Veräußerungsgewinnen: „Die Wohneigentumsförderung ist aus unserer Sicht zur Altersvorsorge gut geeignet, da sie Mietzahlungen im Alter erspart.“ Auch die Besteuerung von Wertpapiergewinnen hält er für wenig sinnvoll. Die Veränderung der Besteuerungsgrundlagen verletze das Vertrauen der Anleger, die langfristig in Aktien und Fonds investiert hätten.

Laut Vermögensbarometer sind derzeit vier von zehn Personen mit ihrer gegenwärtigen finanziellen Situation zufrieden. Das sind vier Prozent weniger als noch vor einem Jahr. Entsprechend gestiegen ist hingegen die Zahl derjenigen, die ihre finanzielle Situation weniger gut oder sogar schlecht einstufen. Eine ähnliche Verschiebung gibt es auch bei der Einschätzung der künftigen finanziellen Situation: Der Anteil der Optimisten hat sich im Vergleich zum Vorjahr deutlich verringert, der Anteil der Pessimisten ist um den gleichen Wert gestiegen.

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