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Vom Verlustbringer zur Lifestyle-Marke. Puma ist nach Nike und Adidas der drittgrößte Sportartikelhersteller der Welt. In 17 Jahren hat Jochen Zeitz den Konzern fit gemacht.

© dpa

Sportartikelhersteller: Puma-Chef auf dem Sprung

Jochen Zeitz zieht sich aus dem Tagesgeschäft zurück und wird Verwaltungsrat. Der Noch-Vorstandschef nimmt die Suche nach einem Nachfolger selbst in die Hand.

Berlin - Jochen Zeitz ist ein durchtrainierter Manager. Einen Spagat beherrscht er perfekt: Er fühlt sich als Vorstandsvorsitzender seinen Shareholdern verpflichtet und gefällt sich zugleich als Querdenker seiner Branche. Am Montag stellte er dieses Talent erneut unter Beweis: Zeitz kündigte überraschend seinen Rücktritt als Vorstandschef von Puma an. Nach 17 Jahren an der Spitze des drittgrößten Sportartikelherstellers der Welt zieht sich der 47-Jährige aus dem Tagesgeschäft zurück. Es ist jedoch kein Abschied aus dem Herzogenauracher Unternehmen, das sich vom Verlustbringer zu einer begehrten Lifestylemarke entwickelt hat. Wenn ein Nachfolger für ihn gefunden ist, soll Zeitz Verwaltungsratschef der Puma SE werden – einer europäischen Aktiengesellschaft, in die das Unternehmen umgewandelt wird.

Nach einem neuen Vorsitzenden der Geschäftsführung (CEO) werde ab sofort gesucht, teilte Zeitz am Montag mit. Interne und externe Kandidaten seien denkbar. Der Noch-Chef nimmt die Suche selbst in die Hand und will so lange wie nötig im Amt bleiben. Im April 2011 soll die Hauptversammlung dann über die Umwandlung der AG in eine SE (Societas Europaea) abstimmen. Eine Mehrheit von 75 Prozent der anwesenden Stimmen ist erforderlich. Die Zustimmung gilt als sicher, weil allein der französische Großaktionär PPR rund 71 Prozent der Stimmen kontrolliert. Die alte Struktur mit Vorstand und Aufsichtsrat ist dann Geschichte. Stattdessen wird ein Verwaltungsrat nach internationalem Vorbild eingeführt.

Jochen Zeitz.
Jochen Zeitz.

© AFP

Zeitz geht also weder ins Kloster, noch wird er Farmer in Afrika. Beides ist nicht so abwegig wie es klingt. Gemeinsam mit dem Benediktiner-Pater Anselm Grün hatte der Puma-Chef zuletzt in einem Buch („Gott, Geld und Gewissen“) mit Überlegungen zu einem neuen „Öko-Kapitalismus“ für Schlagzeilen gesorgt. „Nur Profite zu maximieren war gestern“, sagte Zeitz in einem Interview. Heute gehe es um nachhaltiges Wirtschaften. Schon seit Jahren engagiert sich der Manager, der zuletzt bis zu sieben Millionen Euro im Jahr verdiente, in Afrika. Puma kooperiert mit „Gemeinsam für Afrika“, einer bundesweiten Kampagne von 30 Hilfsorganisationen. Zeitz besitzt privat eine große Farm in Kenia, mit angegliederter Schule und Forschungsstation.

Der künftige Puma-Verwaltungsratschef wird zusätzlich zwei neue Aufgaben im PPR-Konzern übernehmen, dem Mehrheitseigentümer des deutschen Unternehmens. Dadurch gewinnt Zeitz an Einfluss in Paris – und er bleibt seinem Lieblingsthema treu: er wird zuständig für die Nachhaltigkeit bei PPR. Noch wichtiger aber wird die Leitung des neuen PPR-Bereichs „Sport & Lifestyle“. Zu diesem gehört die Marke Puma. PPR-Chef Francois-Henri Pinault will den Bereich zum zweiten Standbein neben dem Luxussegment mit der Marke Gucci machen. Der Sportbereich solle in den nächsten Jahren wachsen. Ziel sei es, starke und sich ergänzende Marken aufzubauen. „Wir schauen uns nach Akquisitionen um“, sagte Zeitz am Montag. Ende Oktober will Puma die Pläne für 2011 bis 2015 vorstellen. mit rtr

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