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Wirtschaft: Sportartikel: Trittbrettfahrer bringen den Markt auf Tempo

Auch alte Hasen auf der Münchner Sportartikelmesse Ispo können sich nicht nicht mehr so richtig erinnern, wann ein Sportgerät aus Deutschland das Zeug hatte, einen Siegeszug um die Welt zu starten. Das Kickboard - ein Tretroller für Erwachsene - könnte es schaffen.

Auch alte Hasen auf der Münchner Sportartikelmesse Ispo können sich nicht nicht mehr so richtig erinnern, wann ein Sportgerät aus Deutschland das Zeug hatte, einen Siegeszug um die Welt zu starten. Das Kickboard - ein Tretroller für Erwachsene - könnte es schaffen. Das Gefährt, das in immer größerer Stückzahl durch deutsche Städte rollt, ist nämlich ausnahmsweise keine US-Erfindung, die nun nach Europa schwappt, sagt Alexander Laube vom führenden Kickboard-Hersteller K2 Skisport und Mode GmbH in Penzberg bei München. Erfunden haben den neuen Trendsetter der Sportartikelbranche zeitgleich Ende 1998 der Berliner Sieghardt Straka und der Schweizer Wim Ouboter.

Während Straka damit in Eigenregie den Markt betreten hat, produziert der deutsche Ableger der US-Firma K2 nach den Plänen des Schweizers. K2, eigentlich bekannt durch Skier und Inlineskates, reklamiert für sich, das Gerät unter dem Namen Kickboard hier zu Lande zuerst angeboten zu haben. Als auffrisierter Kinderroller belächelt worden sei das Kickboard als es K2 im Vorjahr bei der Ispo vorgestellt hatte, erinnert sich Laube. 5000 Stück habe man zunächst als "Versuchsballon" produziert, dann das Volumen aber noch verdreifachen müssen. Rund zwei Drittel davon seien in Deutschland abgesetzt worden. Auch dieses Jahr wird der Absatz nur von der Produktionskapazität bestimmt. "Das wird nicht verkauft, das wird nur noch verteilt," beschreibt der Sprecher des Verbands der europäischen Sportartikelindustrie, Siegfried Paßreiter, die Kickboard-Konjunktur.

Die Roller sind chronisch ausverkauft

Seit Anfang des Jahres meldet der Fachhandel beim Kickboard und seinen mittlerweile auf den Markt kommenden Varianten chronisch ausverkauft. "Das wird Ausmaße annehmen wie zuletzt bei Inlineskates," glaubt der Präsident des Verbands Deutscher Sportfachhandel (VDS), Werner Haizmann, selbst ein bekennender Kickboarder. Das drei- oder vierrädrige und klappbare Gefährt mit der Haltestange biete gerade in Städten eine nie dagewesene Möglichkeit der Mobilität, schwärmt er. Auch den ökonomischen Nutzen vergisst Haizmann über aller Begeisterung aber nicht. Das Kickboard sei das ideale Weihnachtsgeschenk, könne einen neuen Breitensport auslösen und werde dem lange darbenden Sportfachhandel "noch ganz tolle Umsätze" bescheren. Andere sind weniger euphorisch. Es sei schwer einzuschätzen, ob der Roller mehr als ein kurzfristiger Trend sei und wirklich in die Dimensionen von Inlineskates hineinwachsen könne, die seit einigen Jahren ein bestimmender Trend der Sportartikelbranche sind, meint Paßreiter.

Auch K2 will noch abwarten, bevor der Roller mit Verkaufspreisen von 400 bis 500 Mark zum neuen Megatrend ausgerufen wird. Schon dieses Jahr wollen die Penzberger rund 120 000 Kickboards verkaufen, größtenteils in Deutschland. Für 2001 haben sie mindestens 200 000 Stück im Visier. Das Potenzial zu einem anhaltenden Verkaufsschlager habe das Kickboard durchaus, schätzt Laube. Das Gefährt sei zum einen Sportgerät und Transportmittel in einem. Ein anderer großer Vorteil sei, dass man das Fahren damit nicht lernen müsse. Deshalb gebe es auch keine eigentliche Zielgruppe.

Es werde von jugendlichen Inlineskatern als eine Art Zweitboard ebenso in der Halfpipe benutzt wie von Anzugträgern auf dem Weg zur Bank. Auch vor Nachahmern ist K2 nicht bange.

Wenn nun Kaffeeröster anfangen, Imitate auf niedrigstem Qualitätsniveau anzubieten, wie das auch bei Inlineskates geschehen sei, werden Käufer schnell auf Qualitätsware umsteigen, glaubt Laube. Zudem soll der Kickboard-Gedanke nun auch verstärkt in andere europäische Länder und das K2-Mutterland USA exportiert werden. Auch dort soll das rund sechs Kilogramm schwere und im Normalfall zehn bis 15 Stundenkilometer schnelle Gerät demnächst für Furore sorgen. Für K2 ist das Kickboard schon jetzt wichtig: Von den erwarteten rund 200 Millionen Mark Umsatz, werden etwa 30 Millionen Mark auf die Kickboards entfallen. Auch die Produktionsmenge von 120 000 Stück sei gemessen an der rund eine Million in Europa verkauften K2-Inlineskates relativ viel. Insgesamt werden in Europa dieses Jahr wohl von allen Herstellern 300 000 bis 400 000 Kickboards verkauft werden, schätzt der Marktführer.

Thomas Magenheim-Hörmann

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