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Spielwarenbranche: Großer Umsatz mit Kleinen

Die Spielwarenbranche erhofft sich bessere Geschäfte mit Babyartikeln - und steht mit einer eigenen Halle im Fokus der diesjährigen Nürnberger Spielwarenmesse.

Nürnberg - Die Spielwarenbranche in Deutschland setzt jetzt verstärkt auf die Kleinsten. „Da ist noch viel Luft nach oben“, sagt Werner Lenzner vom Marktforschungsunternehmen Eurotoys mit Blick auf Spielzeug für Babys. Genau aus diesem Grund steht es mit einer eigenen Halle im Fokus der diesjährigen Nürnberger Spielwarenmesse. Die weltgrößte Schau der Branche öffnet am morgigen Mittwoch. Während ein deutsches Kleinkind unter drei Jahren pro Jahr Rasseln, Beißringe und Plüschtiere für 156 Euro bekommt, geben Eltern und Großeltern in Großbritannien mit 291 Euro fast doppelt so viel aus, hat Eurotoys ermittelt. Auch gegenüber französischen Säuglingen mit 247 Euro hat der heimische Nachwuchs zumindest statistisch einigen Nachholbedarf.

Handel und Hersteller hierzulande müssten das Geschäft aktiver angehen, findet auch der Saarbrücker Uni-Professor Joachim Zentes, der soeben eine Studie zum Babyspielzeugmarkt erstellt hat. Demnach wächst das Segment nicht nur im Export wegen des globalen Bevölkerungswachstums, sondern sogar auch in Ländern mit rückläufiger oder stagnierender Geburtenrate. Garant dafür ist der Trend, dass Eltern pro Kind mehr Geld ausgeben als früher. Dabei rangiert der Preis beim Kauf von Babyspielzeug laut Zentes weit hinten. Gekauft wird hier primär nach den Kriterien Sicherheit und Qualität.

Wenn in Deutschland die Geburtenrate wie zuletzt bei etwa 674 000 Säuglingen pro Jahr stabil bleibt, ist in diesem Bereich dennoch mit steigenden Umsätzen zu rechnen, schätzt auch Lenzner. Vor allem heimische Hersteller wie Haba könnten profitieren, weil sie im Urteil der Verbraucher für Sicherheit und Qualität stehen, anders als viele Konkurrenten vor allem aus Fernost. Auch Marketingexperten sind optimistisch, dass mit Babys noch mehr Geschäft zu machen ist. Anders als der vor wenigen Jahren gefloppte Versuch, ältere Erwachsene verstärkt für den eigenen Bedarf in Spielwarenläden zu locken, konzentriere sich die Branche nun auf eine vielversprechende und von zahlungskräftigen Eltern oder Großeltern getragene Kernzielgruppe.

Ohnehin schwimmt die zuvor jahrelang unter Druck stehende Branche derzeit auf einer Welle der Zuversicht. Denn im Krisenjahr 2009 sind in Deutschland die Umsätze mit klassischem Spielzeug um rund fünf Prozent auf 2,4 Milliarden Euro gestiegen und haben damit die kühnsten Erwartungen vor Weihnachten übertroffen. „Das ist der höchste Zuwachs seit wohl 20 Jahren und international Spitze“, bestätigt Lenzner. An Kindern werde eben auch in schlechten Zeiten nicht gespart. Trendforscher stellen dann vielmehr einen Rückzug ins Private fest, auch für die Spielwarenbranche in mündet das in bessere Geschäfte.

Um davon im Handel oder als Hersteller profitieren zu können, ist allerdings auch ein guter Riecher für die Kundenwünsche nötig. Rund 70 000 Neuheiten werden jedes Jahr neben etwa einer Million weiterer Produkte auf der Nürnberger Messe präsentiert. Die Neuheiten bringen mehr als die Hälfte des Umsatzes, sagen Händler wie der Chef des Einkaufsverbands Idee und Spiel, Otto Umbach. Er setzt 2010 auf Spielzeug für draußen. Andere Experten sehen das ähnlich. Trampolins, Skateboards, Tretroller oder Wurfspiele muss man im Sortiment haben.

Die Nürnberger Spielwarenmesse ist eine reine Fachmesse ohne Zutritt für Verbraucher. Bis zum 9. Februar zeigen 2625 Aussteller ihre Produkte, zwei Prozent weniger als im Jahr zuvor. Messechef Ernst Kick spricht dennoch von voll belegten Hallen. Erwartet werden erneut mindestens 75 000 Besucher.

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