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Sparprogramm: Nokia Siemens Networks streicht 5800 Stellen

Dem deutsch-finnischen Netzwerkausrüster Nokia Siemens Networks (NSN) steht die nächste herbe Sparrunde bevor. Der Berliner Betriebsrat kritisiert das Management scharf.

Berlin - Wie der neue Chef Rajeev Suri am Dienstag in der Zentrale bei Helsinki mitteilte, soll NSN in den kommenden beiden Jahren bei Produktion und Verwaltung je 500 Millionen Euro weniger ausgeben als 2009. Im Zuge dieses Sparprogramms könnten weltweit sieben bis neun Prozent der 64 000 Stellen wegfallen, sagte Suri. Das entspricht fast 5800 Stellen. In Deutschland arbeiten derzeit noch 10 500 Menschen für NSN, die meisten in München und Berlin. Bei der Fusion der Netzwerksparten im April 2007 waren es bundesweit noch 2300 Mitarbeiter mehr.

Auch das Werk am Siemensdamm in Berlin-Spandau war 2007 von der Sparwelle getroffen worden. Dort mussten rund 300 von 1800 Mitarbeitern das Haus verlassen. NSN hat in Berlin eine Fertigungsabteilung für optische Systeme. Zudem entwickeln die Berliner Abrechnungssysteme wie zum Beispiel Pre-Paid-Karten für Handys.

NSN-Gesamtbetriebsratschef Georg Nassauer kritisierte den geplanten Stellenabbau am Dienstag, zeigte sich aber offen für den ebenfalls geplanten organisatorischen Umbau des Unternehmens. „NSN braucht gerade jetzt effiziente Strukturen. Dagegen hat niemand etwas. Aber Organisationsänderungen müssen mit Augenmaß und zielgerichtet am Kunden ausgerichtet sein“, schrieb er in einer Erklärung. Die Wirtschaftskrise könne zudem nicht allein als Argument für die jüngsten Umsatzeinbrüche herhalten. Wenn der Weltmarkt insgesamt um vier Prozent schrumpft, NSN aber 20 Prozent Umsatz verliert, dann sei der Einbruch auch hausgemacht. „NSN hat an etlichen Stellen ein Führungsproblem. Viele fragen inzwischen: ,Können die das?’“, schrieb Nassauer weiter.

Dem Tagesspiegel sagte der Betriebsratschef, er glaube nicht, dass die deutschen Standorte zu hart getroffen werden. „Unsere Leute sind überwiegend sehr gut qualifiziert. Und die braucht das Unternehmen, wenn es wachsen will.“ NSN habe nur durch aggressives Wachstum eine Chance, auf dem Weltmarkt für Telefonausrüstung zu bestehen.

NSN steht derzeit im Preiskampf mit Branchenführer Ericsson und den chinesischen Rivalen Huawei und ZTE. Das Sparprogramm und den Stellenabbau lässt sich NSN zunächst mehr als 500 Millionen Euro kosten. Noch vor der jüngsten Abschreibung von gut 900 Millionen Euro auf Nokias Hälfte hatte Siemens-Finanzchef Joe Kaeser angekündigt, sein Konzern werde die Probleme bei der Gemeinschaftstochter „aktiv angehen“. Siemens betrachte seinen Anteil an NSN zudem nicht mehr als strategisch. kph

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