zum Hauptinhalt
Abendlicht hinter der Commerzbank (mit gelber Beleuchtung am Turm) und der Bankenskyline von Frankfurt.

© Boris Roessler/dpa

Sparpläne der Commerzbank: Geldinstitut rüstet sich mit tiefen Einschnitten für die Zukunft

Die Commerzbank will sich „wetterfest“ machen. Tabus gibt es keine. Zugleich will die Bank mit Investitionen neue Privatkunden gewinnen.

Nach der Deutschen Bank will auch die Commerzbank mit einem radikalen Umbau in die Erfolgsspur zurückkehren. Nach der Zustimmung des Aufsichtsrates zur künftigen Strategie des teilverstaatlichten Instituts wollen Konzernchef Martin Zielke und Noch-Finanzvorstand Stephan Engels an diesem Freitag die tiefgreifenden Entscheidungen erläutern.

Das Kontrollgremium hatte vergangene Woche Eckpunkte der Strategie veröffentlicht. Diese sieht den Abbau Tausender Stellen vor sowie Filialschließungen und den Verkauf von Tafelsilber. Damit reagiert die zweitgrößte Privatbank Deutschlands auf Zinstief, Digitalisierung und den Wettbewerb. Mit der Strategie Commerzbank 5.0 werde das Geldhaus „wetterfest“, erklärte Zielke.

Im Frühjahr war der Versuch gescheitert, mit der Deutschen Bank einen Finanzriesen zu schmieden – nun muss sich die Commerzbank alleine beweisen. Die Deutsche Bank hatte schon Anfang Juli radikale Umbaupläne mit Milliardenkosten bekanntgegeben. Deutschlands größtes Geldhaus will bis 2022 rund 18.000 Stellen streichen und die Zahl der Vollzeitstellen auf etwa 74.000 senken.

Die Commerzbank kassierte am Donnerstagabend zugleich ihre Ertragsprognose. Da sich das Marktumfeld gerade im Firmenkundengeschäft verschärft habe, seien 2019 „nicht länger steigende bereinigte Erträge“ zu erwarten, hieß es. Bettina Orlopp soll neue Finanzchefin werden. Die 49-jährige bisherige Rechts- und Personalvorständin ist Nachfolgerin von Engels, der zur Danske Bank wechselt.

In den nächsten Jahren werden bei der Commerzbank konzernweit 4300 Vollzeitstellen gestrichen. Weil in strategischen Bereichen wie Vertrieb, IT und Regulatorik 2000 Jobs geschaffen werden, verbleibt unterm Strich ein Abbau von rund 2300 Stellen.

Das Filialnetz mit etwa 1000 Standorten wird die Commerzbank ausdünnen. Etwa 200 Zweigstellen sollen geschlossen werden. Die Kosten für Stellenabbau und Filialschließungen beziffert die Commerzbank auf 850 Millionen Euro. Auf der anderen Seite will die Bank 750 Millionen Euro in die Digitalisierung stecken.

Um diese Gesamtkosten von 1,6 Milliarden Euro zu stemmen, soll Geld aus dem Verkauf der polnischen Tochter mBank genutzt werden. Die Online-Tochter Comdirect will die Commerzbank dagegen ganz übernehmen. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft Verdi lehnt einen Personalabbau im Vertrieb der Commerzbank ab. Die Integration der Comdirect in die Commerzbank und den Verkauf der Mehrheitsbeteiligung an der polnischen mBank findet hingegen die Unterstützung der Gewerkschaft, wie Verdi am Donnerstagabend mitteilte.

„Gegen einen Personalabbau im Filialbereich sprechen wir uns ganz entschieden aus“, sagte Stefan Wittmann, bei Verdi für die Commerzbank zuständiger Gewerkschaftssekretär. Es gebe keinerlei Einsparpotenzial in den Filialen. Einen etwaigen weiteren Personalabbau in anderen Bereichen werde Verdi kritisch begleiten. Hierbei fordere die Gewerkschaft Transparenz und detailliertere Pläne.

Auf Kunden könnten derweil höhere Gebühren zukommen. „Künftig wird die Commerzbank (...) Leistungen differenzierter bepreisen“, heißt es. Nähere Angaben wurden zunächst nicht gemacht. Im Privatkundengeschäft will die Commerzbank bis 2023 unterm Strich mehr als eine Million neue Klienten gewinnen. (dpa/Reuters)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false