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Dunkle Zeiten. Wie die Commerzbank sparen viele Banken vor allem beim Personal.

© REUTERS

Sparmaßnahmen: Commerzbank streicht jede zehnte Stelle

Die Commerzbank muss sparen: Bis zu 6000 Arbeitsplätze sollen wegfallen – vor allem in Deutschland. Beim Betriebsrat und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi spricht man nun von einem „Horror-Katalog“.

Niedrige Zinsen, eine dümpelnde Konjunktur, das schwache Geschäft mit Privatkunden und eine stagnierende Kreditnachfrage: Die Banken reagieren auf die schwierigen Rahmenbedingungen mit drastischen Sparmaßnahmen beim Personal.

Die Commerzbank bestätigte am Donnerstag, dass weltweit bis zu 6000 Arbeitsplätze, davon 4600 Stellen in Deutschland, wegfallen sollen. Die Allianz schließt Mitte des Jahres ihre Bank; 450 Jobs gehen verloren. Und die HypoVereinsbank erwägt offenbar den Abbau von 600 Arbeitsplätzen. Auch die Chefs der Deutschen Bank, Anshu Jain und Jürgen Fitschen, werden womöglich Ende des Monats weitere Einschnitte bekannt geben – über den bislang bekannten Abbau von 2000 Stellen hinaus.

Am größten ist aber der Druck bei der Commerzbank. Ende September beschäftigte das Institut weltweit noch knapp 56 300 Menschen, im Inland waren es 43 400. Etwa zehn Prozent dieser Stellen sollen wegfallen. Über die Details wird ab Februar mit dem Betriebsrat verhandelt. Dort und bei der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi spricht man von einem „Horror-Katalog“ und einem „Frontalangriff“. Dies sei mit guten Bankdienstleistungen im direkten Kundengeschäft nicht vereinbar. Personalvorstand Ulrich Sieber sieht das anders: „Wenn wir unsere Ertrags- und Wachstumsziele unter anhaltend schwierigen Rahmenbedingungen erreichen wollen, sind Anpassungen der Personalstruktur notwendig.“

Seit der Übernahme der Dresdner Bank im September 2008 hat das zweitgrößte deutsche Geldhaus bereits 9000 Stellen gekappt, im vergangenen Jahr davon mehr als 2500. Aber auch das reicht nicht aus, wie Vorstandschef Martin Blessing bereits im November hatte durchblicken lassen. Finanz- und Staatsschuldenkrise, die Probleme mit der Schiffsfinanzierung, die schwache Konjunktur und die niedrigen Zinsen hatten das Betriebsergebnis der Bank in den ersten neun Monaten belastet. Es war zwar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich gestiegen. Damals aber hatten erhebliche Abschreibungen auf griechische Staatsanleihen das Ergebnis nach unten gezogen. Im eigentlichen Bankgeschäft hapert es: Das Ergebnis in der Privatkundensparte rutschte um fast 40 Prozent ab.

Von den Ende September in Deutschland beschäftigten 43 400 Menschen, waren etwa 14 000 in Hessen, 2200 in Baden-Württemberg und knapp 2000 in Berlin tätig. Verdi zufolge wird vor allem in der Privatkundensparte in Deutschland gekappt. Dort gebe es nach Angaben des Vorstandes Überkapazitäten von 30 Prozent, was rund 3400 Stellen entspreche.

Tatsächlich ist das Geschäft mit Privatkunden deutlich geschrumpft: Registrierte die Bank 2008 noch zwölf Millionen Wertpapier-Kauf- und Verkaufsaufträge waren es 2011 nur noch fünf Millionen und 2012 vermutlich noch weniger. Die Filialmitarbeiter, die ihre Job behalten, müssten sich, so Verdi, auf erheblich schlechtere Arbeitsbedingungen einstellen. 600 Commerzbanker sollen der Gewerkschaft zufolge zudem zu Tochterfirmen wechseln. Dort würden sie weniger verdienen, weil diese Unternehmen nicht nach Banktarif zahlen müssten. Ob einige der derzeit rund 1200 Filialen in Deutschland geschlossen werden, ist noch unklar.

Der Druck, der auf den Banken lastet, zeigt sich auch an der Schließung der defizitären Allianz-Bank, die der Versicherungskonzern am Donnerstag bekannt gab. Dort fallen Ende Juni 450 Stellen weg. Im Privatkundengeschäft habe man nicht profitabel wachsen können, heißt es. Dem muss auch die Hypo-Vereinsbank Tribut zollen. Dort werden angeblich bis Ende 2014 rund 1000 der 17 000 Stellen in Deutschland gestrichen und etwa 45 der rund 780 Filialen geschlossen.

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