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Wirtschaft: SPD stellt Firmenjäger an den Pranger

Spekulanten seien Schuld an der Wirtschaftsmisere

Berlin – Die SPD hat jetzt Schuldige an der gegenwärtigen Wirtschaftsmisere identifiziert. In einem Fraktionspapier werden die Beteiligungsfirmen KKR, Apax, Carlyle, BC Partners, Advent, CVC, Permira, Saban Capital und Blackstone genannt. Diese Investoren haben zahlreiche deutsche Unternehmen aufgekauft – unter anderem Siemens Nixdorf, MTU, Rodenstock und die Grüne Punkt-Firma Duales System Deutschland. Der Vorwurf: Den Investoren gehe es nur um ihren Gewinn. Das Schicksal der übernommenen Firmen und der Arbeitnehmer sei ihnen egal. Jüngstes Beispiel, so meint der SPD-Fraktionsvize Ludwig Stiegler, sei die Deutsche Börse AG. Deren Großaktionär TCI hatte kürzlich die Übernahme der Londoner Börse vereitelt und will nun Vorstand und Aufsichtsrat auswechseln – „aufgrund kurzfristiger Spekulationen“, kritisiert SPD-Mann Stiegler.

Stieglers Parteifreund, Rainer Wend, schlägt dagegen moderatere Töne an und warnt vor einer Verteufelung ausländischer Investoren. Auch die Unternehmen, die in dem SPD-Papier erwähnt werden, seien nicht allesamt „Ausbeuter“, sagte Wend dem Tagesspiegel am Sonntag. Es gehe vielmehr um Einzelfälle. Um die Zerschlagung deutscher Firmen durch Investoren zu vermeiden, müsste nach Meinung des Vorsitzenden des Bundestags-Wirtschaftsausschusses die Ausstattung des Mittelstands mit Eigenkapital gestärkt werden.

Dass Beteiligungsfirmen Schaden anrichten, weisen Experten jedoch zurück. Finanzinvestoren würden einen wesentlichen Beitrag leisten, traditionelle Branchen zu modernisieren, zitiert die „Wirtschaftswoche“ Ulrike Lüdke. Lüdke hatte eine Studie über die Entwicklung von Firmen geleitet, an denen sich zwischen 1997 und 1999 Finanzinvestoren beteiligt hatten. Das Ergebnis: Die Firmen in Private-Equity-Hand seien zwischen 1998 und 2003 doppelt so schnell gewachsen wie Unternehmen vergleichbarer Branchen und ähnlicher Größe. Das gelte auch für die Jobs: Während die übernommenen Firmen die Zahl der Mitarbeiter jährlich um 4,5 Prozent erhöht hätten, seien es in der Vergleichsgruppe nur 3,9 Prozent gewesen. „Private-EquityGesellschaften leisten einen wesentlichen Beitrag zur Schaffung neuer Arbeitsplätze“, sagt Lüdke.

Allein im vergangenen Jahr wurden von Finanzinvestoren 61 deutsche Firmen für insgesamt rund 20 Milliarden Euro aufgekauft. Dabei führt Blackstone die Hitliste der größten Unternehmenskäufe in Deutschland an – für drei Milliarden Euro übernahm der amerikanische Investor den Kronberger Spezialchemiekonzern Celanese. dro/hej

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